Alte Landsorten von Schweizer Kulturpflanzen: erhaltenswert und nützlich

Changins, 03.11.2011 - Die Schweiz ist ein kleines Land mit äusserst unterschiedlichen Regionen, was Klima, Bodenbeschaffenheit und Topographie angeht. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Zahl der Landsorten wider. Jede Sorte ist den Bedingungen ihrer Ursprungsregion angepasst, die ihr auch die wichtigsten Eigenschaften verleiht hat. Die nationale Genbank der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW umfasst neben diesen Landsorten auch zahlreiche alte Sorten, die hierzulande gezüchtet wurden und einst in gewissen Zeitepochen sowie in gewissen Gegenden bedeutsam waren. Mehrere davon werden heute immer noch angebaut und weisen äusserst interessante Merkmale auf. Ein kleiner Überblick.

Gemüse

Heute bieten drei Saatgutproduzenten eine breite Auswahl alter Gemüse-Landsorten an. So kommt man leicht zu Saatgut für die Tomatensorten «Berner Rose» oder «Ochsenherz» und die Stangenbohnen «Weinländerin». Der dornige Kardy «Cardon argenté épineux de Plainpalais» wird im Kanton Genf immer noch angebaut und verfügt sogar über ein AOC-Label!

Reben und Obst

Seit knapp zwanzig Jahren besteht im Wallis ein Programm zur Aufwertung alter Reben-Landsorten. Es wurde von ACW, dem Weinbauamt des Kantons Wallis und den Walliser Rebschulen lanciert. So hat man eine ganze Reihe von Rebsorten neu zugänglich gemacht: Petite Arvine, Amigne, Cornalin, Humagne Rouge und Humagne Blanc.

FRUCTUS hat ein detailliertes Inventar von Obst-Landsorten erstellt und brachte so über 1200 Apfelsorten, 1000 Birnensorten und 500 Kirschensorten zu Tage. Die Erhaltung dieser Sorten wird von Privatorganisationen in Obstgärten gewährleistet. Heute vermehren Baumschulen einige dieser Sorten wieder und bringen sie in den Handel. Die «Büschelibirne» verfügt als «Poire à Botzi» über ein AOC-Label und ist im Kanton Freiburg weit verbreitet.

Ackerpflanzen

Die Ackerpflanzen-Landsorten sind in der nationalen Genbank stark vertreten. «Ribelmais» stellt für die Nutzung das beste Beispiel dar. Er wird seit Jahrhunderten im Rheintal angebaut und wurde ebenfalls mit einem AOC-Label ausgezeichnet. Bis heute wurden 85 Ribelmais-Sorten erfasst und erhalten. Die Weizensorte «Rouge de Gruyère», die 1900 erfasst wurde und seither in der Genbank von ACW in Changins enthalten ist, baut man heute wegen ihres Strohs erneut an, das seit etwa zwanzig Jahren wieder zum Flechten benutzt wird. Auch für die Produktion regionaler Spezialitäten ist ein wachsendes Interesse an Weizen-Landsorten festzustellen.

Wertvolles Genmaterial

Alte Landsorten sind auch darum äusserst wertvoll, weil sie bisweilen sehr interessantes Genmaterial aufweisen, wie z. B. eine Schwarzrost-Resistenz bei Gerste, eine Fusariose-Resistenz bei Dinkel oder Maisgene für gute Jugendentwicklung bei Kälte. Die Landsorten, die über Resistenzgene verfügen, werden in aktuelle Züchtungsprogramme aufgenommen, damit sie ihre Eigenschaften an modernere Sorten weitergeben können. Für verschiedene Gemüsesorten wurden Anfragen privater Firmen an uns herangetragen.

Genbank: fortschrittlich und innovativ

Diese Beispiele zeigen, wie wichtig der Erhalt genetischer Ressourcen ist. Ohne die fortschrittlichen Arbeiten der Genbank von Agroscope ACW wären viele Sorten heute für immer verloren. Darum bleibt die nationale Genbank unerlässlich, um Erhalt, Bestimmung, landwirtschaftliche Beurteilung und Bereitstellung von Material für interessierte Institute und Organisationen langfristig sicherzustellen. So kann garantiert werden, dass auch künftige Generationen auf dieses wertvolle Pflanzenmaterial zurückgreifen können.


Adresse für Rückfragen

Geert Kleijer, Leiter Genbank, Pflanzenzüchtung /genetische Ressourcen
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Postfach 1012, 1260 Nyon, Schweiz
geert.kleijer@acw.admin.ch
+41 (0)22 363 47 26
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Judith Auer, Fachgruppenleiterin Kommunikation
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Postfach 1012, 1260 Nyon, Schweiz
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+41 (0)22 363 41 82
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