Mit Innovation gegen Armut

Bern, 25.01.2016 - Armut kann wirksam vorgebeugt werden, indem gefährdete Jugendliche beim Berufseinstieg unterstützt werden, Erwachsene nachqualifiziert oder Kleinkinder früh gefördert werden. Um geeignete Massnahmen zu finden, welche die Vererbung von Armut in betroffenen Familien verhindern und die soziale und berufliche Integration von Jugendlichen und Erwachsenen fördern, werden in der Schweiz derzeit verschiedene innovative Projekte umgesetzt. Im Rahmen einer Tagung des Nationalen Programms gegen Armut haben Fachleute Wissen und erste Erfahrungen ausgetauscht.

In der Schweiz sind gemäss Bundesamt für Statistik zwischen 7 und 8 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen und zwischen 13 und 14 Prozent armutsgefährdet. Besonders gefährdet sind Kinder aus armutsbetroffenen Familien, Alleinerziehende, Jugendliche und Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Eine frühe Förderung von Kindern und die Unterstützung von armutsbetroffenen Familien, gelungene Übergänge in Ausbildung und Berufsleben oder die Nachqualifizierung von Personen in prekären Arbeitsverhältnissen gelten als wichtige Massnahmen der Armutsprävention. Organisiert durch das Nationale Programm gegen Armut haben sich rund 100 Vertreter von Kantonen, Städten und Gemeinden zu einer Fachtagung getroffen, um sich über innovative Ansätze auszutauschen, sie schweizweit bekannt zu machen und neue Impulse für Massnahmen in der Armutsbekämpfung zu geben.

Innovative Projekte

Im Fokus der Tagung standen 10 Projekte aus Kantonen, Städten oder Gemeinden. Sie wurden im Rahmen einer Forschungsstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag des Nationalen Programms gegen Armut identifiziert und untersucht. Innovative Projekte gehen neue Wege in der Armutsbekämpfung: Sie fokussieren auf die Prävention und wenden neue Lösungsansätze an, konzentrieren sich auf noch nicht bearbeitete armutsrelevante Problemstellungen mit bislang wenig beachteten Zielgruppen. So wurde beispielsweise mit dem Projekt «Fribourg pour tous» eine Anlaufstelle für die Bevölkerung des Kantons Fribourgs geschaffen, die alle Informationen zu den Themen Familie, Soziales, Arbeit, Gesundheit oder Integration bündelt. Die Hilfesuchenden werden entsprechend ihrer Situation über Unterstützungsleistungen beraten und bei Bedarf an weiterführende Angebote vermittelt. Das in der Deutschschweiz umgesetzte Projekt «Ping pong» ist auf die Zusammenarbeit von Familien und Betreuungsinstitutionen ausgerichtet. Familien mit wenig Ressourcen sollen darin unterstützt werden, ihre Kinder zu fördern und ihnen eine anregende Lernumgebung zu bieten. Im Rahmen des Projektes «Gewerbe trägt Verantwortung» arbeiten Unternehmen in der Region Biel mit den Sozialdiensten zusammen und bieten Praktikumsplätze für Sozialhilfebeziehende an, um deren (Wieder-)Einstieg in die Berufswelt zu fördern.

Erfahrungen sammeln, Wissen teilen

Die Fachtagung wurde im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut durchgeführt und vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) in Zusammenarbeit mit der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK), der Städteinitiative Sozialpolitik des Schweizerischen Städteverbands (SI Sozialpolitik SSV) sowie dem Schweizer Gemeindeverband (SGV) organisiert. Mit der Tagung wird das Ziel verfolgt, das bei den Akteuren der Armutsbekämpfung vorhandene Wissen über spezifische Massnahmen und deren Erfolgsbedingungen zu erschliessen und so den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Gemeinden, Städten und Kantonen zu fördern.

Das Nationale Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut will die Wirkung der bestehenden Präventions- und Bekämpfungsmassnahmen verstärken und dazu beitragen, dass die Massnahmen besser koordiniert sind. Es fördert den Austausch unter Fachpersonen und stellt Informationen bereit. Das Nationale Programm gegen Armut ist auf fünf Jahre befristet (2014–2018) und wird gemeinsam vom Bund, den Kantonen, Städten und Gemeinden sowie Organisationen der Zivilgesellschaft getragen.


Adresse für Rückfragen

Ludwig Gärtner, stellvertretender Direktor
Leiter Geschäftsfeld Familien,
Generationen und Gesellschaft
Bundesamt für Sozialversicherungen
Tel. 058 462 90 70
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