19. Jahrestagung der Gemischten Kommission Frankreich-Schweiz für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz

Bern, 24.07.2008 - Die Gemischte Kommission Frankreich-Schweiz für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz (CFS) hat ihre Jahrestagung am 4. Juli 2008 in Avignon, Frankreich, durchgeführt. Sie stand unter dem gemeinsamen Vorsitz von André-Claude Lacoste, dem Präsidenten der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN), von Ulrich Schmocker, dem Direktor der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), und von Werner Zeller, dem Chef der Abteilung Strahlenschutz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).

Die Delegationen erörterten die neusten Entwicklungen in den Bereichen des Strahlenschutzes und der Sicherheit von Kernanlagen und besprachen Organisations­fragen ihrer Aufsichtstätigkeiten. Weiter informierten sie sich gegenseitig über die Entwicklungen in der Kernenergiepolitik ihrer Länder.

Auf dem Gebiet der Organisation orientierte die schweizerische Delegation die CFS über die Forschritte bei der Überführung der HSK in das Eidg. Nuklear-Sicherheitsinspektorat (ENSI). Starttermin für das ENSI ist der 1.1.2009. Die ASN wies auf einen Auftrag hin, wonach sie der Regierung einen Aktionsplan unterbreiten muss, der ihr die Verantwortung für die Sicherheitskontrolle von radioaktiven Quellen übertragen würde.

Die beiden Delegationen befassten sich intensiv mit den Methoden der Qualitätskontrolle und beschlossen, dass ein weiterer Austausch insbesondere zu dem von der HSK angewandten System stattfinden soll.

Zum Thema Strahlenschutz im Medizinalbereich stellte die ASN die "Echelle Experimentale" vor, mit der Ereignisse bei medizinischen Behandlungen und Radiotherapien klassiert werden. Die ASN hat die auf der INES-Skala beruhende Ereignisskala zusammen mit der Französischen Gesellschaft für onkologische Strahlentherapie (SFRO) entwickelt. Die Delegierten interessierten sich im Weiteren für die beiden Briefe, welche die ASN nach zwei Radiotherapie-Unfällen veröffentlich hatte. Sie sprachen sich für eine länderübergreifende Harmonisierung der Richtlinien aus, die sich auf die Entlöhnung und Ausbildung des Personals der Institute beziehen, die strahlentherapeutische und nuklearmedizinische Behandlungen anbieten.    

Der Vertreter des schweizerischen BAG erläuterte die neue Organisation und die Änderungen der Strahlenschutzverordnung. Er informierte die CFS ausserdem über das gemeinsame französisch-schweizerische Vorgehen bei der Überwachung des CERN, die Einführung einer gesetzlichen Grundlage für die Schaffung einer Radon-Datenbank und den Beginn einer epidemiologischen Studie über Krebserkrankungen im Umkreis von Kernkraftwerken. Die HSK legte die Jahresbilanz 2007 der Freisetzungen der Kernkraftwerke in die Umwelt und der Dosiswerte des Personals vor.

Bei den Themen Reaktorsicherheit sowie Transport von Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen besprachen die Delegierten die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres. Die französische Seite beschrieb vor allem die Fortschritte beim Bau des EPR. Sie informierte auch über die Verwendung der finanziellen Reserven für den Abbruch der Anlagen, die Verordnung über ausländische Abfälle in Frankreich, Fortschritte bei der Gesetzgebung für die geologische Tiefenlagerung und die Vernehmlassung in den Gemeinden im Hinblick auf die Lagerung von schwachaktiven langlebigen Abfällen.

Die Schweizer Delegation stellte ihr Sicherheitsbewertungssystem vor. Die zugehörigen Bewertungskriterien sind anwendbar sowohl bei Ereignissen in Kernanlagen wie auch auf Erfahrungen, die bei Inspektionen gemacht werden. Die Delegierten berichteten ebenfalls über die im letzten Jahr in Kernanlagen eingetretenen Ereignisse.

Auf dem Gebiet der Entsorgung von Abfällen stellte die Schweizer Seite den „Sachplan Geologische Tiefenlager" vor, die Konditionierung von radioaktiven Abfallgebinden im Zwilag sowie die neuen Richtlinien im Abfallbereich.

Der Vertreter der Grenzkantone rief den Vorstoss des Kantons Basel-Stadt zur Erdbebengefahr in Erinnerung. Die Präsidenten erklärten sich bereit, im Frühling 2009 ein öffentliches Seminar durchzuführen, das die neuen Erkenntnisse in dieser Sache berücksichtigt.

Die Delegierten berichteten über ihre Programme für gemeinsam durchgeführte Inspektionen. Die Vorsitzenden betonten die Bedeutung dieser "Inspections croisées", sei es im Bereich Kernanlagen oder Medizin, Industrie und Forschung.

Auf dem Gebiet der Notfallorganisation tauschten die Mitglieder der Kommission ihre Erfahrungen aus, die aus den - teilweise unter Einsatz von Helikoptern für die Luftüberwachung - durchgeführten Übungen gezogen werden konnten, und orientierten sich über die Ziele der kommenden Übungen. Zudem wurden die Delegierten über den bevorstehenden neuen französisch-schweizerischen Brief­wechsel zur gegenseitigen Information auf regionaler Ebene (Basel-Colmar) informiert: Sein Inhalt wurde von allen Parteien genehmigt, womit der formelle Austausch der Texte zur Unterschrift in nächster Zeit vorgenommen werden kann.

Im Rahmen des Treffens besuchten die Mitglieder der CFS die ATALANTE-Anlagen am Standort Marcoule sowie den Reaktor Phénix. Es handelt sich dabei um zentrale Einrichtungen der französischen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die so genannte vierte Generation von Kernkraftwerken.

Die Kommission bestand auf französischer Seite aus Vertretern der Behörde für nukleare Sicherheit (ASN). Die schweizerische Delegation setzte sich zusammen aus einem Vertreter der Kantone sowie Vertretern der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kern­anlagen (HSK), des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), der Nationalen Alarm­zentrale (NAZ) und des Bundesamtes für Energie (BFE).


Adresse für Rückfragen

Markus Straub, Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK, 056 310 39 16
Nicolas Stritt, Bundesamt für Gesundheit BAG, 031 324 05 88


Herausgeber

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Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat
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