Die Kernanlagen in der Schweiz waren 2009 sicher

Würenlingen, 13.01.2010 - Im vergangenen Jahr waren die schweizerischen Kernanlagen sicher und in einem technisch guten Zustand. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI verzeichnete insgesamt 26 meldepflichtige Vorkommnisse. Ein Vorkommnis im Kernkraftwerk Beznau wurde der Stufe 2 der internationalen Ereignisskala für Kernanlagen INES (Stufen 0–7) zugeordnet und eines im Kernkraftwerk Gösgen der Stufe 1. Der Strahlenschutz der Bevölkerung war zu jeder Zeit gewährleistet.

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI legt einen ersten Rückblick auf das vergangene Jahr vor. Weil noch einzelne Abklärungen im Gang sind, kann die abschliessende Bilanz noch Änderungen erfahren. Diese würden aber im Aufsichtsbericht 2009 berücksichtigt, der im kommenden Frühjahr publiziert wird.

Kernanlagen

Die fünf Kernkraftwerke (KKW) in der Schweiz (Beznau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt) sowie die kerntechnischen Anlagen am Paul Scherrer Institut (PSI), das Zentrale Zwischenlager Würenlingen (ZWILAG) und die Forschungsreaktoren an der ETH Lausanne und an der Universität Basel waren auch 2009 in einem sicherheitstechnisch guten Zustand und wurden sicher betrieben.

Auf den 1. Januar 2009 wurden die Anforderungen an die Meldung von Vorkommnissen an das ENSI grundlegend neu geregelt. Deshalb lassen sich die aktuellen Zahlen nicht mit jenen der Vorjahre vergleichen. Die 26 meldepflichtigen Vorkommnisse verteilen sich wie folgt auf die Schweizer Kernanlagen: 1 Vorkommnis betraf beide Blöcken des KKW Beznau, 4 betrafen den Block 1 und 6 den Block 2, 3 Vorkommnisse ereigneten sich im KKW Gösgen, 4 im KKW Leibstadt, 4 im KKW Mühleberg, 1 im PSI, 3 im ZWILAG, keines an der ETH Lausanne und der Universität Basel. Auf seiner Website führt das ENSI die relevanteren meldepflichtigen Vorkommnisse auf. In seinem Aufsichtsbericht 2009 wird das ENSI über alle meldepflichtigen Vorkommnisse informieren.

Auf der von 0 bis 7 reichenden internationalen Ereignisskala INES ordnete das ENSI 24 der 26 Vorkommnisse des vergangenen Jahres der Stufe 0 zu. Das Vorkommnis vom 3. August 2009 im KKW Beznau 2 stufte das ENSI als Zwischenfall auf Stufe 2 ein. Bei diesem Zwischenfall wurde bei zwei Mitarbeitern die zulässige Strahlendosis von 20 Millisievert (mSv) pro Jahr überschritten. Der eine Mitarbeiter erhielt eine Personendosis von 37,8 mSv, der andere eine Dosis von 25,4 mSv. Das ENSI hat ein Verfahren gemäss Verwaltungsstrafrechtsgesetz eröffnet, um zu klären, inwieweit das Kernkraftwerk Beznau bei Revisionsarbeiten die notwendigen Massnahmen zur Einhaltung der Dosisgrenzwerte getroffen hat. Das Verfahren ist noch im Gang. Ein Vorkommnis im KKW Gösgen vom 24. Juni 2008 wurde dem ENSI erst im März 2009 gemeldet. Nach eingehender Prüfung des Vorkommnisses (Ausfall zweier redundanter Gleichrichter im Notstandsystem) ordnete das ENSI das Vorkommnis der INES-Stufe 1 zu.

Das ENSI beurteilt die Sicherheit jedes Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben meldepflichtigen Vorkommnissen weitere Erkenntnisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse der über 300 Inspektionen, die das ENSI jedes Jahr durchführt. Die Resultate wird das ENSI im Mai 2010 in seinem Aufsichtsbericht veröffentlichen.

Abgabe radioaktiver Stoffe an die Umwelt

Die Abgaben von radioaktiven Stoffen an die Umwelt via Abwasser und Abluft aus den Kernkraftwerken, dem PSI und dem ZWILAG lagen im vergangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewilligungen festgelegten Grenzwerte. Mit dem eigenen Messnetz MADUK kontrolliert das ENSI rund um die Uhr die Dosisleistung an den Standorten der schweizerischen Kernkraftwerke. Erhöhte Strahlenwerte lassen sich damit sofort erkennen. Es wurden im vergangenen Jahr keine unzulässigen Abgaben radioaktiver Stoffe registriert.

Entsorgung radioaktiver Abfälle

Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager hat die Nagra im Oktober 2008 mögliche geologische Standortgebiete für die vorgesehenen Tiefenlager für radioaktive Abfälle vorgeschlagen. Das ENSI beurteilt nun die Auswahl der Standortgebiete aus Sicht der Sicherheit und der technischen Machbarkeit. Das Gutachten wird im ersten Quartal 2010 veröffentlicht.

Das ENSI erteilte der ZWILAG im September 2009 die unbefristete Freigabe zum Betrieb der Plasma-Anlage. Damit ging die fünfjährige Testphase der weltweit einmaligen Anlage erfolgreich zu Ende. Die Plasma-Anlage kann schwachradioaktive Stoffe durch eine Hochtemperaturbehandlung in eine für die geologische Tiefenlagerung geeignete Form umwandeln. Gleichzeitig wird das Abfallvolumen markant reduziert.

Neue Kernkraftwerke

Im Juni und Dezember 2008 wurden drei Rahmenbewilligungsgesuche für den Bau neuer Kernkraftwerke eingereicht (Ersatz des KKW Mühleberg, Ersatz des KKW Beznau, Neubau eines KKW im Niederamt bei Gösgen). Das ENSI führte bis April 2009 eine Grobprüfung der drei eingereichten Gesuche durch. Dabei stellte es einen wesentlichen Bedarf nach Zusatzinformation fest und verlangte von den Gesuchstellern eine Überarbeitung ihrer Unterlagen, was länger dauerte als angenommen. Ende Oktober 2009 wurden die überarbeiteten Unterlagen eingereicht. Das ENSI verfasst gegenwärtig die sicherheits­technischen Gutachten zu den drei Projekten. Diese werden voraussichtlich im Oktober 2010 vorliegen.

ENSI an neuem Standort

Am 25. Januar 2010 bezieht das ENSI einen Neubau direkt beim Bahnhof Brugg. Damit wird dem gestiegenen Platzbedarf Rechnung getragen. Denn neue Aufgaben, insbesondere im Bereich der neuen Kernkraftwerke und der geologischen Tiefenlagerung, bedingen einen personellen Ausbau des ENSI.


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Neue Adresse ab 25. Januar 2010:
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