Rheinschlaufe bei Rheinau: Restwassersanierung konkretisiert sich

Bern, 08.10.2010 - Dank Restwassersanierung sollen künftig 20 bis 60 anstatt lediglich 5 Kubik-meter Wasser pro Sekunde durch die Rheinschlaufe bei Rheinau fliessen. Erste Ergebnisse einer Ergänzungsstudie zeigen wieviel Wasser künftig im «Chly Rhy» bei der Klosterinsel fliessen sollen.

Die Wasserführung in der gut 4 Kilometer langen Rheinschlaufe bei Rheinau beträgt heute lediglich 5 Kubikmeter pro Sekunde und muss an die Restwasservorschriften gemäss dem eidgenössischen Gewässerschutzgesetz angepasst werden. Neu soll, je nach Jahreszeit, eine Wassermenge von 20 bis 60 Kubikmeter pro Sekunde fliessen. Bevor das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK eine Restwasser-Sanierungsverfügung erlassen kann, müssen verschiedene offene Fragen geklärt und sich teilweise widersprechende Interessen geprüft werden:

  • Dynamisierung des Rheins als Fliessgewässer mit verschiedenen Wasserständen und Wasserführungen;
  • Erhaltung des heutigen Landschaftsbildes in der Rheinschleife - mit einem weitestgehend gleichmässigen, das Gewässerbett füllenden Wasserstand;
  • Möglichst hohe Restwasserdotierung zur Revitalisierung der Lebensgrundlagen für Fische und Wasserlebewesen;
  • Gewährleistung der konzedierten Wassernutzung durch das Kraftwerk Rheinau;
  • Erhalt des Inselcharakters bei der Klosterinsel Rheinau;
  • Sicherstellung der Schifffahrt auf dem betroffenen Rheinabschnitt.

Vielversprechende Lösungsansätze

Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat in Abstimmung mit dem Bundesamt für Energie BFE im Juli 2010 das Ingenieurbüro Gebler (Walzenbachtal/D) mit einer Ergänzungsstudie beauftragt, um die noch offenen Fragen zu klären. Erste Zwischenergebnisse dieser Studie wurden am 5. Oktober 2010 mit Vertretern des Regierungspräsidiums Freiburg (D), des Kantons Zürich und der betroffenen Gemeinden auf schweizerischer wie auch deutscher Seite diskutiert.

Die wichtigsten, vorläufigen Erkenntnisse und Planungsvorgaben dieser Diskussionsrunde sind:

  • Der Inselcharakter der Klosterinsel soll erhalten werden, indem der so genannte «Chly Rhy» mit einer Wassermenge von rund 6 Kubikmeter pro Sekunde durchströmt wird. Dazu muss das Auslaufbauwerk der geplanten Restwasserturbine modifiziert und der landschaftsschützerisch wertvolle Querdamm am oberen Ende des «Chly Rhy» mit einer 10 Meter breiten Bresche durchgängig gemacht werden.
  • Das Revitalisierungspotenzial der gut 4 Kilometer langen Rheinschlaufe, insbesondere die Wiederherstellung von Lebensraum für die Fliessgewässer-Fischarten Äsche und Nase, soll mit 3 Varianten ausgeleuchtet werden. Diese Varianten unterscheiden sich hauptsächlich durch die künftige Funktion der beiden Hilfswehre, die entweder in teilabgesenkter Position belassen oder teilweise bis vollständig rückgebaut werden. Die Ergebnisse von diesbezüglichen Modellsimulationen werden Ende 2010 vorliegen.
  • Erste Modellsimulationen zeigen für die Ausflugsschiffe bei allen Varianten eine Wassertiefe von mindestens einem Meter, respektive es sind die Abschnitte identifiziert, wo allenfalls lokale Abtiefungsmassnahmen notwendig sind.
  • Mit Visualisierungen soll das künftige Landschaftsbild bei verschiedenen Abflusssituationen an den kritischen Stellen, insbesondere Klosterinsel und Zollbrücke, dargestellt werden.
  • Die Energieproduktion im Kraftwerk Rheinau wird durch die Massnahmen kaum beeinträchtigt, indem vorgeschlagen wird, den heutigen, optisch-akustischen Wehrüberfall von 5 Kubikmeter pro Sekunde aufzugeben und diese Wassermenge ebenfalls in der Dotierwasserturbine zu nutzen.

Bis Anfang 2011 sollen der Schlussbericht und damit die wesentlichen ergänzenden Entscheidgrundlagen vorliegen, damit das UVEK eine Restwasser-Sanierungsver­fügung erlassen kann. Darin sollen die Eckpunkte für die Sanierung, in Absprache mit der deutschen Seite, festgelegt werden.


Adresse für Rückfragen

Erich Staub, BAFU, Sektion Fischerei und aquatische Fauna, Tel. 031 322 93 77 oder 079 776 57 20
Werner Gander, BFE, Leiter Sektion Elektrizitäts- und Wasserrecht, Tel. 031 322 56 27 oder 079 286 44 29



Herausgeber

Bundesamt für Umwelt BAFU
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Bundesamt für Energie
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