Biodiversität in der Landwirtschaft: Monitoringprogramm ALL-EMA gestartet

Bern, 24.04.2015 - Welche Massnahmen fördern die Biodiversität in der Agrarlandschaft besonders erfolgreich? Um die Entwicklung der Artenvielfalt und die Wirkung von Bio-diversitätsförderflächen zu beurteilen, hat Agroscope das Monitoringprogramm ALL-EMA „Arten und Lebensräume Landwirtschaft – Espèces et milieux agrico-les“ entwickelt. Den ersten fünfjährigen Erhebungszyklus nimmt Agroscope im Auftrag der Bundesämter für Landwirtschaft und für Umwelt diesen Frühling in Angriff.

„Der vielfältige Nutzen der Artenvielfalt für die Produktion ist erst dürftig untersucht und bietet ein grosses Potenzial für eine produktive und nachhaltige Bewirtschaftung“, erklärt Michael Gysi, Chef Agroscope, zum Start von ALL-EMA. Im Rahmen des neuen Monitoringprogramms erhebt Agroscope in fünfjährigen Erhebungszyklen Felddaten zu Lebensräumen und Pflanzenarten in der Agrarlandschaft der Schweiz (vgl. Kasten). „Die Leistungen von Bäuerinnen und Bauern für die Biodiversität werden dank der fundierten Datenbasis zu Arten und Lebensräumen noch besser sichtbar werden“, sagt Nationalrat und Landwirt Hansjörg Hassler dazu. Dem Start der Erhebungen 2015 sind umfangreiche Vorarbeiten bei Agroscope vorausgegangen.

Evaluation von Biodiversitätsförderflächen

Die biodiversitätsschonende Bewirtschaftung von ökologischen Ausgleichsflächen wird seit 1988 mit finanziellen Anreizen gefördert, seit 2014 unter dem Namen Biodiversitätsförderflächen. Dazu werden aktuell jährlich 367 Millionen Franken oder 13 Prozent der Direktzahlungen eingesetzt. Der Fokus dieser Massnahme liegt bei der gezielten Verbesserung der biologischen Qualität dieser Flächen. Diese Politik zeigt teilweise auch gute Erfolge, doch einen schweizweiten Überblick über die Entwicklung hat man heute nicht. Hier setzen die Indikatoren von ALL-EMA an, welche im Agrarumweltmonitoring des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) eine wichtige Lücke schliessen.

„Wir versprechen uns von ALL-EMA eine zukünftig noch besser auf die Ziele ausgerichtete Förderung der Biodiversität“, erklärt Eva Reinhard, stellvertretende Direktorin des BLW. ALL-EMA untersucht nicht nur die Wirkung von Biodiversitätsförderflächen; beprobt werden alle landwirtschaftlich genutzten Flächen, sodass der Einfluss der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung auf die Biodiversität umfassend dargestellt werden kann. Darüber hinaus können die für ALL-EMA erhobenen Daten zur Beantwortung aktueller und zukünftiger wissenschaftlicher Fragen genutzt werden. „Biodiversität ist die Grundlage für stabile Ökosysteme, die uns mit Nahrung und Trinkwasser versorgen und unser Überleben sichern. In diesem Sinne ist sie auch zentral für die Landwirtschaft und ihre Produktion“, sagt Franziska Schwarz, Vizedirektorin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).

Indikatoren für Umweltziele Landwirtschaft

Die Landwirtschaft braucht eine intakte Umwelt, damit sie nachhaltig produzieren kann. Bienen bestäuben Kulturen, andere Nutzinsekten bekämpfen Schädlinge. Umgekehrt sind unzählige wildlebende Arten auf Lebensräume in der Agrarlandschaft angewiesen. Um die landwirtschaftliche Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern wurden 2008 die Umweltziele Landwirtschaft definiert. Darin werden Ziele zum Zustand des Bodens, des Wassers, der Biodiversität und anderer Umweltbereiche gesteckt. Um die Entwicklung dieser Bereiche zu verfolgen und die Umweltziele Landwirtschaft zu überprüfen, werden eine Reihe von Agrarumweltindikatoren gemessen. Das Monitoringprogramm ALL-EMA soll die Messung dieser Ziele im Bereich Arten und Lebensräume ermöglichen. „Das ALL-EMA Programm schafft wichtige Bemessungsgrundlagen für die Entwicklung der Biodiversität in der Landwirtschaft“, sagt Hansjörg Hassler.

ALL-EMA ist ein wichtiger Teil des gesamten Beobachtungsnetzes für die Biodiversität in der Agrarlandschaft der Schweiz und ist komplementär zu bereits bestehenden nationalen Monitoringprogrammen des BAFU: Das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM-CH) für eine allgemeine Überwachung der Biodiversität, das Nationale Forstinventar (LFI) im Bereich Wald, die Wirkungskontrolle Biotopschutz (WK-BIOP), die für spezielle Biotope wie Auen, Trockenwiesen und -weiden sowie Moore verantwortlich ist, sowie die Roten Listen für die gefährdeten Arten.

„Die Zusammenarbeit mit dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte ist ein grosser Gewinn für ALL-EMA“, zeigt sich Gabriela Hofer, Projektleiterin ALL-EMA bei Agroscope, überzeugt. Das Monitoringprogramm kann damit beispielsweise Indikatoren zu zwei weiteren Organismengruppen berechnen, die in anderen Programmen bereits erhoben werden: den Vögeln und den Schmetterlingen. Eine Stärke des Programmes ist zudem, dass ALL-EMA modulartig aufgebaut ist und bei Bedarf mit weiteren Modulen ergänzt werden kann. Zur Zeit laufen Abklärungen für eine Ergänzung mit einem Modul für das Monitoring von Wildbienen, welches gegebenenfalls ab 2017 integriert werden kann.

Datenerhebung in 170 Landschaftsausschnitten Durch modernste Statistik werden die Stichproben für die Felderhebungen im Rahmen von ALL-EMA so verteilt, dass mit minimalem Feldeinsatz Daten zu möglichst vielen Lebensräumen generiert und repräsentative Aussagen zur allgemeinen Entwicklung gemacht werden können. Die Datenerhebung findet in 170 Landschaftsausschnitten mit einer Fläche von je einem Quadratkilometer statt. Erhoben werden die Lebensraumtypen, die biologische Qualität der Pflanzengesellschaften sowie von biodiversitätsfördernden Strukturen. Diese Untersuchungen werden in jedem der 170 Quadratkilometer alle fünf Jahre auf einem regelmässigen Beprobungsraster von fünfzig mal fünfzig Metern durchgeführt. Auf zwanzig ausgewählten Probeflächen pro Quadratkilometer werden zudem vollständige Listen der Pflanzenarten aufgenommen, um die einzelnen Lebensräume genauer zu beschreiben. In einem speziellen Modul des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) werden die Biodiversitätsförderflächen auf die gleiche Weise beprobt, ihre Qualität bestimmt und mit der Umgebung verglichen. Die erhobenen Daten dienen dem Monitoring und der Forschung und werden nicht für Kontrollzwecke auf Betriebsebene verwendet. 

 Weitere Informationen:

www.all-ema.ch


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