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Bern, 30.10.2014 - 150 Jahre Wintertourismus | Rede von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre freundliche Begrüssung, sehr geehrter Herr Direktor. Mit ihren Worten haben Sie uns alle in wenigen Minuten in winterliche Festlaune versetzt.

Es freut mich ausserordentlich, mit Ihnen heute dieses doch ganz spezielle Jubiläum begehen zu dürfen. 150 Jahre Wintertourismus in unserem Land - das ist wahrlich eine Feier wert. Aufgewachsen auf 800 Meter ü/M. weiss ich aus meiner Kindheit, wie wunderschön der Wintersport mit Pulverschnee, Natureisbahn und Sonnenschein sein kann.

Später habe ich auch die gepflegten Pisten, das Carven und das Après-Ski-Vergnügen kennengelernt - in Adelboden/Lenk - dänk.

Und was mich dann über die Jahre immer wieder in den Schnee führte, sind die Loipen von Maloia nach S-chanf, im Sertig (Davos), in La Brévine, im Obergoms, im Gantrisch, auf dem Col de Mosse, in Engelberg und Andermatt, natürlich im Saanenland und im Pays d'Enhaut Landauf - landab.

Hier habe ich mich auf Ausdauer getrimmt - nicht für 150 Jahre, aber für zähes politisches Ringen.


Meine Damen und Herren,

Seit vier Jahren ist Wintersport sozusagen auch Teil meines Berufs. Als Wirtschaftsminister bin ich - der Herr Direktor hat‘s bereits erwähnt - auch Tourismusminister. Wintertourismus-Förderung ist für mich keinesfalls Pflicht, Wintertourismus-Förderung ist mir ein echtes Anliegen.

Sie kennen alle das oberste Ziel meiner Politik: Ich setze alles daran, dass die Menschen in unserem Land einer Erwerbstätigkeit nachgehen können und damit eine Perspektive haben. Dabei liegt mir der Alpenraum ganz besonders am Herzen. Und damit das Interesse, gute Bedingungen für den Tourismus zu schaffen. 

Nur: Die staatlichen Mittel sind beschränkt: Auch als Bundesrat kann ich es nicht schneien lassen.

Schnee bis in die Niederungen ist aber wichtig. Die Lust auf Wintersport kommt den Unterländern erst wirklich, wenn es sogar auf unter 800 Metern ü/M. unter den Schuhen knistert, wenn man an die Ohren friert und wenn es an den Händen kuhnagelt. Natürlich haben die Wintersportdestinationen mit den Unberechenbarkeiten des Wetters leben gelernt. Schneekanonen gehören mittlerweile in jedem Kurort zum Inventar. Wer nicht schneit, dem schneit's Verluste in die Bücher.

Ich weiss: Neben dem Wetter sind die Herausforderungen auch im Originalland des Wintertourismus breit und vielfältig.

Ich nenne nur drei:

Da ist zum Beispiel das heutige Freizeitangebot, das unvergleichbar vielfältiger ist als es noch zu unserer Jugendzeit war.


Da ist zweitens der starke Franken, der nicht nur für viele Ausländer eine Ausrede ist, nicht in die Schweizer Berge zu fahren.

Skiferien sind umso mehr ein Kostenfaktor, als dass zahlreiche Gemeinden ihre Jugendskilager nicht mehr subventionieren - aus Budgetgründen.

Sehr zu meiner Freude hat die Politik reagiert. Bundesamt für Sport und SECO zusammen haben aktiv die Gründung des Vereins „Schneesportinitiative Schweiz", unterstützt, der zum Ziel hat, mehr Kinder und Jugendliche an den Schneesport heranzuführen.

Aber wie das Tourismusdirektor Schmid kürzlich in einem Interview gesagt hat: Auch die älteren Leute haben ein Problem. Weil es ihnen zu hektisch ist, steigen sie aus.

Ich denke, die Idee von Jürg Schmid böte da Abhilfe, die Idee vom entschleunigten Skifahren nach der Devise: „Goldene Pisten für's goldene Alter".

Eine besondere Herausforderung will ich drittens nicht unerwähnt lassen, welche unser Tourismus meistern muss, eine hausgemachte.

Die Strukturen sind zu klein. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Konkurrenten sind nicht die Nachbardörfer.

Unsere Konkurrenten sind die Wintersport-Destinationen im grenznahen Ausland. Dem begegnen die einzelnen Wintersportorte nur mit mehr Zusammenarbeit, beispielsweise beim Markteting, aber auch beim Einkauf von Dienstleistungen. Nur so können Skaleneffekte erwirkt und damit Kosten und Preise gesenkt werden. Das heisst also, dass der Strukturwandel aktiv gestaltet werden muss.

Genau nach dem Motto Ihrer neuen Kampagne. Ihr Titel „Schweiz - Das Original" ist mehr als ein Werbespruch, er ist Programm. Und damit eine klare Botschaft. „Gemeinsam wollen wir es packen!" So muss es gehen. Und wenn typisch schweizerischen Qualitäten wie Qualität und Gastfreundschaft noch verstärkt gelebt werden, machen Sie die ganze Branche wettbewerbsfähiger.

In diesen Anstrengungen, meine Damen und Herren, will Sie der Bund mit einem Impulsprogramm unterstützen.

  • Mit mehr Mitteln für die Neue Regionalpolitik: 325 Millionen soll der Bund investieren, gleich viel die Kantone.
    Das ist mehr als doppelt soviel wie heute.
    Zudem soll der Betrag für Innotour um die Hälfte auf 30 Millionen Franken erhöht werden.

  • Mit neuen Vollzugsmassnahmen der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit.
    Die SGH soll moderner und flexibler werden.

  • Mit neuen Massnahmen bezüglich des Wissensaufbaus, um mit besseren Kenntnissen den Unsicherheiten wirkungsvoller begegnen zu können.

Zahlreiche positive Signale zeigen,  dass man in unserem Land an den Wintertourismus glaubt: Mit neuen Bahnen und Liften auf den Flumserbergen, auf dem Jakobshorn, im Saanenland oder auf den Titlis wurden gleich mehrere neue Tourismusprojekte angekündigt, Andermatt-Sedrun wird eine grosse Skiarena.

Auch ich bin fest überzeugt, dass der Wintertourismus in seinem Ursprungsland eine Zukunft hat. Vorausgesetzt, Schnee und Wetter stimmen besser als im letzten Jahr.

In diesem Sinne danke ich allen, die sich für den Schweizer Tourismus stark machen, ganz besonderes für den Wintertourismus.

Sie leisten einen enorm wichtigen Beitrag für die Zukunft einer Branche, die jährlich 15 Milliarden Franken an unsere schweizerische Wirtschaft leistet, an eine Branche, die 150‘000 Vollzeitstellen anbietet, an eine Branche schliesslich, die damit für die sogenannt strukturschwachen Randregionen von grösster Bedeutung ist.


Sie alle in diesem Saal - und wir alle in Bern: Wir sind gefordert, damit der Wintertourismus in der Schweiz auch in den kommenden 150 Jahren eine einzigartige Erfolgsstory ist.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und jetzt vor allem ein schönes Fest. Ski Heil!

Es gilt das gesprochene Wort!


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