Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes Januar 2006

Bern, 06.01.2006 - Nachdem die Konjunktur in der Schweiz im abgelaufenen Jahr unerwartet rasch wieder Tritt gefasst hat, präsentieren sich auch die Aussichten positiv. Die Expertengruppe des Bundes erwartet für 2006 und 2007, dass sich die konjunkturelle Expansion zwar nicht mehr weiter beschleunigt, jedoch verbreitert und zunehmend auch den Arbeitsmarkt erfasst.

Das weltwirtschaftliche Umfeld dürfte 2006 und 2007 weiterhin freundlich bleiben. In den USA, wo sich der Aufschwung bereits in fortgeschrittenem Stadium befindet und bis zuletzt lebhaft verlief, dürfte sich das Wirtschaftswachstum infolge der gestrafften Geldpolitik allmählich leicht verlangsamen. Dagegen sollte der Euroraum verstärkt zur weltwirtschaftlichen Expansion beitragen können, nachdem sich seit Mitte 2005 die zuvor ins Stottern geratene Konjunkturerholung wieder belebt hat, wenngleich die – insbesondere in den grossen Mitgliedsländern – noch immer wenig robuste Binnenkonjunktur anfällig auf negative Schocks bleibt. Für die Erdölpreise wird davon ausgegangen, dass diese auf hohem Niveau (im Bereich von rund 60 US-Dollar) bleiben, den internationalen Konjunkturaufschwung aber nicht abwürgen werden.
In der Schweiz hat sich die Konjunktur im Verlauf von 2005, vor allem seit der Jahresmitte, deutlich erholt. Getragen wurde die Aufwärtsdynamik hauptsächlich von den Exporten, von den Bauinvestitionen sowie – trotz noch schwachem Arbeitsmarkt – vom privaten Konsum. Auch verschiedene umfragebasierte Konjunktur-indikatoren (z.B. Einkaufsmanagerindex und KOF-Barometer) zeigen eine anhaltende Verbesserung an. Infolge der positiven Wirtschaftsentwicklung in den letzten Quartalen hat die Expertengruppe ihre Einschätzung für das BIP-Wachstum 2005 von bisher 1,3% auf neu 1,8% nach oben korrigiert.


Neben den weltwirtschaftlichen sind auch die monetären Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung der Expansion in den Jahren 2006 und 2007 günstig. Zwar hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Dezember eine erste leichte Anhebung des Zielbands für den Dreimonatssatz vollzogen. Nichtsdestotrotz liegen die Zinsen am kurzen wie am langen Ende noch immer auf niedrigem Niveau. Der zu erwartende Zinsanstieg dürfte angesichts der geringen Teuerungsgefahr gemächlich vonstatten gehen.


Unter diesen Voraussetzungen rechnet die Expertengruppe des Bundes mit einem BIP-Wachstum in der Schweiz von 1,8% für 2006 und 1,5% für 2007. Nach der bereits im Verlauf von 2005 eingetretenen deutlichen Belebung ist eine weitere deutliche Wachstumsbeschleunigung eher wenig wahrscheinlich. Jedoch ist davon auszugehen, dass sich die Aufwärtsdynamik zunehmend auf die Ausrüstungsinvestitionen überträgt, welche bislang nur ein verhaltenes Wachstum verzeichneten. Die gestiegene Auslastung der Produktionskapazitäten sowie die aufgehellten Erwartungen sollten 2006 zu einer starken Beschleunigung bei den Ausrüstungsinvestitionen beitragen. Bei voraussichtlich weiterhin lebhaft wachsenden Exporten und einer soliden privaten Konsumnachfrage dürfte die Konjunktur damit nachfrageseitig breit abgestützt sein. Einzig bei den Bauinvestitionen ist nach den starken Zunahmen der letzten beiden Jahre allmählich mit gewissen Ermüdungserscheinungen zu rechnen.


Die Expertengruppe rechnet damit, dass die Konjunkturerholung zunehmend auch den Arbeitsmarkt erfassen wird, welcher sich in der jüngsten Erholungsphase seit Mitte 2003 bislang noch kaum belebte. Immerhin zeigten sich bei der Entwicklung der (vollzeitäquivalenten) Beschäftigung im Jahresverlauf 2005 erste leichte Aufhellungstendenzen; so wurde im 3. Quartal erstmals seit längerem wieder ein geringer Anstieg gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal verzeichnet. Diese positive Entwicklung dürfte sich in den nächsten Quartalen weiter verstärken und für 2006 und 2007 eine Beschäftigungszunahme zur Folge haben. Die Verbesserung der Arbeitsmarktlage dürfte sich auch in einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 3,5% im Jahresdurchschnitt 2006 und 3,2% im Jahresdurchschnitt 2007 niederschlagen.


Die Konjunkturrisiken für 2006 und 2007 erscheinen alles in allem ausgewogen. Die von der Expertengruppe prognostizierte schweizerische Wirtschaftsentwicklung bis 2007 entspricht einem zwar soliden, aber nicht sehr ausgeprägten Konjunkturaufschwung, welcher die insbesondere am Arbeitsmarkt noch vorhandene konjunkturelle Unterauslastung nur langsam abbauen dürfte. Sofern negative weltwirtschaftliche Schocks, wie wir sie in den letzten Jahren immer wieder zu verzeichnen hatten (z.B. Erdölpreise, Geopolitik) ausbleiben und sich die Unternehmenserwartungen nachhaltig aufhellen, könnte die Wirtschaftsexpansion 2006 auch stärker als prognostiziert ausfallen. Auf der anderen Seite bestehen nach wie vor Risiken für eine schlechtere Entwicklung. Hierzu zählt insbesondere die in einigen grossen EU-Ländern noch immer wenig gefestigte und verwundbare Konjunkturerholung. Nach wie vor ein latentes Risiko bildet das massive US-Leistungsbilanzdefizit und seine mögliche Rückwirkungen auf den Dollarkurs. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt darüber hinaus die Entwicklung der Erdölpreise.


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