Tag der Berufsbildung

Basel, 31.01.2014 - Festansprache von Johann N. Schneider-Ammann, Bundesrat, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Berufsmeisterschaften
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident
Sehr geehrte Parlamentarierinnen und Parlamentarier
Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlich willkommen im Jahr der Berufsbildung!

Es ist ein Jahr, auf das ich mich besonders freue: Denn dieses Jahr steht bildungspolitisch ganz im Zeichen der Berufsbildung. Dieses Jahr zeigen wir allen, was die Berufsbildung zu bieten hat.

Ich freue mich, dass ich heute mit Ihnen zusammen den Startschuss feiern kann. Ganz besonders begrüssen will ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Berufsmeisterschaften. Sie sind der augenfällige und beste Beweis dafür, dass Berufsbildung Türen öffnet.

Ich gratuliere Ihnen allen herzlich zu ihren hervorragenden Klassierungen in den nationalen und internationalen Meisterschaften. Sie haben Hartnäckigkeit bewiesen und sich im Wettbewerb bewährt. Sie haben grosse Arbeit geleistet für Sie persönlich, für die Berufsbildung und für unser Land. Kann man eine bessere Botschafterin, kann man ein besserer Botschafter sein für ein Wirtschaftssystem, das vor allem auf marktnah ausgebildete Spitzenkräfte zählen können muss.

Die Antwort liegt auf der Hand. Für Ihre Leistungen und für Ihren Einsatz gebührt Ihnen höchste Anerkennung. Machen Sie weiter so! Ich will auch in Zukunft auf Sie zählen dürfen: Als engagierte Unternehmer, die selber Lernende ausbilden; Als Expertinnen in den Berufsverbänden; Und als überzeugte Vertreterinnen und Vertreter unseres einzigartigen dualen Berufsbildungssystems.

Dann begrüsse ich die Vertreterinnen und Vertreter der Berufsbildung aus Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Mit Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, haben wir die unverzichtbaren Stützen der Schweizer Berufsbildung unter uns. Sie tragen dazu bei, dass unser System erfolgreich ist. Ihrer Arbeit und Ihrer Unterstützung ist es zu verdanken, dass unsere Schweizer Berufsbildung Spitzenleistungen erbringen kann.

National und international: Spitzenleistungen sind aber nur möglich, wenn die Basis breit und solid ist. Und dafür garantieren Sie, dafür garantieren die Tausenden von kleineren und mittleren Unternehmen, die sich in der beruflichen Nachwuchsförderung engagieren.

Meine Ambition ist, allen Menschen in diesem Land eine Arbeit anzubieten. Eine Voraussetzung dafür ist ein starker Bildungs-, Forschungs- und Innovationsplatz. Der Werk-, Denk- und Forschungsplatz Schweiz baut auf zwei Säulen.

Die eine braucht exzellente Hochschulen, Spitzenforschung, Innovationsförderung und profilierte Gymnasien. Die andere braucht die Berufsbildung mit einem vielfältigen Angebot und intakten Karrieremöglichkeiten. Der richtige Mix ist das Geheimnis des Erfolgs. In diesem Jahr stellen wir ganz bewusst die Berufsbildung in den Vordergrund. Ist denn das wirklich nötig? Müssen wir die Berufsbildung überhaupt noch bekannt machen? Brauchen wir denn überhaupt ein Jahr der Berufsbildung als Schaufenster? Natürlich muss ich Ihnen hier keine Verkaufsargumente bringen.

Wir alle kennen die Trümpfe unserer Berufsbildung bestens: hoher Arbeitsmarktbezug, hohe Durchlässigkeit, hohe Bildungsrendite und gut eingespielte Zusammenarbeit zwischen Privaten und der öffentlichen Hand. Wenn ich dieses Jahr der Berufsbildung initiiert habe, dann aus einem andern Grund: Für mich soll dieses Jahr ein Jahr des Aufbruchs sein. Meine Lösung lautet: Bestehende Potenziale ausschöpfen und Innovationen in Gang setzen. Potenziale ausschöpfen heisst, den Nachwuchs an qualifizierten Fach- und Führungskräften sicherstellen. Wir wissen alle, es ist schwieriger geworden in gewissen Branchen.

Es fehlen geeignete Jugendliche bei der Besetzung der Lehrstellen. Leistungsstarke Jugendliche gewinnen, beginnt in den Betrieben. Viele Betriebe haben dies längst erkannt und richten sich darauf ein. Sie übertragen beispielsweise talentierten Lernenden von Beginn weg Verantwortung. Zu diesen Fördermöglichkeiten kommen weitere dazu wie die Berufsmaturität, Mobilitätsangebote oder eben die Berufsmeisterschaften. Potenziale ausschöpfen heisst auch Jugendlichen mit schulischen, sozialen oder sprachlichen Schwierigkeiten Chancen bieten.

In den letzten Jahren haben Bund, Kantone und Verbände diesbezüglich viel unternommen. Allerdings hat nach wie vor ein Teil der Jugendlichen Mühe, den direkten Einstieg in eine berufliche Grundbildung zu bewältigen. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, das Ziel dass 95% aller Jugendlichen einen Abschluss auf Sekundarstufe II haben, braucht es einen verstärkten Einsatz von uns allen. Zusammen mit den Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt sind wir daran, das Instrumentarium gezielt zu ergänzen.

Vor allem wollen wir das Matching zwischen Angebot und Nachfrage optimieren, neue Rekrutierungspotenziale erschliessen und die Kommunikation gegenüber Eltern und Lehrpersonen verstärken. Potenzial sehe ich auch bei den zweijährigen beruflichen Grundbildungen, die bei den Jugendlichen auf grosses Interesse stossen. Entsprechend hat die Zahl dieser Art von Ausbildungsverhältnissen in den letzten Jahren auch massiv zugenommen. Bis im Jahr 2015 werden praktisch alle Berufsfelder über eine zweijährige berufliche Grundbildung verfügen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Es ist uns über all die Jahre gelungen, die Berufsbildung jung zu halten. Vor allem, weil wir immer wieder in der Lage waren, mit den Entwicklungen in der Arbeitswelt Schritt zu halten. Halten wir an dieser Dynamik fest. Klar ist: Die Initiative muss weiterhin von den Betrieben und Verbänden ausgehen. An Ihnen ist es, die Ausbildungsmodelle laufend zu modernisieren. Ich weiss von verschiedenen Verbänden, die ihren Spielraum erfolgreich nutzen. Unsere Unterstützung haben sie.

Ein besonderes Augenmerk gilt auch der höheren Berufsbildung. Sie bewährt sich seit Jahrzehnten als Teil der beruflichen Höherqualifizierung und geniesst hohe Anerkennung. Aber wir müssen uns nichts vormachen: Die höhere Berufsbildung steht unter vermehrtem Druck. Und zwar von zwei Seiten. Einerseits sind es die Fachhochschulen, welche den besten Nachwuchsberufsleuten ausgezeichnete Weiterbildungsmöglichkeiten bieten. Andrerseits ist es die Internationalisierung, welche neue Anforderungen an die höhere Berufsbildung stellt.Diesem Wettbewerb müssen wir uns stellen, diese Herausforderungen müssen annehmen.

Genau dafür - um die neuen Herausforderungen aktiv anzupacken - wollen wir das Jahr der Berufsbildung nutzen. Sichtbar machen wir es mit Grossveranstaltungen wie der heutigen, mit den Berufsmeisterschaften aller Disziplinen in Bern, die zum ersten Mal in ihrer Geschichte zur gleichen Zeit und an einem Ort stattfinden (womit die grösste Berufschau entsteht, die die Welt je gesehen hat).

Dazu kommen weitere Veranstaltungen wie der nationale Radiotag, der internationale Berufsbildungskongress in Winterthur oder das Vierertreffen mit den Bildungsministern Deutschlands, Österreichs und Liechtensteins. Zeigen wir im Jahr der Berufsbildung wie vielfältig die Berufsbildung ist und was sie bietet. Räumen wir vor allem auf mit der längst überholten Vorstellung, dass Leistungsstarke in der Berufsbildung am falschen Ort sind. Wichtig für unsere Wirtschaft ist, dass die Talente der Arbeitskräfte optimal eingesetzt werden. Und aus Sicht der Jugendlichen und der Erwachsenen geht es darum, dass jeder sein Talent nach seinem Willen und seinen Möglichkeiten optimal zur Geltung bringen kann. Wir haben unsere Arbeit getan, wenn wir Ende Jahr sagen können: Das Prestige der Berufsbildung ist höher als heute, die Wahrnehmung positiver und die Akzeptanz besser.

Erlauben Sie mir noch eine letzte Bemerkung: Sie wissen, die Problematik der Regulierungskosten liegt mir sehr am Herzen. Ich sage dies hier, weil gerade auch im Bereich der Lehrlingsausbildung einiges an Papierkram anfällt. Das meiste ist sicher notwendig, anderes könnte reduziert oder vereinfacht werden.

Ich habe den zuständigen Stellen den Auftrag gegeben, die Regulierungskosten im Ausbildungsbereich mit den beteiligten Partnern genau unter die Lupe zu nehmen.

Wir werden mit Vorschlägen kommen, wie die Lehrbetriebe entlastet werden können. Nicht nur mir ist lieber, wenn sich die Lehrmeisterinnen und Lehrmeister um die Lernenden kümmern können. Ich weiss, das ist auch ganz im Sinne der Unternehmen und der jungen Menschen, die vom Wissen und vom Können ihrer Ausbildner profitieren können und profitieren wollen.

Herzlicher Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Es gilt das gesprochene Wort!


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