Road Pricing in der Schweiz: Skizzierung der technischen Machbarkeit

Bern, 26.01.2006 - Eine unter der Federführung des ASTRA und der SVI durchgeführte Studie analysiert mögliche Ausgestaltungsformen von Road Pricing für die Schweiz. Im Fokus stehen Modelle auf Autobahnen und in Stadtregionen. Anhand von vier fiktiven Fallstudien wurden verschiedene Anwendungsarten skizziert und grob bewertet. Die Ergebnisse liefern ein wichtiges und nötiges theoretisches und technisches Fundament, das für zukünftige politische Diskussionen hilfreich ist. Die vorliegende Studie ist mit dem Forschungspaket ‚Mobility Pricing’ des ASTRA abgestimmt.

Road Pricing ist mittel- bis langfristig ein zukunftsträchtiger und interessanter Ansatz. Es erlaubt eine verursachergerechte Verkehrslenkung nach verschiedenen Faktoren (z.B. Zeit, Ort, gefahrene Kilometer, Stauverhältnisse). Beispiele aus dem Ausland und die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA in der Schweiz zeigen, dass solche Gebühren heute technisch und betrieblich machbar sind und bei guter Ausgestaltung auch auf politische Akzeptanz stossen können.


Modelle

Für Autobahnen und Agglomerationen sind u.a. folgende Modelle denkbar:

• Objektpricing, d.h. für das Befahren eines bestimmten Bauwerks (Tunnel, Brücken) wird eine Maut erhoben.
• Netzpricing, d.h. für die Benützung des gesamten Autobahnnetzes oder einzelner Netzteile werden kilometerabhängige Abgaben erhoben.
• Value Pricing, d.h. auf Sonderspuren kann man gegen Bezahlung einer Gebühr Staus umfahren und so Zeit sparen.
• Gebietspricing, d.h. Fahrten in bestimmte Zonen einer Agglomeration sind gebührenpflichtig (ähnlicher Aufbau wie die Zonenmodelle des öffentlichen Verkehrs).


Vier fiktive Fallbeispiele

Die vorliegende Studie untersuchte vier fiktive Fallbeispiele auf ihre technische und betriebliche Machbarkeit, die verkehrs- und finanzpolitischen Aspekte wurden dabei ausser Acht gelassen. Diese Szenarien stellen erste Skizzen dar und zeigen hauptsächlich die Bandbreite der Möglichkeiten auf.

• Abklärung der Erhebung einer Durchfahrtsgebühr für ein bestimmtes Bauwerk (Objektpricing) am hypothetischen Beispiel des Gotthardtunnels
• Das Einrichten von gebührenpflichtigen Sonderspuren zur Umfahrung von Staus und Verkehrsstockungen auf einer Autobahn mit hohem Verkehrsaufkommen (Value Pricing) am hypothetischen Beispiel des Autobahnabschnitts Augst-Basel
• Ein umfassendes Gebietspricing mit Einteilung von Stadt und Agglomeration in einzelne Zonen am hypothetischen Beispiel der Agglomeration Zürich
• Eine flächendeckende Kilometerabgabe für PW, ähnlich der LSVA für den Schwerverkehr


Erkenntnisse

Road Pricing umfasst ein breites Spektrum von der einfachen Maut für das Befahren eines Strassenabschnitts bis hin zu einer möglichen Umgestaltung des Finanzierungssystems des Strassenverkehrs. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten von Road Pricing sind stark abhängig von den eingesetzten Technologien. In der Schweiz kämen nur elektronische Erfassungs- und Abrechnungssysteme in Frage. Gebührenpflichtige Strassenabschnitte müssten aber auch für Gelegenheitsbenutzer (z.B. Touristen ohne elektronische Erfassungsgeräte) problemlos befahrbar sein. Grundsätzlich gilt, je einfacher ein Modell, desto unkomplizierter liesse es sich aus Sicht der technischen und betrieblichen Machbarkeit mit heutiger Technologie umsetzen. Eine Anwendung komplexer und differenzierter Modelle würde sich erst längerfristig empfehlen, wenn ein europaweit einsetzbares System zur Verfügung steht und eine europaweite Ausrüstungspflicht der Fahrzeuge mit Erfassungsgeräten eingeführt ist. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Road Pricing in der Schweiz technisch machbar ist. Die heutige Rechtsordnung verhindert, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, eine mögliche Umsetzung. Inwiefern solche Instrumente politisch tragbar sind, wird eine zweifellos folgende Diskussion zeigen.



Herausgeber

Bundesamt für Strassen ASTRA
http://www.astra.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-2951.html