Holzen muss gelernt sein

Bern, 18.01.2006 - Alljährlich ereignen sich bei Motorsäge- und Holzerntearbeiten zahlreiche Unfälle, oft mit tödlichen Folgen. Die meisten Todesopfer sind Personen ohne forstliche Berufsausbildung, die in ihrer Freizeit oder als Landwirte im Nebenerwerb im Wald arbeiten. Mit einer gemeinsamen Informationskampagne wollen das Bundesamt für Umwelt BAFU, die Suva (Schweizerische Unfallversicherungsanstalt), die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) und Waldwirtschaft Schweiz (WVS) diese Personen für die potenziellen Gefahren bei Motorsäge- und Holzerntearbeiten sensibilisieren und zum Besuch spezifischer Kurse motivieren.

Die Aufräumarbeiten nach den Stürmen Vivian (1990) und Lothar (1999) liessen die Unfallzahlen im Wald in die Höhe schnellen: Allein die Beseitigung der Waldschäden nach «Lothar» forderten im Jahr 2000 insgesamt 17 Todesopfer. Die Todesfälle bilden dabei nur die Spitze der Schadenspyramide. Neben tödlichen oder schwer heilbaren Verletzungen, bleibenden Körper- oder Sachschäden ziehen Unfälle stets auch finanzielle Folgen nach sich. Zu den direkten Kosten für Heilungskosten, Taggelder und Renten kommt dabei oft noch ein Vielfaches an indirekten Unfallkosten (Lohnfortzahlung, Ersatzpersonal, Produktionsausfall) hinzu: Im Jahr 1995 beliefen sich die geschätzten Unfallkosten bei Waldarbeiten im Bauern- und Privatwald auf insgesamt 86 Mio. Franken.
Personen ohne Ausbildung verunfallen viermal häufiger tödlich

Hauptursachen der Unfälle im Wald sind Unkenntnis, mangelnde Erfahrung, nicht erkannte oder falsch eingeschätzte Gefahren und unzureichende Arbeitsmittel. Bei den ausgebildeten Berufsleuten konnte mit gezielten Ausbildungsmassnahmen die Unfallrate von 1990 bis 1999 um rund 40 Prozent gesenkt werden. Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei den Personen ohne forstliche Berufsausbildung, den privaten Waldbesitzern, Landwirten und Freizeitholzern. Die Statistik der Suva zeigt: Verglichen mit der Menge geschlagenen Holzes verunfallen diese Personen viermal häufiger tödlich als ausgebildete Berufsleute.

Massnahmenpaket zur Förderung der Arbeitssicherheit im Privatwald

2000/01 verfasste eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des damaligen BUWAL (heute BAFU), der Suva (Schweizerische Unfallversicherungsanstalt), der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) und von Waldwirtschaft Schweiz (WVS) im Auftrag des Bundesrates einen Untersuchungsbericht zur Arbeitssicherheit im Bauern- und Privatwald. Im Februar 2002 beschloss der Bundesrat die Umsetzung verschiedener im Bericht vorgeschlagener Massnahmen. Teil dieses Massnahmenpakets, das vom BAFU koordiniert wird, sind die Informationskampagne «Arbeitssicherheit im Privatwald», spezifische Kursangebote an regionalen Ausbildungsstützpunkten sowie die neu geschaffene Internetplattform http://www.holzerkurse.ch. Das Massnahmenpaket sieht zudem eine Ergänzung des Waldgesetzes vor: Demnach sollen Holzernte- und Motorsägearbeiten gegen Entgelt in der ganzen Schweiz nur noch mit einem einheitlichen Kurs- oder Erfahrungsnachweis ausgeführt werden dürfen.

Kampagne «Arbeitssicherheit im Privatwald»: Appell an Eigenverantwortung

Die Unfallzahlen belegen deutlich: Bei Motorsäge- und Holzerntearbeiten genügt es nicht, sich auf seinen Schutzengel zu verlassen. Vielmehr liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich die nötigen Fachkenntnisse anzueignen und so das Unfallrisiko für sich und andere zu verringern. Hier setzt die Informationskampagne «Arbeitssicherheit im Privatwald» an, die gemeinsam von BAFU, BUL, WVS und Suva getragen wird: Sie sensibilisiert private Waldbesitzer, Landwirte und Freizeitholzer, die ohne forstliche Ausbildung Motorsäge-, und Holzerntearbeiten ausführen, für potenzielle Gefahren im Wald. Sie appelliert an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, weist auf spezifische Ausbildungsmöglichkeiten hin und motiviert zu deren Besuch (siehe auch Faktenblätter).

Die richtige Ausbildung hilft massgeblich, Unfälle zu verhindern

Die mit der Kampagne «Arbeitssicherheit im Privatwald» propagierten Kurse sind speziell für Personen ohne forstliche Berufsbildung konzipiert. Sie vermitteln die praktischen Grundkenntnisse, die für das sichere Arbeiten im Wald notwendig sind, auf professioneller Basis: Die Teilnehmenden lernen, sich bei Motorsäge- und Holzerntearbeiten fachgerecht zu verhalten, Gefahren zu erkennen und die eigenen Grenzen abzuschätzen. Sie lernen die korrekte Handhabung von Werkzeugen und Maschinen, die richtigen Vorgehensweisen und die bestehenden Sicherheitsbestimmungen kennen.

Die Kurse werden dezentral an regionalen Ausbildungsstützpunkten durchgeführt. Damit sind die Anreisewege kurz und die Kurse auch Personen zugänglich, die über wenig freie Zeit verfügen. Ein umfangreiches Kursangebot ist auf der Internetplattform http://www.holzerkurse.ch zusammengestellt.



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Bundesamt für Umwelt BAFU
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