Postregulationsbehörde PostReg: Tätigkeitsbericht 2009

Bern, 07.07.2010 - Die Postregulationsbehörde (PostReg) stellt in ihrem Tätigkeitsbericht fest, dass sich die Qualität der postalischen Grundversorgung im Jahr 2009 verbessert hat. Die Behörde findet, dass trotz Gewinnstreben und Rationalisierungen bei den Leistungen für den Bürger nicht gespart werden soll. Zudem: Die postalische Grundversorgung ist mit 706,2 Mio. Franken eigenfinanziert.

Die Überwachung der Qualität der postalischen Grundversorgung gehört zu einer der Kernaufgaben der Postregulationsbehörde (PostReg). Für das Jahr 2009 stellt PostReg in ihrem Tätigkeitsbericht fest, dass die Schweizerische Post ihre Pünktlichkeit gegenüber dem Vorjahr deutlich hat steigern können: 97,7 % der A-Post-Briefe (2008: 95,9 %) und 98,4 % der B-Post-Briefe (2008: 95,9 %) erreichten ihre Empfänger rechtzeitig. Die Vorgaben des Bundesrats wurden damit erfüllt. Dieser verlangt, dass mindestens 97 % der A- und B-Post-Briefe rechtzeitig eintreffen. Insgesamt hat die Post im letzten Jahr 2,56 Milliarden inländische Briefsendungen verarbeitet.

Grund für den augenfälligen Qualitätsanstieg ist die neue Briefverarbeitung, die im letzten Jahr abgeschlossen werden konnte: Die Inbetriebnahme der neuen Briefzentren - etwa in Härkingen (SO) oder in Eclépens (VD) - und der sechs regionalen Logistikzentren  waren in den Jahren zuvor hauptsächlich dafür verantwortlich, dass es zu Verspätungen kam. PostReg legt grossen Wert darauf, dass die Leistungen für Kunden in der postalischen Grundversorgung nicht weiter abgebaut werden. Beispielsweise startete die Post vor zwei Jahren im Kanton Waadt ein Pilotprojekt, bei dem die Zustellung der Briefpost in den Wohnquartieren auf den Nachmittag verlegt wurde. 2009 wurden die Ergebnisse dieses Versuchs in ein neues Projekt in die Ostschweiz ausgedehnt: Dort wird derzeit die neuste Technik der Gangfolgesortierung geprüft, das heisst, die Sortierung für die Zustelltour erfolgt maschinell statt manuell durch den Briefträger.  Die definitive Umsetzung wird erst 2011 entschieden. Post Reg ist gegen allfällige Pläne der Post, die Briefe erst am Nachmittag zuzustellen. Für PostReg steht fest: Gegen Effizienz ist nichts einzuwenden, doch bei der Versorgung des Bürgers darf nicht weiter gespart werden.  

Hohe Qualitätswerte im Paketmarkt

Beim vollständig liberalisierten Paketmarkt bleiben die Qualitätswerte nach wie vor auf hohem Niveau: Die Laufzeit bei den Priority-Paketen sank gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % auf 97,8 %; bei den Economy-Paketen von 98,7% auf neu 98,1 %.

90 % müssen Zugang haben

Für den Service public müssen die Dienstleistungen der postalischen Grundversorgung für alle Bevölkerungsgruppen in allen Regionen in angemessener Distanz erhältlich sein. Konkret heisst das, dass mindestens 90 % der Bevölkerung die Möglichkeit haben müssen, im Durchschnitt innert 20 Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr die nächste Poststelle zu erreichen; bei Vorhandensein eines Hausservices muss dies innert 30 Minuten der Fall sein. 2009 hat die Schweizerische Post diesen Zielwert mit exakt 90 % (2008: 90,4 %) erreicht. Für PostReg ist es unabdingbar, dass diese 90 % nicht unterschritten werden dürfen.

Grundversorgung ist eigenfinanziert

Die postalische Grundversorgung ist im Jahr 2009 mit 706,2 Mio. Franken (2008: 856,9 Mio. Franken) eigenfinanziert. Allerdings hat sich die Situation gegenüber 2008 verschlechtert: Das regulatorische Ergebnis der Grundversorgung (das Ergebnis an die regulatorischen Vorgaben angepasst) hat um 151 Mio. Franken (- 17,6%) abgenommen. Der Hauptgrund dafür sind Preis- und Lohnmassnahmen, welche die Post vorgenommen hat. Aus den Preisanpassungen ergab sich eine Umsatzsenkung von ca. 90 Mio. Franken. Zudem wurde der Personalaufwand im Stammhaus der Post um ca. 76 Mio. Franken (+2.4 %) erhöht. Zwar wurde der Personalbestand um 6,2 % reduziert, allerdings wurde der Durchschnittslohn um 9,2 % angehoben. PostReg stellt in ihrem Tätigkeitsbericht fest, dass das zurückgegangene Briefvolumen (-4,7 %) nur eine kleinere Wirkung auf die Finanzierung der Grundversorgung hat. Auch die schrittweise Öffnung des Postmarkts (ab 1. Juli 2009 wurde das Briefmonopol von 100 auf 50 Gramm gesenkt) bereitet der Post im Bereich der Finanzierung der Grundversorgung keine Schwierigkeiten.

Briefmenge nimmt weiterhin ab

Das Volumen der adressierten inländischen Briefe ist weiterhin rückläufig. Im Jahr 2009 erfolgte eine Abnahme von insgesamt 4,7 %. Seit dem Jahr 2000 wird eine  jährlich Reduktion von 1,5 % beobachtet. Gründe dafür sind neben dem schwierigen Marktumfeld vor allem die Geschäftskunden, die ihre Sendungen vermehrt zusammenlegen. Zudem setzt sich der allgemeine Trend zur elektronischen Abwicklung von Briefdienstleistungen (E-Mail, Internet) fort. Es ist davon auszugehen, dass die Briefmenge auch in den nächsten Jahren abnehmen wird.

Immer noch kein Wettbewerb bei der Briefpost

Auch wenn der Bundesrat 2009 die Monopolgrenze von 100 auf 50 Gramm gesenkt hat und nun auch private Postanbieter Briefe über 50 Gramm befördern dürfen: Die Schweizerische Post verfügt bei den adressierten inländischen Briefen nach wie vor über einen Marktanteil von über 99 %. Ein grosser Teil der Briefe (rund 40 Prozent) wiegt unter 20 Gramm und wird somit allein von der Post befördert - ein echter Wettbewerb kann erst mit einer vollständigen Marktöffnung erfolgen. Trotzdem waren 2009 immerhin kleinere Entwicklungen im Briefmarkt zu beobachten: Während 2008 private Postanbieter 166'000 Briefe befördert hatten, waren es im letzten Jahr bereits 405'000 Briefe. Dieser Anstieg ist einerseits auf die Absenkung der Monopolgrenze zurückzuführen, anderseits auch auf den Markteintritt eines neuen Konzessionärs, der sich vorwiegend auf die Beförderung von Briefen konzentriert. Zudem konnten einige Postanbieter ihre Geschäftskundenverträge erweitern.

Agenturen und Hausservices nehmen zu

Die Post bietet ihren Kunden ein Netz mit 3’502 Zugangspunkten an - darunter fallen sowohl Poststellen und Agenturen als auch Hausservice-Lösungen. Die Gesamtzahl der Zugangspunkte ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich geblieben (2008: 3'505). Geändert hat sich aber die Art der Postdienstleistung: Neu sind es 2’348 Poststellen - darunter 283 Agenturen - sowie 1’154 Orte mit Hausservice. Die Zahl der eigenbetriebenen Poststellen nimmt damit im gleichen Mass ab, wie Agentur- und Hausservice-Lösungen zunehmen. So waren es 2008 lediglich 208 Agenturen und 1'097 Hausservice-Lösungen. In den Agenturen wird kein Barzahlungsverkehr (Ein- und Auszahlungen) angeboten, dafür sind die Öffnungszeiten kundenfreundlicher.

Die postalische Grundversorgung ist in Europa gewährleistet

PostReg lässt regelmässig die schrittweise Öffnung des Postmarkts in der Schweiz evaluieren - auch um Vergleichswerte mit dem Ausland zu analysieren. Dafür wurde das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK-Consult) beauftragt: In der Studie, die diesen Frühsommer herausgekommen ist, kommt WIK-Consult zum Schluss, dass die untersuchten Länder - etwa Deutschland, Grossbritannien oder die Niederlande - trotz vollständiger Marktöffnung über eine qualitativ hochwertige postalische Grundversorgung verfügen, die sich durch nachfragegerechte Annahmenetze, Zuverlässigkeit und erschwingliche Preise auszeichnet. Zudem konnten sich die ehemaligen staatlichen Postunternehmen in den nationalen Briefmärkten weiterhin behaupten, sie wandelten sich zu marktorientierten Unternehmen, die gut auf die Öffnung ihrer heimatlichen Briefmärkte vorbereitet waren. Auch steigt in vielen Ländern die Zahl der Zugangspunkte im Paketbereich, da neben dem Universaldienstleister auch private Paketunternehmen im Versandhandels- und Privatkundengeschäft präsent sind.

Die Studie sagt aus, dass Länder mit vollständiger Marktöffnung keine Qualitätseinbussen in Kauf nehmen mussten, dass - wie in der Schweiz, wo es noch immer ein Restmonopol gibt - sowohl die Eigenfinanzierung gewährleistet bleibt, als auch die Preise erschwinglich bleiben.  

Weitere Informationen: www.postreg.admin.ch


Adresse für Rückfragen

Marc Furrer
Leiter Postregulationsbehörde PostReg, 031 323 52 90

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