So bleibt wohnen zahlbar – Rezepte von und für Investoren

Grenchen, 06.11.2014 - An den diesjährigen Grenchner Wohntagen vom 4. bis 12. November ist zahlbarer Wohnraum ein Kernthema. Vertieft aufgegriffen wurde die Thematik am 6. November durch die Tagung «So bleibt Wohnen zahlbar – Rezepte von und für Investoren» des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO). Die Veranstaltung stellte eine Reihe von Ansätzen vor, die helfen können, die Wohnpreise für alle Bevölkerungsgruppen in der Schweiz in einem tragbaren Rahmen zu halten.

Nach den einleitenden Worten von BWO-Direktor Ernst Hauri führte Donato Scognamiglio, CEO des Immobilien-Beratungsunternehmens IAZI aus Zürich, ins aktuelle ökonomische Umfeld des Wohn-Immobilienmarktes ein. Prägend sind gemäss Scognamiglio derzeit die zahlreichen regulierenden Eingriffe. Diese erfolgten einerseits aus finanzpolitischen Gründen – Stichwort Marktüberhitzung – andererseits aus politischer und gesellschaftlicher Motivation. Dazu zählten etwa die Zweitwohnungs- und die Masseneinwanderungsinitiative.
Im zweiten Referat zeigte Nicole Decker, Leiterin des Wohnungsamtes im Kanton Neuenburg, mit welchen Problemen die öffentliche Hand im Bereich Wohnen konfrontiert ist. Im Vordergrund stehen für sie die tiefe Leerwohnungsziffer und die Überalterung der Bevölkerung. Als Gegenmassnahme hat der Grosse Rat des Kantons Neuenburg kürzlich einen Kredit über 18 Millionen Franken bewilligt. Damit sollen in den nächsten vier Jahren der Bau und die Erneuerung von Wohnungen gemeinnütziger Bauträger unterstützt werden. Aus Deckers Sicht reicht das aber noch nicht. Sie forderte deshalb eine enge Zusammenarbeit von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden bei der Bewältigung der Probleme auf dem Wohnungsmarkt.
In den zwei folgenden Referaten erklärten Christian Zeyer von der Wohnbaugenossenschaft Oberfeld in Ostermundigen sowie Alain Charlet von der Baugenossenschaft Cooplog in Genf, die Vorteile, wenn Baugenossenschaften nicht nur Miet- sondern auch Eigentumswohnungen bauen. Dabei hilft das durch den Verkauf von einem Teil der erstellten Wohnungen gewonnene Kapital, die Mieten für die anderen Einheiten tiefer zu halten.
Den Auftakt des Nachmittags machte Daniel Schwartz vom Urban-Think Tank Chair der ETH Zürich mit einem Blick über den Tellerrand: Er präsentierte den Film «Torre David». Dieser zeigt den Alltag in einem nie fertig gestellten Bürogebäude in Venezuela, das von 750 Familien als Wohnraum genutzt wird. Eindrückliche Bilder schildern den Alltag in diesem «vertikalen Slum», der mit viel Kreativität zu Wohnraum umgenutzt wurde.
Auch beim folgenden Referat stand ein Grossbau im Zentrum: In der Cité du Lignon in Vernier bei Genf wohnen rund 10`000 Menschen in 2`800 Wohnungen, die zwischen 1963 und 1971 erstellt wurden. Patrick Wicht, Vizepräsident des Comité Central du Lignon, zeigte auf, wie der Gebäudekomplex in Schuss gehalten werden kann, dass er auch 50 Jahre nach dem Erstbezug noch zahlbaren und attraktiven Wohnraum bietet.
Einen ganz anderen Ansatz zur Gewinnung von preiswertem Wohnraum präsentierten Markus Mooser, Geschäftsführer des Holzbauverbandes Lignum in der Romandie und der Zürcher Architekt Valentin Loewensberg. Mooser plädierte für die vermehrte Nutzung der Flachdächer von Mehrfamilienhäusern für Aufstockungen, ganz nach dem Motto: «Das Dach ist das preiswerteste Baugrundstück». Architekt Loewensberg wiederum zeigte, wie beim Mehrfamilienhaus Claridapark in Wald ZH durch eine gescheite Struktur, eine passende Konstruktionsweise und eine gute Organisation der Beteiligten eine hohe Wohnqualität bei tiefen Baukosten erreicht werden konnte.
Noch bis zum 12. November finden in Grenchen die Wohntage statt, organisiert vom Bundesamt für Wohnungswesen, der Stadt Grenchen und dem Kanton Solothurn. Hauptveranstaltung ist jeweils die Tagung zu einem aktuellen wohnungspolitischen Thema. An der heutigen Fachtagung trafen sich im Parktheater Grenchen rund 200 Fachleute, die sich mit Fragen rund um das Wohnungswesen beschäftigen, um über Rezepte für zahlbaren Wohnraum zu diskutieren.


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Lukas Walter, wissenschaftlicher Mitarbeiter BWO, Grundlagen und Information, Tel. +41 58 480 91 93



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