Zwiebelthrips ist nicht gleich Zwiebelthrips

Bern, 09.10.2008 - Zwiebelthrips galt bisher als Insektenart, die man sowohl in Tabak- als auch in Lauch-Kulturen frühzeitig bekämpft, um grosse Schäden zu vermeiden. Nun haben Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW mittels moderner molekulargenetischer Methoden herausgefunden, dass diese Schädlingsart in zwei unterschiedliche Biotypen eingeteilt werden kann: Zwar verursachen beide Saugschäden, doch während der Biotyp auf Tabak gefährliche Pflanzenviren überträgt, ist derjenige auf Lauch nur ein sehr schwacher Virusüberträger. Dank dieser Erkenntnis lassen sich Pflanzenschutzmittel gegen Zwiebelthrips gezielter als bisher einsetzen. Bäuerinnen und Bauern sparen so Zeit und Geld und schonen die Umwelt.

Im internationalen Projekt «Barcoding of Life» wird für jedes Lebewesen ein klar definierter, kurzer Abschnitt des Erbguts beschrieben, dank dem eine Art eindeutig bestimmt werden kann (siehe Kasten). Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW setzen diese Barcoding-Methode zur Identifikation von landwirtschaftlichen Schädlingen ein - etwa beim Zwiebelthrips, der in Lauch- und Tabak-Kulturen Schäden hervorrufen kann. Kürzlich haben ACW-Forscher bei genau dieser Art entdeckt, dass Zwiebelthrips nicht gleich Zwiebelthrips ist: In Tat und Wahrheit handelt es sich um zwei verschiedene Biotypen dieser Art. Von Biotypen spricht man, wenn sich Individuen einer Art gleichen wie ein Ei dem andern, aber unterschiedliche Lebensweisen haben.

Gene verraten Schädlinge

Die beiden Biotypen unterscheiden sich in der Vorliebe für verschiedene Nahrungspflanzen und auch in der unterschiedlichen Fähigkeit zur Übertragung des Pflanzenvirus TSWV (tomato spotted wilt virus). Die eine Gruppe bevorzugt den Tabak als Wirtspflanze und zeichnet sich durch eine ausserordentlich starke Virusübertragung aus. Die andere Gruppe bevorzugt Lauch und ist ein schwacher Virusüberträger. Auf Lauch kann demnach ein deutlich höherer Befall von Thrips toleriert werden als auf Tabak, bevor der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig wird. Das spart Zeit sowie Geld und schont auch die Umwelt.

«Barcoding of Life»

Seit rund 250 Jahren teilt die Wissenschaft Tiere und Pflanzen in Kategorien ein. Die wichtigste Kategorie ist dabei die Art. Zur selben Art gehören alle Organismen, die einander ähnlich sind und miteinander fruchtbare Nachkommen zeugen können. Bei Insekten kann es jedoch so sein, dass Individuen einer Art gleich aussehen, sich aber in ihrer Lebensweise unterscheiden - man nennt sie Biotypen. Die Unterschiede in der Lebensweise können zum Beispiel die bevorzugte Nahrungspflanze betreffen. Wenn verschiedene Biotypen bei landwirtschaftlichen Schädlingen vorkommen, kann es also sehr wichtig sein, diese sicher unterscheiden zu können. Durch Untersuchung des Erbgutes ist dies heute möglich.

Im internationalen Projekt «Barcoding of Life» wird für jedes Lebewesen ein klar definierter, kurzer Abschnitt des Erbguts beschrieben. Dieser Abschnitt weist nur sehr kleine Unterschiede zwischen den Individuen einer Art auf, gegenüber andern Arten aber sind die Unterschiede zehn Mal grösser als zwischen den Individuen. Dadurch ist es möglich, Arten eindeutig zu bestimmen. Diese Methode nennt man Barcoding. Damit wurden in den letzten Jahren auch viele Biotypen entdeckt. Dank eindeutiger Unterscheidung von Biotypen ist ein gezielterer Pflanzenschutzmittel-Einsatz möglich. Weniger Pflanzenschutzmittel benutzen heisst: Geld sparen und Umwelt schonen.

 


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