Treibstoffverbrauch der Neuwagen sinkt zu langsam

Bern, 07.06.2006 - 7.67 Liter pro 100 Kilometer betrug der durchschnittliche Treibstoffverbrauch der in der Schweiz verkauften neuen Personenwagen im Jahr 2005. Zwar hat der Durchschnittsverbrauch damit erneut um rund 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Das zwischen UVEK und auto-schweiz vereinbarte Ziel für 2005 von 7.15 l/100 km wurde jedoch deutlich verfehlt. Hauptgrund dafür ist der anhaltende Trend zu schweren Fahrzeugen: er macht die durch technische Verbesserungen erzielten Effizienzgewinne zunichte. Ohne zusätzliche Massnahmen kann das vereinbarte Reduktionsziel bis 2008 kaum mehr erreicht werden.

In der im Februar 2002 unterzeichneten Zielvereinbarung legten das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und auto-schweiz (Vereinigung der Schweizer Automobilimporteure) eine durchschnittliche Absenkung des spezifischen Treibstoffverbrauchs neuer Personenwagen um 3% pro Jahr fest. Bis ins Jahr 2008 soll so ein Wert von 6.4 l/100 km erreicht werden. Gemäss der heute veröffentlichten 10. Berichterstattung von auto-schweiz wurde mit 7.67 l/100km (2004: 7.82 l/100km) das Zwischenziel von 7.15 l/100 km für das Jahr 2005 um mehr als 7 Prozent verfehlt. Dies trotz einer Abnahme des durchschnittlichen Treibstoffverbrauchs um 1.98% (2004: -2.13%).

Zunehmendes Fahrzeuggewicht „frisst“ Effizienzgewinne weg

Lag im Jahr 1990 der Verbrauch eines 1'000 kg schweres Fahrzeug noch bei über 7.5 l/100 km, benötigt ein gleich schweres Auto heute nur noch 5.19 l/100 km. Diese durch technische Verbesserungen erzielten Effizienzgewinne werden aber fast vollständig durch das kontinuierlich ansteigende Fahrzeuggewicht kompensiert. So muss die Abweichung von den vereinbarten Reduktionszielen zu einem grossen Teil auf diesen anhaltenden Trend zu immer grösseren und schwereren Fahrzeugen (mehr Sicherheits- und Komfortausstattungen, grössere Motoren und Fahrzeugvolumen) zurückgeführt werden.

Das durchschnittliche Leergewicht aller neu verkauften Personenwagen ist gegenüber dem Vorjahr wiederum um 16 kg (2004: +22 kg) angestiegen. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1990 hat das Leergewicht damit von durchschnittlich rund 1'200 kg auf 1'478 kg zugenommen. Allein in den letzten 5 Jahren betrug die Gewichtszunahme 115 kg, wobei 100 kg Mehrgewicht einem Mehrverbrauch von rund einem halben Liter auf 100 km entspricht.

Immer mehr Dieselautos

Im Jahr 2005 wurden in der Schweiz insgesamt 257'886 (2004: 266'605) neue Personenwagen verkauft (nur in der vorliegenden Verbrauchsauswertung erfasste Fahrzeuge, d.h. ohne Nichtmitglieder auto-schweiz und ohne Direktimporte). Der Anteil der Dieselfahrzeuge betrug 28.8% (2004: 26.2%). Ihr durchschnittlicher Treibstoffverbrauch liegt bei 6.63 l/100 km und damit um 1.46 Liter (18.05%) tiefer als der Verbrauch der Benzinfahrzeuge.

CO2-Emissionen leicht gesunken

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen liegen bei 189 Gramm pro Kilometer und haben gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen (- 3 g/km bzw. -1.56%). Die Benzinfahrzeuge erreichen dabei einen Durchschnittswert von 193 g/km, die Dieselfahrzeuge 176 g/km.

Zielerreichung ohne Zusatzmassnahmen kaum möglich

Hält der Nachfragetrend zu grossen, schweren Fahrzeugen an, kann das zwischen UVEK und auto-schweiz vereinbarte Ziel von 6.4 l/100 km bis 2008 nicht erreicht werden. Der Bund prüft daher zusätzliche Massnahmen, mit denen die Zielerreichung unterstützt werden soll.

  • Bereits entscheidungsreif ist eine Revision der Energieverordnung. Sie erhöht die Hürde für schwere Fahrzeuge, in eine gute Effizienzkategorie (A bis C) eingeteilt zu werden. Der Bundesrat wird in den nächsten Tagen über diese Revision entscheiden.
  • Zusätzlich prüft der Bund zurzeit die Option einer proportionalen Mehrverbrauchsabgabe für Neufahrzeuge, wie sie in einem Postulat von Nationalrätin Bea Heim im April 2006 vorgeschlagen wurde. Weitere Vorstösse verlangen die Einführung einer verbrauchsabhängigen Importbesteuerung von Personenwagen.
  • Schliesslich kann der Bundesrat eine CO2-Abgabe auf Benzin einführen, wenn der im Oktober 2005 auf Benzin und Dieselöl erhobene Klimarappen nicht die gewünschten Wirkungen zeigt. Die Stiftung Klimarappen muss bis Mitte 2007 den Nachweis erbringen, dass sie die vereinbarten Ziele erreichen kann.


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