Preisverleihung prix pegasus – Mobilitätspreis Schweiz

Bern, 23.06.2004 - Der grosse Förderpreis von EnergieSchweiz für nachhaltige Mobilität wurde anlässlich des 7. Internationalen Energieforums sun21 zum zweiten Mal verliehen. Es wurden 2 Projekte ausgezeichnet: „Swiss-Farmer-Power – Biogas vom Bauern wird zum Treibstoff für morgen“ und „Bouquet de transport – Mobilitätsmanagement im Unternehmen“.

In unserem Land beansprucht die Mobilität heute rund 40% des Gesamtverbrauchs an
fossiler Energie (Benzin, Diesel) – Tendenz steigend. Damit ist der Verkehr der grösste und am stärksten wachsende Verursacher von CO2-Emissionen. Gute Ideen für eine Trendumkehr sind nach wie vor dringend gefragt. EnergieSchweiz und sun21 wollen mit dem prix pegasus den Schweizer Innovationsgeist fördern und so der energieeffizienten Mobilität zum Durchbruch verhelfen. „Der Treibstoff der Zukunft sind die guten Ideen, heute fördern wir sie“, fasst Hans Luzius Schmid, Stv. Direktor Bundesamt für Energie und Jurypräsident, den Grundgedanken der Preisausschreibung prägnant zusammen.

Neue Energie für Verkehrslösungen: 47 innovative Mobilitätsideen eingereicht

Die Jury hatte die nicht ganz leichte Aufgabe, aus den 47 Wettbewerbseingaben die überzeugendsten Projekte für eine energieeffiziente, nachhaltige Mobilität zu eruieren. Die Eingaben umfassten visionäre Fahrzeugtechnologien, clevere Marketingstrategien, innovative Dienstleistungsangebote sowie originelle Sensibilisierungskampagnen. Die breite Palette der Projektideen zeigt einmal mehr: Die Mobiltätsproblematik ist vielschichtig und lässt sich kaum mit einem einzigen Ansatz umfassend lösen. Die Jury hat sich deshalb entschieden 2 Projekte zu prämieren, welche jeweils bei einem wichtigen Ansatzpunkt ansetzen: eines bei der Energieerzuegung, das andere beim Mobilitätsverhalten von Erwerbstätigen.

1. Preis: „Swiss-Farmer-Power“– mit 1 Kuh 3 000 km Autofahren

Der Hauptpreis (Preissumme 80'000.-) geht an das Projekt „Swiss-Farmer-Power - Biogas vom Bauern wird zum Treibstoff von morgen“. Projektverfasser ist der Verein ITZ Innovations-Transfer Zentralschweiz in Horw.

Ziel des Projektes ist es, aus Mist und Gülle Biogas herzustellen und damit umweltfreundlichen Treibstoff für Erdgasfahrzeuge zuliefern. Mit der jährlich anfallenden Güllemenge einer einzigen Kuh (Grossvieheinheit) lässt sich 3’000 km Autofahren und 400 kg CO2 Emissionen reduzieren. Das Projekt beinhaltet die Planung für den Bau einer ersten Pilotanlage, in welcher Biogas gewonnen, zu Erdgasqualität aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespiesen wird. Als willkommenes Nebenprodukt entsteht bei der Gülleaufbereitung zudem wertvoller Nährstoffdünger (Stickstoff, Phosphor, Kalium).

Der Kanton Luzern weist im schweizerischen Durchschnitt weit überdurchschnittliche Tierbestände und entsprechend hohe Tierdichten mit bis zu 400 GVE (Grossvieheinheiten) pro km2 auf. Dies ist in Bezug auf die industrielle und wirtschaftliche Biogasgewinnung eine ideale Voraussetzung. Rund 30’000 Gasfahrzeuge könnten mit CO2-neutralen Biogas aus Luzerner Gülle und Mist betrieben werden. Zudem könnten rund 1 Mio. Fahrkilometer beim sogenannten „Gülletourismus“ eingespart werden: Direkte Folgen der intensiven Tierhaltung sind regional massiv überhöhte Bodenbelastungen mit Phosphor und sehr hohe Ammoniakemissionen in der Luft. Um die Nährstoffbilanz wieder ins Lot zu bringen, werden von den Bauern jährlich über 250 000 Tonnen Gülle und Mist, teilweise über grosse Distanzen exportiert.

Jurywürdigung: Das Projekt ist innovativ, hat Pilotcharakter und leistet einen positiven Beitrag in mehreren Umweltbereichen: Neben der Produktion eines umweltfreundlichen
Treibstoffes für Fahrzeuge, leistet das Projekt einen Beitrag zum Schutz der Luft sowie der Böden und Gewässer. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft sind Bio- Treibstoffe ein zentraler Baustein. Denn der Verkehr ist das grösste Sorgenkind, wenn es darum geht, den Ausstoss des Treibhausgases CO2 zu senken. Die Förderung von Gastreibstoffen zur Verbesserung von Klima und Luft ist unbestritten. Das Potenzial für die Treibstoffproduktion aus Mist und Gülle ist gross. Beim vorliegenden Projekt ist besonders überzeugend, dass aus einem bisher ungenutzten und im Überfluss vorhandenen Nebenprodukt (sprich: zuviel Gülle) ein wertvolles Nutzprodukt (sprich: Biogas und hochwertiger Dünger) gewonnen wird. Dass ein Nebenprodukt als Grundlage dient, ist in einer Zeit knapper werdender fossiler Ressourcen und steigender Benzinpreise ein weiterer Pluspunkt. Zudem wird begrüsst, dass sich die Projektverfasser auch für die Förderung von Gasfahrzeugen und den Ausbau des Gastankstellenmetzes im Kanton Luzern einsetzen möchten. Biogas wird sich im Treibstoffmarkt nur durchsetzen, wenn die Nachfrage nach Gasfahrzeugen in den nächsten Jahren deutlich zunimmt.

2. Preis: „Bouquet de transports“ - attraktives Mobilitätsangebot für Angestellte

Der Anerkennungspreis (Preissumme: 20'000.-) geht an das Projekt „Bouquet de transports - Mobilitätsmanagement im Unternehmen“. Projektverfasser ist die Bau- und Umweltschutzdirektion der Stadt Genf.

Ziel des Projektes ist es, den Berufs- und Pendlerverkehr in Genf ökologischer zu gestalten. Die Genfer Stadtverwaltung geht in einem ersten Schritt mit gutem Beispiel voran und bietet hierzu ihren 3‘500 Angestellten eine attraktive Auswahl an „pfannenfertigen“ Mobiliätsangeboten. Das „Bouquet de transport“ umfasst unter anderem: 50 Velos zur freien Benutzung für Geschäftsfahrten, massiv vergünstigte ÖV-Abos, Mitgliedschaft bei einer CarSharing Gesellschaft, Internetplattform zur Förderung und Vermittlung von Fahrgemeinschaften in der Region „Frankreich-Waadtland-Genf“ (www.covoiturage.ch), Parkplatzbewirtschaftung, etc.. Mit diesen Angeboten wird den Angestellten die Wahl und Nutzung von umweltschonenden Fortbewegungsarten stark erleichtert. Firmen werden nicht nur mittels Workshops ermuntert ihren eigenen Angestellten ein umfassendes „Bouquet de transport“ anzubieten, sondern sie werden auch aktiv bei der technischen Umsetzung sowie bei der Etablierung von geeigneten Managementinstrumenten unterstützt und beraten. Unternehmungen wie der Internationale Flughafen Genf (6'500 Angestellte), das Universitätsspital Genf (8'000 Angestellte) sowie die Organisation der Vereinten Nationen (14'000 Angestellte) haben sich vom „Bouquet de transport“ bereits inspirieren lassen und entwickeln zurzeit ihr eigenes Mobilitätsmanagement.

Jurywürdigung: Die Zahl der Erwerbstätigen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, ist in
den letzten Jahrzehnten markant gestiegen. Im Jahr 2000 fuhr knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen mit dem Auto zur Arbeit (49.2%) während es 1970 erst 23.3% waren. Firmen und Pendler sind deshalb sehr wichtige Zielgruppen, wenn es um die Förderung einer nachhaltigen Mobilität geht. Das vorliegende Projekt setzt bei dieser wichtigen Zielgruppe an und arbeitet mit einem einflussreichen Akteur (sprich der Unternehmungsführung) zusammen. Zudem wird begrüsst, dass die Genfer Stadtverwaltung selber eine Vorbildfunktion mit grosser Signalwirkung übernommen hat. Die einzelnen Massnahmen des „Bouquet de transport“ sind nicht spektakulär oder neu. Die Bündelung der einzelnen Massnahmen zu einem breit abgestützten Gesamt-Paket ist jedoch gut koordiniert und hat die Jury überzeugt. Die Interessen von Angestellten, Unternehmen, öffentlichem Verkehr, Energieeffizienz und der Umwelt werden sinnvoll vereinigt.

Die detaillierten Projektbeschriebe zu den zwei Preisträgern sowie allen nominierten Projekte finden Sie unter: www.prixpegasus.ch

„Velofreundlicher Betrieb 2004“ - Preis der IG Velo Schweiz

Unter dem Dach des prix pegasus wurde zeitgleich der Preis der IG Velo Schweiz „Velofreundlicher Betrieb 2004“ vergeben. Die folgenden Firmen erhielten für ihr vorbildliches Mobilitätsmanagement eine Auszeichnung: EAWAG, Kantonspital Luzern, Psychiatrische Dienste Thurgau, Stadt Genf, Spital Thun-Simmental AG.

Das Wichtigste in Kürze

prix pegasus

• ein Förderpreis, dotiert mit Fr. 100’000.-, gestiftet von EnergieSchweiz
• lanciert von EnergieSchweiz und sun21
• erstmals im Juni 2003 verliehen, nächste Ausschreibung: Herbst 2004 (geplant)

Teilnahmebedingungen

• Ausgezeichnet werden Projekte, welche Neues bringen.
• Zugelassen sind: Firmen, Privatpersonen, Organisationen, Gemeinden und Kantone
• Zentrale Bewertungskriterien sind Energieeffizienz-Potenzial, Innovation, Realisierbarkeit.

Preisverleihung 23. Juni 2004 in Liestal

• Die nominierten Ideen und das preisgekrönte Projekt wurden am 23. Juni 2004 im Rahmen des 7. Internationalen Energieforums sun21 in Liestal der Öffentlichkeit präsentiert.


Herausgeber

Bundesamt für Energie
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