Wasserversorgungen können Stromkosten halbieren

Bern, 27.06.2002 - Die Wasserversorgungen gehören in einer Gemeinde zu den grössten Elektrizitätsverbrauchern. Neuste Untersuchungen an drei Fallbeispielen in Frenkendorf (BL), Zofingen (AG) und Chur (GR) zeigen nun erstmals auf, dass der Strombezug der Wasserversorgungen um 30 - 100% reduziert werden kann. Auf Grund dieser Erkenntnisse unterstützt das Bundesamt für Energie (BFE) im Rahmen des nationalen Programms EnergieSchweiz die Gemeinden bei der Durchführung systematischer Energieanalysen an Wasserversorgungen.

Die 3'000 öffentlichen Wasserversorgungen geben in der Schweiz jährlich 1,1 Mrd. m3 Trinkwasser oder pro Einwohner täglich 400 Liter ab. Für die Aufbereitung, den Transport und die Verteilung des Trinkwassers verbrauchen die Wasserversorgungen in der Schweiz jährlich mehr als 300 Mio. kWh Elektrizität, davon weitaus am meisten für die Pumpen. Die Stromkosten belaufen sich auf rund 50 Mio. Franken. Die Wasserversorgungen beziehen innerhalb einer Gemeinde mehr Strom als alle Schulen und Verwaltungsgebäude zusammen.

Stromkosten nachhaltig halbieren

Die Optimierungspotenziale dieser grossen Stromverbraucher waren bis anhin nicht bekannt. Deshalb liess das BFE in Zusammenarbeit mit dem Fachverband SVGW (Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches) und den Betreibern der drei genannten Wasserversorgungen die Energiepotenziale an konkreten Fallbeispielen systematisch untersuchen.

Die Resultate der durchgeführten Feinanalysen zeigen, dass der Fremdenergiebezug um 30 - 100% gesenkt werden kann, einerseits durch Energiesparmassnahmen (um 20 - 50%) und zusätzlich durch die Eigenproduktion von Strom (bis zu 100%), die durch Trinkwasserturbinierung selbst im Flachland bei vielen Wasserversorgungen möglich ist. Mit den so erreichten Kosteneinsparungen im Bereich von 50 Prozent werden die zur Realisierung der Energiemassnahmen getätigten Investitionen vollständig amortisiert und verzinst; es resultiert sogar ein betriebswirtschaftlicher Gewinn. Ausserdem ist der zusätzlich erzeugte Strom erneuerbar und umweltfreundlich. Er geniesst deshalb auf dem Strommarkt unter dem Label "naturemade star" einen hohen Stellenwert.

Optimierungsinstrument für die Praxis

Die Feinanalyse zeigt die konkreten, realisierbaren Energiemassnahmen mit ihren Kosten und der Wirtschaftlichkeit übersichtlich auf und ist damit für die Gemeinden ein praktikables Instrument. "Die Feinanalyse hat sich bei uns – trotz anfänglicher Skepsis – als ausgezeichnete Entscheidungsgrundlage und Nachschlagewerk für die kurz- und längerfristige Planung der Energiemassnahmen bzw. für die Erstellung eines Realisierungs- und Budgetplans erwiesen," bestätigt Esther Mohler, zuständige Gemeinderätin in Frenkendorf. Zudem hat die Energieanalyse Impulse zur Optimierung des Betriebs und der Versorgungssicherheit gebracht. Durch die Verminderung der Wasserverluste werden auch die Trinkwasserressourcen geschont. Gesamthaft resultiert durch die Energieoptimierung also ein wirtschaftlicherer und nachhaltiger Betrieb.

Die Feinanalysen haben zur Realisierung erster Sofortmassnahmen geführt. Mit den erzielten Einsparungen hat sich der Aufwand für die Studien bereits finanziell gelohnt. Die Energiestadt Münsingen hat bei ihrer Wasserversorgung sogar ein ganzes Paket von Energiemassnahmen realisiert: Die Wasserverluste wurden in den letzten Jahren um zwei Drittel gesenkt, eine Trinkwasserkraftanlage installiert und die alten Pumpen durch neue Pumpen mit hohem Wirkungsgrad ersetzt. Das anfallende Quellwasser kann dank der neuen Leitzentrale besser genutzt werden, was zu kürzeren Pumpzeiten und damit niedrigerem Energieverbrauch führte.

Die bisherigen Erkenntnisse lassen vermuten, dass bei vielen Wasserversorgungen ähnliche Massnahmen wie in Münsingen realisierbar sind und noch so manche Kilowattstunde und so mancher Franken eingespart werden können. Mit der neuen Broschüre "Energie in Wasserversorgungen – Betriebskostenoptimierung mit Grob- und Feinanalysen", liegen anschauliche Beispiele von Musteranalysen aus der Schweiz vor. Sie ist zum Preis von 30 Franken erhältlich beim SVGW, Postfach 658, 8027 Zürich, E-Mail support@svgw.ch.

EnergieSchweiz unterstützt

Das Programm EnergieSchweiz unterstützt – in Zusammenarbeit mit den Kantonen – die Gemeinden bei der Erstellung systematischer Grob- und Feinanalysen: mit (begrenzten) Fördermitteln, mit kostenlosen Vorgehensberatungen und Kursen für Ingenieure. Bereits haben sich diverse Kantone und zahlreiche Wasserversorgungen für gemeinsame Aktionen mit dem Bund gemeldet. Denn mit Blick auf die Finanzen und einen nachhaltigen Betrieb der Wasserversorgungen ist die Kombination „Stromsparmassnahmen“ und „eigene Stromproduktion“ ein für alle Gemeinden in der Schweiz aktuelles Thema.


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Bundesamt für Energie
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