Regulierungsbedarf im Jugendmedienschutz

Bern, 06.03.2014 - Pornografie, ungewollte Kontakte im Internet, Datenschutz: Dies sind zentrale Probleme, denen sich der Jugendmedienschutz in der Schweiz aktuell gegenübersieht. Zu diesem Schluss kommen Experten aus Deutschland und der Schweiz, die im Rahmen des nationalen Programms Jugend und Medien eine Studie erstellt haben zu den technologischen Entwicklungs- und Nutzungstrends von digitalen Medien sowie den sich daraus ergebenden Herausforderungen für den Kinder- und Jugendmedienschutz. Zwei Berichte liegen nun vor. Sie dienen einer Arbeitsgruppe des Bundes als Grundlage für die zukünftige Ausgestaltung des Jugendmedienschutzes.

Der von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellte Teilbericht hält die Trends bezüglich Technik und Nutzungsverhalten fest: Die steigende Verfügbarkeit von mobilen Geräten mit Internetzugang, die Multifunktionalität dieser Geräte sowie die geräteunabhängige Datenspeicherung prägen die technische Entwicklungen. Die zeit- und ortsunabhängige Mediennutzung, die stark zunehmende Kommunikation über digitale Medien sowie eine intensive Mediennutzung ab einem frühen Alter sind zentrale Nutzungstrends. Damit verlagert sich die Mediennutzung immer mehr hin zur Interaktion und Kommunikation, zunehmend auch verbunden mit Selbstdarstellung. Da fast alle Jugendlichen eigene Geräte besitzen, führt dies zu einer autonomeren Mediennutzung, was die Kontrollmöglichkeiten der Eltern einschränkt.

Gesetzgeberische Eingriffe mit Förderung von Medienkompetenz kombinieren

Der vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg erstellte zweite Teilbericht systematisiert die durch die Entwicklungs- und Nutzungstrends entstehenden Risiken für Kinder und Jugendliche. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass Minderjährige bei der Mediennutzung unterschiedliche Rollen einnehmen. Sie nehmen Informationen auf, sind Marktteilnehmende, sie kommunizieren untereinander und produzieren Medieninhalte. Das Spektrum möglicher Gefährdungen hat sich dadurch in den letzten Jahren stark erweitert und ist komplexer geworden. Einige Problembereiche bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit:

  • Die Regulierung von ungeeigneten und nicht altersgerechten Medieninhalten;
  • die Gefahren, die im Zuge der Online-Kommunikation entstehen (Belästigung, sexuelle Anmache, ungewollte Kontakte);
  • der oft intransparente Umgang von Online-Anbietern mit persönlichen Daten.

Die Autoren empfehlen daher, regulatorische Eingriffe und die Förderung von Medienkompetenzen miteinander zu kombinieren. Den Eltern kommt hierbei eine steigende Verantwortung zu. Sie müssen bereit und fähig sein, sich mit der Mediennutzung ihrer Kinder noch vermehrt auseinanderzusetzen, technische Schutzeinstellungen vorzunehmen und zu unterstützen, wenn es zu belastenden Erfahrungen gekommen ist.

Die Studie ist Teil einer umfassenden Überprüfung des Handlungs- und Regulierungsbedarfs im Jugendmedienschutz, welche derzeit im Rahmen des nationalen Programms Jugend und Medien erfolgt. Dabei werden aktuell auch die Regulierungsaktivitäten der Kantone sowie der Industrie überprüft sowie erfolgversprechende Ansätze aus dem Ausland untersucht. Dem Bundesrat sollen die Ergebnisse der Arbeiten bis im Sommer 2015 vorliegen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Schlussbericht zu den Ergebnissen des nationalen Programms Jugendmedienschutz und Medienkompetenzen (Jugend und Medien) vorliegen.

Nationales Programm Jugend und Medien www.jugendundmedien.ch
Das Nationale Programm zur Förderung von Medienkompetenzen wurde vom Bundesrat für die Jahre 2011-2015 beschlossen und dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) zur Umsetzung übertragen. Gemeinsam mit den Medienbranchen verfolgt das Programm das Ziel, dass Kinder und Jugendliche kompetent mit digitalen Medien umgehen, deren Chancen nutzen und vor deren Gefahren geschützt sind. Gleichzeitig sollen die verschiedenen Akteure in diesem Bereich vernetzt werden. Tragende Programmpartner sind die Swisscom AG, welche sich seit vielen Jahren im Jugendmedienschutz engagiert, der Verband der Computerspielbranche SIEA (Swiss Interactive Entertainment Association), der die Umsetzung des europaweiten Altersklassifikationssystems PEGI in der Schweiz gewährleistet sowie die Jacobs Foundation, die langjährige Fördererfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung hat. Mit der Plattform jugendundmedien.ch bietet das Programm ein Internetportal mit aktuellen und verlässlichen Informationen zum Thema Jugendmedienschutz. Auch stellt es den Ratgeber „Medienkompetenz - Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien" zur Verfügung sowie einen Flyer in 16 Sprachen, der die 10 goldenen Regeln für eine sichere Mediennutzung enthält.

 


Adresse für Rückfragen

Bundesamt für Sozialversicherungen
Thomas Vollmer, Leiter Ressort Jugendschutzprogramme, BSV
Tel. +41 (0)31 323 82 58, E-Mail: thomas.vollmer@bsv.admin.ch

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Psychologie, Abteilung Studium & Forschung
Sarah Genner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschungsschwerpunkt Medienpsychologie
Tel. +41 (0) 58 934 84 61, E-Mail: sarah.genner@zhaw.ch

Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg
Christiane Matzen, Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 40 450 217 41, E-Mail: c.matzen@hans-bredow-institut.de



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