Bienensterben in der Ajoie

Bern, 28.02.2006 - Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP), die Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere und Milchwirtschaft, hat aufgrund des in der Ajoie aufgetretenen Bienensterbens Untersuchungen vor Ort vorgenommen. Erste Erkenntnisse zu möglichen Ursachen der Verluste liegen vor. Es zeigt sich, dass analog den bisherigen regionalen Bienensterben der letzen Jahre, das Zusammentreffen mehrerer Umstände zu dieser Massenerkrankung führten. Sicher ist, dass der Bienenparasit Varroa und wahrscheinlich damit verbunden verschiedene Bienenviren eine Rolle spielen.

Im Januar 2006 traten zuerst in der Ajoie und später auch in anderen Gegenden der Schweiz wiederum gehäufte Fälle von Bienensterben auf. Die Betroffenen Imkerinnen und Imker und Behörden wandten sich ans Zentrum für Bienenforschung von ALP für Hilfe bei der Ursachenforschung. Die Forscher haben bereits Erfahrungen aus ähnlichen Fällen: Im Jahre 2003 sind rund 25 % der schweizerischen Bienenvölker gestorben und im letzten Winter verzeichneten einige Regionen ebenfalls massive Verluste. Zudem sind sie in ständigem Kontakt mit Forscherkollegen in Europa, die ähnliche Phänomene festgestellt haben.

Koordiniertes Vorgehen mit der kantonalen Kontrolle

ALP hat auf vier stark betroffenen Bienenständen tote Bienen eingesammelt und diese im Labor analysiert. Untersucht wurden insbesondere deren Befall mit Varroamilben und Viren sowie das Vorkommen anderer Bienenkrankheiten. Parallel dazu untersuchte der Kanton Jura, ob der eingelagerte Pollen mit gefährlichen Insektiziden verschmutzt war.

Vorläufige Untersuchungsergebnisse

Es zeigte sich, dass die Völker relativ stark von Varroamilben befallen sind. Damit in Zusammenhang steht der ebenfalls gemessene erhöhte Befall mit Viren. Andere Bienenkrankheiten wurden bis jetzt nicht festgestellt.

Bienensterben muss mehrere Ursachen haben

Anhand dieser Resultate und unter Einbezug von mehreren epidemiologischen Studien kann hier wie in den früheren Untersuchungen die Ursache nicht einem einzelnen Grund angelastet werden. Dieses Massensterben ist mit grosser Wahrscheinlichkeit wie schon die vorangehenden multifaktoriell. Das heisst, es ist letztlich die Folge von mehreren Faktoren, wie möglicherweise die Einwinterung geschwächter Völker, die Spättracht, ungenügende Effizienz der vorangegangenen Varroabekämpfung, damit zusammenhängend Virenbefall, Pestizide und schliesslich klimatische Elemente. Die ALP-Forscher weisen darauf hin, dass immer wieder die Varroamilbe verbunden mit Viren als beeinflussbarer Faktor von Bedeutung ist. Varroa schwächt generell die Abwehrkräfte der Bienen. Wird Varroa mit den geeigneten Methoden zum richtigen Zeitpunkt konsequent bekämpft, kann das Risiko für ein Bienensterben zwar nicht ausgeschlossen aber doch verringert werden.

Es braucht mehr Zeit

Um genauere Aussagen über die Ursachen machen zu können, werden die begonnenen epidemiologischen Studien weitergeführt. Dabei werden weitere Proben auf Bienenständen mit und ohne Bienenverluste in verschiedenen Regionen gesammelt. Über den tatsächlichen Umfang der Verluste 2006 in der Schweiz werden wir erst in einem Monat die Übersicht haben, nachdem die Imkerinnen und Imker ihre erste Frühlingskontrolle durchgeführt haben.


Adresse für Rückfragen

Jean-Daniel Charrière
Agroscope Liebefeld-Posieux
Eidg. Forschungsanstalt für
Nutztiere und Milchwirtschaft (ALP)
Tel. 031 323 82 02
E-Mail jean-daniel.charriere@alp.admin.ch



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