In Mendrisio steigt die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen

Bern, 21.08.2000 - Zwischenbericht zum Grossversuch mit Leicht-Elektromobilen erschienen Im Südtessin werden Elektrofahrzeuge dank dem Grossversuch in Mendrisio populär. Neben der steigenden Nachfrage hat dieses Pilot- und Demonstrationsprojekt auch beträchtliche Wirtschaftsimpulse und wertvolle politische Diskussionen über die nachhaltige Mobilität ausgelöst. Dies geht aus dem dritten Zwischenbericht zum Versuch hervor, der am Montag in Bern veröffentlicht worden ist.

Privatpersonen und Firmen mit Domizil in Mendrisio erhalten seit 1995 bis Ende 2000 beim Kauf eines Leicht-Elektromobils (LEM) einen Beitrag an den Anschaffungspreis von bis zu 60 % des Listenpreises, d.h. maximal 24’000 Franken. Damit liegen die Verkaufspreise für die LEM (oder Elektromobile) auf einem ähnlichen Niveau wie für herkömmliche Fahrzeuge. Das vom Bundesamt für Energie initiierte und unterstützte Pilot- und Demonstrationsprojekt soll Erkenntnisse liefern über das Käuferverhalten im Hinblick auf eine allfällige breite Markteinführung dieser Fahrzeuge. Zudem sollen die Alltagstauglichkeit und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die innovative Technologie geprüft werden.

Scooter und E-Bikes beflügeln die Nachfrage

Im Jahr 1999 wurden 126 Elektrofahrzeuge neu in Verkehr gesetzt. Das ist mehr als in den beiden Vorjahren zusammen. Diese Tendenz hält auch im laufenden Jahr an. Vor allem Scooter und E-Bikes haben stark an Popularität gewonnen. Ende Dezember 1999 verkehrten im Rahmen des Grossversuchs 275 Elektrofahrzeuge. Davon waren 87 Personenwagen, 80 Scooter und 74 E-Bikes. Zwei Drittel gehören Privaten; Firmen sind im Gegensatz zu Erfahrungen in anderen Ländern in der Minderzahl.

Diesen «Boom» ausgelöst haben neue, attraktive Angebote bei den Scootern und E-Bikes, die Erhöhung der maximalen Fahrzeugbeiträge von 50 auf 60 %, die Batteriemiete für die Autos einer Marke sowie die entsprechende Aussenwerbung. Zudem dürften die positiven Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen in den ersten vier Versuchsjahren die Nachfrage belebt haben.

Unterschiedlich hat sich das Engagement der Wiederverkäufer entwickelt, von welchem ein derartiges Projekt massgeblich abhängt. Während für den erfolgreichsten Garagisten 1999 jeder dritte verkaufte Neuwagen ein Elektro-Auto war, hat bei anderen das Interesse an LEM nachgelassen. Gründe dafür sind eine zum Teil ungenügende Betreuung durch Hersteller und Importeure sowie die Produktionseinstellung einzelner LEM-Modelle.

Fahrzeugbeiträge allein genügen nicht

Ein wichtiges Teilziel dieses Pilot- und Demonstrationsprojektes ist die Erprobung von Fördermassnahmen zur Markteinführung von Elektrofahrzeugen. Die Fahrzeugbeiträge haben aufgrund ihrer Höhe alle anderen Massnahmen dominiert. Sie waren die Voraussetzung, um genügend Käufer und damit eine ausreichende Datenbasis für die Beurteilung des Kaufverhaltens und der Veränderungen der Mobilitätsgewohnheiten zu erhalten.

Finanzielle Anreize können als Zeichen der behördlichen Unterstützung das Vertrauen von Kaufinteressenten in die neue Technologie fördern. Sie können ihre Wirkung jedoch nur zusammen mit intensiven Informationskampagnen entfalten. Im Tessin haben sich dabei die unabhängige Beratungsstelle InfoVEL, die Lokalzeitung sowie Ausstellungen mit Probefahrten besonders bewährt. Dem Netz von mehr als 50 öffentlichen Ladestationen kommt eine grosse, vor allem psychologische Bedeutung zu, indem sie Vorbehalte bezüglich der begrenzten Reichweite abbaut.

Wirtschaftliche Impulse

Der Grossversuch hat dem Südtessin in den vergangenen Jahren willkommene wirtschaftliche Impulse gebracht. Ein deutliches Beispiel hierfür ist die Übernahme der Produktion und Weiterentwicklung der Natrium-Nickelchlorid-Batterie (so genannte Zebra-Batterie) von AEG Anglo Batteries durch die Firma MES-DEA in Stabio. Aber auch die lokale Autovermietfirma Autonoleggio Sud profitiert von Elektromobilen. Nachdem sie in den ersten vier Jahren die Mietfahrzeuge des Grossversuchs betreut hatte, konnte sie Ende 1999 in Zusammenarbeit mit den SBB mit "EasyMove" ein innovatives Mobilitätsprojekt starten.

Ausblick

Die Ausdehnung des Angebots der Elektromobilmiete auf den ganzen Kanton ist ein erster Schritt in Richtung eines möglichen Anschlussprogramms. Der Kanton Tessin erwägt, bereits im Januar 2001 ein Förderprogramm für energieeffiziente Fahrzeuge zu lancieren. Die Förderung soll auf dem spezifischen CO2-Ausstoss basieren, der zur Zeit als das grösste verkehrsbedingte Umweltproblem gilt. Im Vordergrund stehen Elektro- und Hybrid- sowie sparsame Benzin- und Dieselfahrzeuge.


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Bundesamt für Energie
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