Studie zum Ausbaupotenzial der Wasserkraft in der Schweiz

Bern, 04.06.2012 - Die Wasserkraft soll auch in Zukunft wesentlich zur Stromversorgung der Schweiz beitragen. Das Bundesamt für Energie veröffentlicht heute eine Studie zum Ausbaupotenzial bis 2050. Nach Anhörung von Kantonen, Wissenschaft, Umweltverbänden und der Strombranche weist die Studie unter heutigen Nutzungsbedingungen ein Ausbaupotenzial für von rund 1.5 TWh pro Jahr aus. Unter optimierten Nutzungsbedingungen, ohne Lockerung der Umwelt- und Gewässerschutzbestimmungen aber mit verbesserten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, kann die Wasserkraft bis 2050 um 3.2 TWh pro Jahr ausgebaut werden.

Die Wasserkraft ist die wichtigste erneuerbare Energiequelle der Schweiz. 2011 produzierten die Wasserkraftwerke 33,8 TWh (1 TWh = 1 Terawattstunde = 1 Milliarde kWh), das sind rund 54% der gesamten Landeserzeugung (62,9 TWh). Auch künftig soll die Wasserkraft wesentlich zur Stromversorgung der Schweiz beitragen. Im Rahmen der Arbeiten zur Energiestrategie 2050 hat das BFE eine Studie zum Ausbaupotenzial der Wasserkraft bis 2050 durchgeführt. Für die Potenzialschätzungen wurden Bundesstellen, Kantone, Wissenschaft, Umweltverbände und die Strombranche beigezogen. Vom 12.-30. März 2012 wurde bei Kantonen, Umweltverbänden, Branchenverbänden und Forschungsinstituten eine Konsultation der Studie „Wasserkraftpotenzial der Schweiz" durchgeführt, zu der 31 Stellungnahmen eingegangen sind (siehe Konsultationsbericht).

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass der Ausbau der Wasserkraft in der Schweiz polarisiert: Ökologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und raumplanerische Ansprüche setzen dem Ausbau in der dichtbesiedelten Schweiz Grenzen.

Das Ausbaupotenzial der Wasserkraftnutzung bis 2050 wurde einerseits unter den heutigen gesetzlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie unter „optimierten Nutzungsbedingungen" abgeschätzt. Letztere setzen eine Verbesserung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen voraus, ohne dabei die Umwelt- und Gewässerschutzbestimmungen zu lockern.

Die in der Studie ermittelten Potenziale für neue Grosswasserkraftwerke und die Kleinwasserkraft beruhen auf den Angaben und Schätzungen der Kantone. Die Potenziale der Aus- und Umbauten sowie Erweiterungen bestehender Anlagen stützen sich auf bestehende Studien sowie Schätzungen der Branche.

Unter den heutigen Nutzungsbedingungen ergibt sich bis zum Jahr 2050 ein Ausbaupotenzial von 1,5 TWh pro Jahr. Unter optimierten Nutzungsbedingungen ist ein nachhaltiger und umweltverträglicher Ausbau der Wasserkraftnutzung um 3,2 TWh pro Jahr möglich (siehe unten, Angaben für heutige Nutzungsbedingungen / optimierte Nutzungsbedingungen). Gemäss aktuellster Forschungsresultate hat die Klimaänderung bis 2050 keinen Einfluss auf die mittlere jährliche Stromproduktion aus Wasserkraft:

Neue Grosswasserkraftwerke: 0,77 TWh / 1,43 TWh

Kleinwasserkraft: 1,29 TWh / 1,60 TWh

Aus-, Umbauten, Erweiterungen Grosswasserkraft: 0,87 TWh / 1,53 TWh

Auswirkungen Gewässerschutzgesetz: -1,40 TWh / -1,40 TWh

Total Wasserkraftpotenzial bis 2050: 1,53 TWh / 3,16 TWh

Im Rahmen der Energiestrategie 2050 wird der Wert von 3.2 TWh pro Jahr als neue Richtgrösse für den Ausbau der Wasserkraftnutzung aufgenommen und die Energieperspektiven werden entsprechend aktualisiert.

Diese Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die tatsächliche Umsetzung des Potenzials mit hohen Unsicherheiten verbunden ist. So hängen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beispielsweise massgeblich von der Entwicklung der Strompreise ab. Zudem setzt der Staat lediglich die Rahmenbedingungen für die Elektrizitätsversorgung fest: Die Realisierung von Kraftwerken an geeigneten Standorten ist jedoch Sache der Stromwirtschaft.


Adresse für Rückfragen

Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE, 031 322 56 75



Herausgeber

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-44796.html