Immer überall online: eine Herausforderung für den Jugendschutz

Bern, 07.09.2015 - Die rasante Entwicklung der neuen Kommunikationstechnologien, deren Nutzung durch immer jüngere Kinder und der praktisch unbegrenzte Internetzugang sind für den Jugendschutz erzieherische und regulatorische Herausforderungen. Die Medienkompetenzen von Jugendlichen und Erwachsenen müssen entsprechend gefördert und der gesetzliche Rahmen angepasst werden. Das 3. Nationale Fachforum Jugendmedienschutz bietet den 350 teilnehmenden Fachleuten Gelegenheit, die mit dem raschen Wandel verbundenen Herausforderungen zu beleuchten und zu diskutieren. Es wird von Bundesrat Alain Berset eröffnet.

Die Welt der Medien entwickelt sich sehr rasch, sowohl was die Technologie, das Verhalten als auch die Nutzung anbelangt. Internet, soziale Netzwerke oder Videospiele nehmen in unserem Alltag immer mehr Raum ein. Die Kinder kommen immer früher damit in Berührung. Das wirkt sich auf die sozialen Beziehungen von Jugendlichen und die Entwicklung ihrer Identität aus. Entsprechend benötigen Kinder und Jugendlichen beim Entdecken der virtuellen Welt Begleitung und es muss das richtige Mass bei der Prävention gefunden werden.

Die neuen Medien bringen verschiedene Gefahren mit sich. Dazu zählen der Zugriff auf ungeeignete Inhalte wie Gewalt oder Pornografie, Cybermobbing oder sexueller Missbrauch. Allerdings bieten die neuen Medien auch Chancen für den Lern- und Entwicklungsprozess, wie Bundesrat Alain Berset unterstreicht. Ein wirksamer Jugendschutz muss demnach sowohl den positiven Aspekten, den zu fördernden Kompetenzen wie auch der Prävention Rechnung tragen. Der Departementsvorsteher verweist auf den Beschluss des Bundesrats vom Frühling 2015, der künftig eine kombinierte Strategie mit erzieherischen und regulierenden Massnahmen vorsieht.

Jugendschutz: erzieherische und regulierende Massnahmen verknüpfen

Die Förderung der Medienkompetenzen konnte in den letzten Jahren erfolgreich weiterentwickelt werden. Von 2011 bis 2015 hat der Bund gemeinsam mit der Swisscom, der Swiss Interactive Entertainment Association und der Jacobs Foundation das Nationale Programm Jugend und Medien umgesetzt. Nach einer ersten schweizweiten Bestandsaufnahme wurden verschiedene Sensibilisierungsmassnahmen für Eltern, Lehrkräfte und Betreuungspersonen entwickelt. Die unter Jugendlichen im Rahmen von sieben Pilotversuchen getestete Peer-Education-Methode ist ebenfalls erfolgversprechend. Die Evaluation des Programms Jugend und Gewalt hat aufgezeigt, dass die umgesetzten Aktivitäten und Leistungen zielführend sind. Jedoch müssen die Fachleute der Bereiche Jugendarbeit, Heimwesen, Betreuungsstrukturen sowie die Berufsschulen noch vermehrt unterstützt werden.

Bei der Regulierung sind hingegen Koordinationsmassnahmen auf Bundesebene erforderlich, da dieser Bereich komplex und stark fragmentiert ist. Verschiedene Studien verweisen auf Lücken oder Probleme bei der Umsetzung des schweizerischen Regulierungssystems. Bis heute war es zum Beispiel nicht möglich, ein schweizweit einheitliches Kinozutrittsalter durchzusetzen. Die Wirksamkeit von Jugendschutzfiltern im Internet ist unzulänglich. Zu viele Jugendliche können sich Filme und Videospiele beschaffen, die für ihre Altersgruppe ungeeignet sind – gemäss Testkäufen fällt rund die Hälfte durchs Netz. Der Bund wird nun prüfen, ob die Selbstregulierung der Medienbranche verschärft und auf Gesetzesebene ergänzt werden soll. Im Internetbereich muss ausserdem vermehrt die internationale Zusammenarbeit gesucht werden.

Das 3. Fachforum bietet den 350 teilnehmenden Fachleuten Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen im Bereich Medienentwicklung auszutauschen. Mit der Veranstaltung wird das nationale Programm «Jugend und Medien» zur Förderung von Medienkompetenzen abgeschlossen. Ab 2016 werden die Aktivitäten auf Bundesebene unbefristet weitergeführt, gemeinsam mit den Kantonen, den privaten Organisationen und den Akteuren der Medienbranche.

3. Fachforum Jugendmedienschutz, 7. September 2015 im Zentrum Paul Klee in Bern
Den Schwerpunkt des 3. Fachforums bilden aktuelle Studienergebnisse und Good Practices sowie der Erfahrungsaustausch zwischen einem breiten Fachpublikum aus den Bereichen Schule, Familie und Prävention usw. Erstmals im Fokus stehen das Thema Kleinkindalter und der Einfluss der Medien auf die Entwicklung von Kindern.
Die Jugendlichen selber nehmen ebenfalls einen wichtigen Platz ein: Es werden Handy-Filme gezeigt, Multimedia-Studentinnen und -Studenten dokumentieren die Fachtagung via Twitter und die Jugendlichen können an verschiedenen Workshops teilnehmen. Ausserdem arbeiten die Veranstalter mit dem Kinderprogramm „Zambo“ von SRF zusammen. Die Jugendlichen werden über verschiedene Kanäle eingebunden und unterstreichen so die positiven Aspekte des Umgangs von Jugendlichen mit digitalen Medien.


Adresse für Rückfragen

Ludwig Gärtner, stellvertretender Direktor und Leiter des Geschäftsfeldes Familie, Generationen und Gesellschaft, Bundesamt für Sozialversicherungen, Tel. 058 46 29 076



Herausgeber

Bundesamt für Sozialversicherungen
http://www.bsv.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-58572.html