Studie zu den Verwaltungskosten der 2. Säule

Bern, 02.12.2011 - Eine Studie des Bundesamtes für Sozialversicherungen BSV und des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO hat erstmals die Höhe und die Struktur des Verwaltungsaufwands in der beruflichen Vorsorge untersucht. Die Durchführung der 2. Säule kostet demnach rund 1,8 Milliarden Franken pro Jahr (2009). Das sind pro Jahr und versicherte Person im Schnitt rund 391 Franken an Verwaltungskosten. Davon fallen gut 280 Millionen bei den Arbeitgebern an, 792 Millionen bei den Vorsorgeeinrichtungen und 735 Millionen bei den Lebensversicherern. Die Studie kommt zum Schluss, dass eine spürbare Kostensenkung nicht mit dem blossen Verzicht auf einzelne Rechtsnormen oder deren Vereinfachung zu erreichen ist.

Die Studie «Verwaltungskosten der 2. Säule in Vorsorgeeinrichtungen und Unternehmen» untersucht den Verwaltungsaufwand für sämtliche Aufgaben des Systems, die im Rahmen der 2. Säule entstehen, z. B. Buchhaltungsarbeiten, individuelle Kontenführung, Information und Auskünfte an aktive Versicherte und Rentner/innen. Bereits im Mai 2011 hat das BSV eine Studie über die Vermögensverwaltungskosten in der 2. Säule veröffentlicht. Diese belaufen sich gemäss Studie auf rund 3,9 Milliarden Franken pro Jahr (2009), das sind im Schnitt 56 Rappen auf 100 Franken Vermögen pro Jahr.

Verknüpfung von Rechtsnormen und Verwaltungskosten

Die Autoren der Studie «Verwaltungskosten der 2. Säule in Vorsorgeeinrichtungen und Unternehmen» zeigen auf, dass nicht spezielle Ereignisse wie Invaliditäts- und Todesfälle oder Vorbezüge für Wohneigentum die grössten Kosten herbeiführen, auch wenn viel Zeit für deren Verarbeitung benötigt wird. Es sind die häufigsten Verwaltungsaufgaben der 2. Säule, die wenig Zeit pro Fall beanspruchen, die mit den höchsten Kosten zu Buche schlagen (Bearbeitung der Ein- und Austritte, Änderung Lohn/Beschäftigungsgrad).

Die Autoren kommen zum Schluss, dass ein grosser Teil der Verwaltungskosten auf die grundlegenden Eigenschaften der 2. Säule zurückführen sind, das heisst das Kapitaldeckungsverfahren, die Selbständigkeit der Vorsorgeeinrichtungen und die Vorsorgelösungen. Eine markante Reduktion der Verwaltungskosten wäre nur mit einschneidenden Vereinfachungen des Systems der beruflichen Vorsorge zu bewerkstelligen (z.B. Standardisierung der Pensionskassenreglemente und/oder markanter Rückgang der Anzahl Vorsorgeeinrichtungen). Eine punktuelle Vereinfachung der Gesetzgebung brächte keine nennenswerte Kostenreduktion, da es keine Eins-zu-eins-Beziehung zwischen den Rechtsnormen und Ereignissen und Aufgaben gibt. Jede einzelne Aufgabe wird durch ein ganzes Bündel von Rechtsnormen bestimmt. Umgekehrt hat praktisch jede Rechtsnorm Auswirkungen auf eine Vielzahl von Aufgaben.

Die Studienergebnisse dienen dem Bundesamt für Sozialversicherungen als Grundlage für weitere Überlegungen zur administrativen Vereinfachung im Rahmen des Berichts Zukunft 2. Säule. Der Bericht wird eine tiefergehende Analyse der aktuellen Probleme sowie Lösungsansätze enthalten. Das SECO wird die Ergebnisse für das laufende Projekt im Zusammenhang mit der Beantwortung der Postulate Fournier und Zuppiger zur Messung der Regulierungskosten für die Unternehmen verwenden.

Forschungsmethode

Die Erhebung der Struktur der Verwaltungskosten lehnt sich an die Methode des Regulierungskostenmodells (RKM) an. Mit dem RKM werden Zeitaufwand und Kosten von gesetzlichen Handlungspflichten geschätzt, die die sogenannten Normadressaten ausführen müssen, um sich normenkonform zu verhalten. Bei der vorliegenden Studie erfolgt die Analyse allerdings nicht ausschliesslich aus dem Blickwinkel von gesetzlichen Handlungspflichten, sondern aufgrund der Gesamtheit der in der 2. Saüle zu erfüllenden Aufgaben und des Verwaltungsaufwands, der durch spezielle Ereignisse ausgelöst wird (z.B. Invaliditätsfälle).

Der Bericht liegt in deutscher Sprache vor mit Zusammenfassungen in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Die gedruckte Publikation kann ab Januar 2012 bestellt werden (Bundesamt für Bauten und Logistik BBL, 3003 Bern, www.bundespublikationen.ch, Bestellnummer 318.010.4/11d).


Adresse für Rückfragen

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Colette Nova, Vizedirektorin
Internationale Angelegenheiten und berufliche Vorsorge

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Olivier Brunner-Patthey, Ökonom
Forschung und Evaluation
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Tel. 031 / 322 21 16
Nicolas Wallart, Ressortleiter
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