Marktmodelle und Versorgungssicherheit

Bern, 10.07.2003 - Im Rahmen der Vorabeiten für eine neue Elektrizitätswirtschaftsordnung (ELWO) hat das Bundesamt für Energie zwei Publikationen veröffentlicht, die Fragen der möglichen Marktmodelle und der Versorgungssicherheit im Elektrizitätsbereich behandeln.

Marktmodelle1: Am Beispiel von europäischen Strommärkten werden die folgenden
fünf Kernfragen untersucht: 1. die Öffnungstiefe (Zugang zum Markt und Netz), 2. der
Grad der Unabhängigkeit des Übertragungsnetz- und Systembetreibers, 3. der Grad
der Unabhängigkeit des Verteilnetzbetreibers, 4. die Regelung des Netzzugangs im
einzelnen sowie 5. die Rolle der Regulierungsbehörde. Exemplarisch wird für die Länder
Deutschland, England und Wales, Frankreich, Norwegen, Österreich und Schweden die
jeweilige Ausgestaltung gemäss den fünf genannten Kategorien dargelegt. Detailliert
gehen die Autoren zudem auf die länderspezifischen Gegebenheiten für die Wirkungsmöglichkeiten der einzelnen Strommarkt-Akteure wie Stromverteiler, Grossverbraucher, gewerbliche und übrige Kunden ein. Schliesslich wird auch für die
Schweiz anhand derselben fünf Kernfragen und der genannten Marktakteure die heutige Ausgangslage analysiert.

Ins Zentrum gerückt werden von den Autoren die beiden Kernfragen „Unabhängigkeit
des Übertragungsnetzbetreibers“ und „Modell des Netzzugangs“. Beim Netzzugang ist
entscheidend, ob bei den Netzpreisen eine kostenorientierte Regulierung (ex post-
Regulierung) oder eine anreizorientierte Regulierung (ex ante-Regulierung) vorliegt.

Der Bericht soll helfen, die anstehende Diskussion um eine neue Elektrizitätswirtschafts-ordnung zu strukturieren.

Versorgungssicherheit im Bereich der Elektrizität 2: In der Studie wird folgende
Definition für die Versorgungssicherheit im Elektrizitätsbereich erarbeitet: Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet, wenn jederzeit die gewünschte Menge an Energie mit der erforderlichen Qualität im gesamten Stromnetz zu angemessenen Preisen erhältlich ist. Die Definition schliesst ein, dass innerhalb der bestehenden Netze alle KundInnen zu nichtdiskriminierenden Bedingungen ans Netz angeschlossen und beliefert werden. Der zeitliche Aspekt ist im Sinne einer möglichst unterbruchsfreien Versorgung zu verstehen und bezüglich der Qualität sollen festgelegte Standards eingehalten werden. Die Definition lässt aber offen, was unter „angemessenen“ Preisen zu verstehen ist, weil dies im Einzelfall und bezogen auf die Marktsituation festzulegen ist.

Ausgehend von dieser Definition wird untersucht, welche potenziellen Risiken sich bei
einer Marktöffnung für die Versorgungssicherheit ergeben können. Für diese Analyse
wird zwischen den Wertschöpfungsstufen „Lieferung und Verfügbarkeit von Rohstoffen“,
„Produktion“, „Übertragung“, „Verteilung“ und „Handel“ unterschieden. Für jede Stufe werden die möglichen Risiken bezeichnet, die heutigen Zuständigkeiten aufgezeigt
und im Hinblick auf eine Marktöffnung der allfällige Handlungsbedarf skizziert. Obwohl schliesslich 21 potenzielle Risiken identifiziert werden, besteht nur bei 5 ein grosser Handlungsbedarf. Bei 8 Risiken besteht ein mittlerer Regelungsbedarf.

Die Studie soll mithelfen, Begriffe im Bereich der Sicherheit der Stromversorgung zu
klären und damit eine Grundlage für die politische Diskussion zu erarbeiten.

 

1 Vorstudie Marktmodelle, Schlussbericht, Plaut (Schweiz) Consulting AG, Bern: Jörg Wild, Stephan Vaterlaus, 70 Seiten, Vertrieb: BBL/EDMZ, 3003 Bern, Bestell-Nr. 805.543 d, abrufbar unter:
http://www.energie-schweiz.ch/internet/medienmitteilungen/index.html?lang=de

2 Vorstudie, Versorgungssicherheit im Bereich der Elektrizität, Ecoplan, Bern und Altdorf: Heini Sommer, Felix Walter, Helen Simmen, 137 Seiten, Vertrieb: BBL/EDMZ, 3003 Bern, Bestell-Nr. 805.780 d, abrufbar unter:http://www.energie-schweiz.ch/internet/medienmitteilungen/index.html?lang=de



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Bundesamt für Energie
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