Offizieller Schweizer Beitrag an der 11. Internationalen Kunstbiennale in Kairo: Christina Hemauer und Roman Keller zeigen die Arbeit „No1 Sun Engine“

Bern, 15.12.2008 - Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission vertreten Christina Hemauer und Roman Keller die Schweiz an der 11. Internationalen Kunstbiennale in Kairo. Die Biennale fordert dieses Jahr unter dem Thema „The Other“ zu einem künstlerischen Dialog über Eigenes, Fremdes und Gemeinsames auf. Christina Hemauer und Roman Keller zeigen an der Biennale die mehrteilige Arbeit „No1 Sun Engine“, eine Referenz an das weltweit erste Sonnenkraftwerk, das 1913 in einem Vorort von Kairo in Betrieb genommen wurde. Die Biennale wird am 20. Dezember 2008 eröffnet und dauert bis zum 20. Februar 2009.

Christina Hemauer (1973*) und Roman Keller (1969*) beschäftigen sich in ihrer künstlerischen Arbeit seit mehreren Jahren auf vielfältige Weise mit dem Thema der Energie. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte des Erdöls und seinen alternativen Konkurrenten, insbesondere der Sonnenenergie. So läuteten die beiden Künstler im Jahr 2006 mit einem Manifest und einer Performance im Kunsthof Zürich die Ära des „Postpetrolismus“ ein (www.postpetrolismus.info). Im Jahr darauf erinnerten sie in ihrer Videoinstallation „A Curiosity, a Museum Piece and an Example of a Road Not Taken“ in der Kunsthalle Fri-Art an Jimmy Carters frühen und letztlich erfolglosen Einsatz für den Ausbau alternativer Formen der Energiegewinnung, der in der Montage von Sonnenkollektoren auf dem Dach des Weissen Hauses seinen symbolischen Ausdruck fand.

In ihrer Arbeit für die Kunstbiennale Kairo widmen sich Christina Hemauer und Roman Keller einer weitgehend vergessenen Episode aus der Frühgeschichte der kommerziellen Nutzung der Sonnenergie: 1913 weihte der amerikanische Ingenieur und Erfinder Frank Shuman in Maadi bei Kairo das erste grosse Solarkraftwerk ein. Es produzierte aus 1240 Quadratmetern Kollektorenfläche die Energie zum Betrieb einer Wasserpumpe, die höher gelegenen Agrarflächen mit Nilwasser versorgen konnte. Der Betrieb dieser Anlage war nachweislich kostengünstiger als eine kohlebetriebene Pumpe mit gleicher Stärke. Trotz der erfolgreichen Inbetriebnahme, die Shuman einen kurzen Moment internationaler Aufmerksamkeit einbrachte, blieb die Anlage nur ein Jahr lang in Betrieb. Der Erste Weltkrieg beförderte den Siegeszug des Erdöls, was allen Bestrebungen zu einer stärkeren Nutzung alternativer Energiequellen ein vorläufiges Ende bescherte.

Die Geschicke des Erdöls prägten in der Folge die Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute. Das Erdöl legte nicht nur die Basis für Wirtschaftswachstum, für das moderne Leben und seine energiehungrigen Annehmlichkeiten, es stand und steht auch im Zentrum der geopolitische Spannungen und Machtkämpfe bis in die Gegenwart. In diesem Sinne birgt die Geschichte des Kraftwerkes in Maadi, das ein amerikanischer Ingenieur mit englischem Geld und ägyptischer Arbeitskraft baute, zahlreiche Bezüge zur Aktualität.

Christina Hemauer und Roman Keller realisieren ihre Arbeit als mehrteiliges Projekt an zwei Standorten. Im Ausstellungsgebäude der Biennale (Palace of Arts) erinnert der Nachbau von zwei Segmenten an das Sonnenkraftwerk. Die Installation wird von originalen Bilddokumenten sowie der Publikation „Sun of 1913“ begleitet. Am ehemaligen Standort des Kraftwerkes in Maadi richten die beiden Künstler einen Informationskiosk ein, der die Quartierbewohner und Passanten über die Geschichte des Kraftwerkes informiert und gleichzeitig ihre Informationen und Geschichten zu dieser Episode sammelt (www.sun1913.info).

Die Schweiz nimmt mit Christina Hemauer und Roman Keller zum neunten Mal an der Kunstbiennale in Kairo teil. In früheren Jahren wurden Arbeiten von Claude Sandoz (1988), Markus Döbeli, Jean-Luc Manz und Carmen Perrin (1992), Peter Roesch (1994), Fabrice Gygi (1996), Heinrich Lüber und Peter Emch (1998), Laurent Goei (2001), Željka Marušić & Andreas Helbling und Lisa Schiess (2003) sowie von Hervé Graumann (2006) gezeigt.

Anlässlich des Schweizer Biennalebeitrages erscheint die folgende Publikation: Sun of 1913. Christina Hemauer, Roman Keller. Mit einem Text von Wageh George in Englisch und Arabisch. Hrsg. vom Bundesamt für Kultur, Bern: 2008 (ISBN 978-3-9523148-6-9)


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