Wohnbaugenossenschaften auf der Suche nach Bauland

Grenchen, 29.10.2009 - Die wichtigsten Partner des Bundes in der Wohnraumförderung, die gemeinnützigen Bauträger, besitzen rund 8 Prozent des Wohnungsbestandes. Sie können ihren Marktanteil nur erhöhen, wenn sie ihre eigenen Nutzungsreserven besser ausnützen und Zugang zu erschwinglichem Bauland erhalten. An einer Veranstaltung der Grenchner Wohntage 2009 haben sie sich den Gemeinden, den Bundes- und bundesnahen Betrieben und weiteren Landeigentümern als Partner für nachhaltige Wohnlösungen präsentiert.

Vor rund 150 Fachleuten aus der ganzen Schweiz forderte Peter Gurtner, Direktor des Bundesamtes für Wohnungswesen BWO, eine bessere Abstimmung der Wohnungs-, Boden- und Sozialpolitik auf allen drei staatlichen Ebenen. Dies könnte zum Beispiel erreicht werden, indem die Bundes- und bundesnahen Betriebe den gemeinnützigen Trägerschaften Bauland zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellen würden. Dies wäre nachhaltiger, als wenn der Bund über die Wohnraumförderung die Wohnkosten auf teurem Boden nachträglich auf ein tragbares Niveau zu senken versucht. Wie aus den Beiträgen von Laurent Staffelbach, Leiter Portfolio Management der SBB Immobilien, und Dieter Juchli, Leiter Fachbereich Management Dispositionsbestand bei Armasuisse hervorging, würde eine solche Strategie allerdings fundamental andere Ertragserwartungen der „Politik“ gegenüber den bundesnahen Betrieben voraussetzen.

Gemäss einer Erhebung des BWO besteht in den meisten grösseren Gemeinden ein hoher Bedarf an preisgünstigen Mietwohnungen - und Wohnbaugenossenschaften sind vielerorts als Partner willkommen. Auf den Landreserven der Gemeinden lassen sich aber selbst bei vollständiger Ausschöpfung lediglich rund 45‘000 neue Wohnungen erstellen. Gemäss Lukas Bühlmann, Direktor der Vereinigung für Landesplanung VLP, stehen den Gemeinden neben den eigenen Landreserven indes auch noch raumplanerische Instrumente zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus zur Verfügung, die heute noch wenig genutzt werden. Um dies zu ändern, braucht es neben politischem Willen allerdings auch eine Portion Phantasie. Dies zeigten die von Hanspeter Draeyer, Genossenschaft für Mittelstandswohnungen Rüschlikon, und Ernest Gerber, Gemeindepräsident von Cornol, vorgestellten Beispiele.

Stellvertretend für die Vielzahl der in der Schweiz aktiven Wohnbaugenossenschaften betonte Peter Schmid, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Verbandes für Wohnungswesen SVW, die Bedeutung von preisgünstigem Bauland für die Entwicklung des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Er kündigte eine „genossenschaftliche Wohnbauoffensive“ an, mit der die Zusammenarbeit mit Gemeinden und weiteren Landeigentümern gesucht wird. Aus einer solchen Partnerschaft können nachhaltige Wohnlösungen entstehen, die sich langfristig für alle Beteiligten auszahlen.

In einer abschliessenden Gesprächsrunde bestätigten die Winterthurer Stadträtin Verena Gick, der Zuger Nationalrat Josef Lang und Bernard Woeffray vom Neuenburger Städtenetz viele dieser Aussagen und bekräftigten den Auftrag der Politik zur bewussten Einflussnahme auf die Wohnungsversorgung.

Peter Gurtner, der altershalber Ende Oktober 2009 als Direktor des BWO zurücktritt, schloss die Tagung mit einem kurzen Rückblick auf die bisher 14 „Grenchner Wohntage“. Diese werden unter neuer Amtsleitung auch in den nächsten Jahren fortgeführt.

Die Grenchner Wohntage vermitteln Wissenswertes zu den Themenkreisen Wohnen, Wohnungsbau und Wohnungspolitik. Sie werden seit 1996 jährlich im Herbst durchgeführt. In der Regel steht jeweils an einer ganztägigen Veranstaltung ein Thema von nationaler Bedeutung auf dem Programm. Zusätzlich finden zwei bis vier weitere Anlässe statt, die eher regionalen oder lokalen Wohnthemen gewidmet sind. Träger der Wohntage sind das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) und die Stadt Grenchen. Der Kanton Solothurn sowie die Architekturforen Biel und Solothurn unterstützen den Anlass.


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