20 Jahre nach Tschernobyl: Die Spuren von Tschernobyl in der Schweiz

Bern, 18.04.2006 - Am 26. April 2006 jährt sich zum 20. Mal der Reaktorunfall von Tschernobyl. Spuren des schwersten, je in einer zivilen Kernanlage aufgetretenen Unfalls sind auch in der Schweiz heute noch messbar. Die gesundheitlichen Folgen auf die schweizerische Bevölkerung lassen sich inzwischen beurteilen. Zum Schutz der Bevölkerung wurden in den vergangenen 20 Jahren sowohl international als auch in der Schweiz die technischen und organisatorischen Massnahmen bei nuklearen Katastrophenfällen verbessert.

In der Schweiz ist das langlebige Cäsium-Nuklid im Boden zwar abgeklungen und in tiefere Erdschichten eingedrungen, doch lässt es sich dort immer noch nachweisen, vor allem im Tessin. In den Grundnahrungsmitteln hat der Gehalt an künstlicher Radioaktivität bereits ab 1987 kontinuierlich abgenommen. Er liegt heute im Bereich der Werte vor dem Unfall von Tschernobyl. Ausgenommen sind Wildpilze und Wildfleisch, die heute immer noch erhöhte Werte aufweisen.

Gesundheitliche Auswirkungen

Die Schweizer Bevölkerung hat die durch den Unfall von Tschernobyl zusätzlich verursachte Radioaktivität vor allem über die Nahrung aufgenommen. Im Durchschnitt beträgt diese zusätzliche Strahlendosis 0.5 mSv. Bei Personen, die in besonders stark betroffenen Gebieten lebten, zum Beispiel Selbstversorger im Tessin, dürfte dieser Wert bis um das zehnfache grösser sein. Zum Vergleich: Die mittlere jährliche Strahlendosis der Schweizer Bevölkerung beträgt 4 mSv. Hochrechnungen, die auf Erfahrungswerten von Hiroshima und Nagasaki basieren, weisen darauf hin, dass in der Schweiz als Folge des Unfalls von Tschernobyl mit etwa 200 zusätzlichen Krebstodesfällen zu rechnen ist. 

Massnahmen für den Ernstfall verbessert

Tschernobyl hat dazu geführt, dass sich die Katastrophenorganisation international und in der Schweiz verbessert hat. Die internationale Benachrichtigung und Hilfeleistung bei Unfällen wurden verbessert und die Massnahmen harmonisiert. In der Schweiz wurden die Radioaktivitätsüberwachung und die Einsatzorganisation neu strukturiert, die Nationale Alarmzentrale verstärkt, die Messkapazität verbessert und durch automatische Überwachungs- und Warnnetze ergänzt. Bis zu einem Radius von 20 Kilometer um die schweizerischen Kernkraftwerke wurden Kaliumiodid-Tabletten an die Bevölkerung verteilt. Die Tabletten werden im Ereignisfall eingenommen. Sie sättigen die Schilddrüse mit inaktivem Jod und verhindern so, dass radioaktives Jod aus der Nahrung oder über die Atemwege in die Schilddrüse gelangt. Auch auf dem Gebiet der Gesetzgebung wurden Verbesserungen vorgenommen und 1994 mit der neuen Strahlenschutzgesetzgebung umgesetzt.


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Bundesamt für Gesundheit, Werner Zeller, Abteilung Strahlenschutz, Telefon 031 322 95 05



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