18. Jahrestagung der Gemischten Kommission Frankreich-Schweiz für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz

Bern, 31.08.2007 - Die Gemischte Kommission Frankreich-Schweiz für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz (CFS) hat ihre Jahrestagung am 5. und 6. Juli 2007 in Böttstein (AG) abgehalten. Sie stand unter dem gemeinsamen Vorsitz von André-Claude Lacoste, dem Präsidenten der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN), und von Ulrich Schmocker, dem Direktor der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK).

Die Delegationen haben die neusten Entwicklungen in den Bereichen des Strahlenschutzes und der Sicherheit von grossen Anlagen der Nuklearindustrie erörtert sowie Organisations­fragen ihrer jeweiligen Kontrolltätigkeiten besprochen.

Auf dem Gebiet des Strahlenschutzes kamen namentlich zur Sprache: die Art und Weise, wie Anzeigen von Ereignissen im Spitalbereich erwirkt und wie diese kommuniziert werden können, die Notwendigkeit der Sicherheits­behörden, sich auf Gebiete zu konzentrieren, auf denen die Risiken am grössten sind, die Erhöhung der in der Medizin abgegebenen Dosen und die entsprechenden Unterschiede zwischen den Behandlungszentren. Die französische Seite hat ihr Vorgehen anhand des Aktionsplans erläutert, mit dem sie die Sicherheit der Strahlentherapie-Behandlungen verbessert, und mit der Erfahrungsskala ANS-SFRO, welche die Einstufung von Zwischenfällen ermöglicht, die Patienten bei der Behandlung in Mitleidenschaft ziehen.

Die schweizerischen Delegierten legten die Jahresbilanz 2006 der Freisetzungen in die Umwelt der Kernkraftwerke und der Dosiswerte des Personals vor. Im Bereich der Medizin stellte sie ihre neue Strategie vor, die eine Konzentration auf Tätigkeiten vorsieht, die starke Dosen abgeben oder erhöhte Risiken darstellen.

Die Strahlenschutzverantwortlichen der beiden Länder konnten feststellen, dass die Beschäftigten in der Nuklearindustrie im letzten Jahr auf befriedigende Art geschützt waren. Sie unterstrichen die Bedeutung weiterer gemeinsamer Überlegungen zur Entwicklung der Strahlenschutz­überwachung.

Das in der Schweiz durchgeführte MEGAPIE-Experiment (Megawatt Pilot Experiment) wurde im Laufe des Bewilligungs­verfahrens analysiert. Die mit der hohen Strahlen­leistung seiner energiereichen Neutronen verbundenen Schutzvorkehrungen lassen die Breite des Arbeits­gebiets der Kontrollbehörden erkennen.

Bei der Reaktorsicherheit sowie dem Transport von Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen haben die Delegierten die Ereignisse des vergangenen Jahres besprochen. Die französische Seite berichtete vor allem über die Fortschritte des deutsch-französischen Druckwasserreaktor-Projektes EPR, über verbesserte Sumpfsiebe in Notkühlsystemen und die Abdichtung von Zwischenstücken in Dampferzeugern. Die schweizerische Delegation beschrieb die Ereignisse in Kernanlagen, die Ergebnisse der Vernehmlassung des Sachplans Geologische Tiefenlager, das Projekt PEGASOS über die Erdbebengefähr­dung der schweizerischen KKW, ihre Überlegungen zu einem integrierten System für die Sicherheits­analyse der Kernreaktoren und die Erfahrungen mit dem Plasmaofen im Zwilag.

Die Delegierten haben die praktischen Fragen diskutiert, die sich bei den gemeinsam durchgeführten Inspektionen stellen und den Austausch von auszubildenden Inspektoren in Betracht gezogen. Die beiden Vorsitzenden betonten die Bedeutung dieser gemeinsam durchgeführten Inspektionen, sei es im Bereich des Strahlenschutzes oder der Reaktor­sicherheit.

Auf dem Gebiet der Krisenorganisation hatten die Mitglieder der Kommission eine gemeinsame Zwischenbilanz der Ergebnisse der Übungen vorbereitet, die in den beiden Ländern durchgeführt worden waren. Auch orientierten sie sich über die Themen der kommenden Übungen. Zudem wurden die Delegierten über einen weiteren vorgesehenen französisch-schweizerischen Brief­wechsel zur gegenseitigen Information auf regionaler Ebene (Basel-Colmar) informiert.

Beide Delegationen haben den Wunsch geäussert, durch baldige Besuche von Krisen­zentralen in der Schweiz und Frankreich die gegenseitigen Kenntnisse über die nationalen Alarmorganisationen zu vertiefen und den Austausch von Musterlösungen zu verbessern.

Die französische Seite hat die Kommission schliesslich über die jüngsten und künftige Entwicklungen des französischen Kernindustrieparks unterrichtet. Sie hat auch die Reorganisation der ASN erläutert, welche aufgrund des Gesetzes vom 13. Juni 2006 über die Transparenz und die Sicherheit auf dem Gebiet der Kernenergie erfolgte. Die schweizerische Delegation hat das Bundesgesetz über das Eidgenössi­sche Nuklear-Sicherheitsinspektorat (ENSIG) vorgestellt, das die HSK zu einer öffentlichrechtlichen, unabhängigen Institution machen wird.

Im Laufe des Treffens haben die Mitglieder der CFS verschiedene medizinische Forschungs- und Therapieanlagen des Paul Scherrer Instituts besucht. Die Demonstration der Protonen­therapie, vor allem das im Ausbau befindliche Projekt PROSCAN, fand ihr ungeteiltes Interesse. Die Kommissionsdelegation der Franzosen setzte sich aus Vertretern der Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) zusammen. Die schweizerische Delegation bestand aus einem Vertreter der Kantone sowie Vertretern der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kern­anlagen (HSK), des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), der Abteilung Staatsverträge und Nachbarrecht des Departements für auswärtige Angelegenheiten, der Nationalen Alarm­zentrale (NAZ) und des Bundesamtes für Energie (BFE).


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