Bundesrätin Doris Leuthard sieht im Kampf gegen die Hochpreisinsel auch Handlungsbedarf im Bau- und Wohnungswesen

Grenchen, 08.11.2007 - Gemäss Bundesrätin Doris Leuthard schwächen die hohen Bau- und Wohnkosten das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand in der Schweiz. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) will im Kampf gegen die Hochpreisinsel die Märkte öffnen, den Wettbewerb intensivieren sowie durch kürzere Verfahren und mehr Augenmass bei den gesetzlichen Auflagen und Normen den Aufwand senken. An einer Veranstaltung der Grenchner Wohntage 2007 forderte sie zudem die Wohnbauinvestoren auf, sich den Herausforderungen des Klimaschutzes zu stellen.

Bundesrätin Doris Leuthard sieht auf drei Ebenen Handlungsbedarf, um das hohe Preisniveau in der Schweiz generell und jenes im Wohnbausektor im Besonderen zu senken. Vorrangig sind für die EVD-Vorsteherin Massnahmen bei den Bewilligungsverfahren und den Bauvorschriften. Letztere widerspiegelten einen unnötigen Perfektionismus. Die Verantwortung liege hier in erster Linie bei den Kantonen und Gemeinden. Aber auch die Fachverbände und andere Organisationen müssten über die Bücher. Aufgabe des Bundes sei es, als wichtiger Bauherr und Subventionsgeber Vorbild zu sein. Er könne über die Förderung von Forschung und Entwicklung Impulse geben und Musterlösungen entwickeln sowie zu interkantonalen Vereinbarungen anregen. In diesem Zusammenhang stelle die Vereinbarung über die Harmonisierung der Baubegriffe und Messweisen einen wichtigen Schritt dar. Dass in der Schweiz die Gebäudehöhe auf sieben verschiedene Arten gemessen wird, stelle nicht nur eine föderalistische Blüte, sondern auch ein gewichtiges Investitionshindernis dar. Die Bundesrätin forderte die Kantone auf, ihr Zögern abzulegen und die interkantonale Vereinbarung zu unterschreiben. Als weitere Handlungsebenen nannte die Bundesrätin den Importbereich, in dem Preisdiskriminierungen zu beseitigen sind, wie dies der Bundesrat unter anderem mit dem Cassis de Dijon-Prinzip anstrebt. Ferner sei es nötig, im Binnenmarkt die Rahmenbedingungen zu vereinfachen, so im Fiskalbereich, im Mietrecht und im Beschaffungswesen.

Bundesrätin Leuthard forderte schliesslich die Wohnbauinvestoren auf, sich den Herauforderungen zu stellen, die sich aus dem Klimaschutz und der Energieproblematik ergeben. Leider werde im Gebäudebereich aus Angst vor hohen Anfangsinvestitionen oft am falschen Ort gespart. Im Neubaubereich sei bei guter Planung der Minergie-Standard heute praktisch kostenneutral erreichbar. Im Zusammenhang mit der dringlichen energetischen Sanierung von Altbauten sprach sich die Vorsteherin des EVD für ein zeitlich begrenztes Impulsprogramm des Bundes aus. Damit liesse sich gezielt in jenen Fällen helfen, in denen wirtschaftlich schwächere Haushalte von erneuerungsbedingten Mietzinserhöhungen überfordert werden.

An der Tagung im Parktheater Grenchen, die im Rahmen der 12. Grenchner Wohntage unter dem Patronat von bauenschweiz und sia schweiz durchgeführt wurde, stellte das BWO erste Ergebnisse einer Untersuchung über die Entwicklung der Wohnbaukosten in den letzten 40 Jahren vor. Danach ist der Kostenanstieg in dieser Periode zu rund 60% auf veränderte Komfortansprüche, besonders auf den gestiegenen Wohnflächenkonsum, zurückzuführen. Für den restlichen Anteil der Kostensteigerungen sind zu einem grossen Teil gesetzliche Auflagen und Normen verantwortlich, die im fraglichen Zeitraum eingeführt wurden. Diese hauptsächlichen Kostentreiber sowie mögliche Lösungsansätze standen in den übrigen Referaten und Diskussionsrunden im Vordergrund.

Weitere Informationen und Tagungsunterlagen: www.grenchnerwohntage.ch


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