Wirtschaftliche Lagebeurteilung im Licht des Schweizer Frankens

Bern, 14.01.2011 - Staatssekretär Jean-Daniel Gerber hat am Freitag, 14. Januar 2011, den Ausschuss der konsultativen Kommission für Wirtschaftspolitik zu einer Lagebeurteilung wegen der Wechselkurssituation einberufen. Am Treffen beteiligt waren Vertreter der Spitzenverbände, der Sozialpartner, und der Kantone. Das Gremium ist sich einig, dass eine dauerhafte Höherbewertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem Dollar erhebliche Risiken für die Schweizer Konjunktur beinhaltet.

Der Ausschuss hat eine Situationsanalyse vorgenommen. Die grosse Mehrheit der Teilnehmer war sich einig, dass das Tempo der Aufwertung des Schweizer Frankens der Wirtschaft erhebliche Anpassungsschwierigkeiten schafft. Als Hauptursachen wurden die Staatsdefizite und die Schuldenprobleme in den Euroländern und der USA erkannt.

Gesamtwirtschaftlich dürfte der starke Schweizer Franken die Erholung der Wirtschaft belasten. Das Ausmass der Verlangsamung kann derzeit jedoch nicht beziffert werden. Auch aufgrund der weiterhin guten Entwicklung in Absatzmärkten wie Deutschland und Südostasien, geht jedoch kein Prognoseinstitut in der Schweiz gegenwärtig davon aus, dass in der näheren Zukunft eine Rezession eintreten wird.

Die Branchen sind unterschiedlich betroffen. Der Tourismussektor ist erfahrungsgemäss sehr wechselkurssensitiv und dürfte die Euroschwäche wegen der nahen Auslandkonkurrenz besonders spüren. Auch die Textil-, Maschinen-, Elektro- und Papierindustrie sowie die Bereiche Präzisionsinstrumente und Uhren wie auch der Schweizer Käse sind überdurchschnittlich abhängig vom Wechselkurs. Die Exporte der Pharma- und Chemieindustrie hingegen sind bisher eher weniger betroffen.  Unternehmen, die viele Inputs aus dem Euroraum beziehen, könnten ausserdem auch von tieferen Einkaufspreisen profitieren. Die Kommissionsmitglieder stellten jedoch fest, dass die tieferen Importpreise nur ungenügend an die Einkäufer weitergegeben worden sind.

Etliche Teilnehmer haben auch Massnahmen zur Eindämmung der Aufwertung vorgeschlagen. Die Meinungen über die Zweckmässigkeit und der Wirkung solcher Massnahmen gingen auseinander. Einigkeit bestand darüber, dass der Frankenstärke nur mit der Geldpolitik direkt begegnet werden kann für welche die Schweizerische Nationalbank zuständig ist. Verschiedene Mitglieder unterstrichen in diesem Zusammenhang die grosse Bedeutung der Unabhängigkeit der Nationalbank. Andere wirtschaftspolitische Massnahmen wirken indirekt, das heisst nicht auf den Wechselkurs, sondern auf die Sekundäreffekte der Wechselkursentwicklung (z.B. auf die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte oder auf den Arbeitsmarkt).

Der Ausschuss wird die weitere Entwicklung laufend beobachten und Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann über den Inhalt der Sitzung informieren.


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