Studie zur wirtschaftlichen Situation von Alleinerziehenden

Bern, 26.01.2012 - Alleinerziehende befinden sich überdurchschnittlich oft in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Vor allem alleinerziehende Frauen verfügen häufig nur über sehr geringe finanzielle Mittel. Das belegt eine Studie, die im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV durchgeführt wurde.

Verschiedentlich haben Studien zur wirtschaftlichen Situation von Haushalten gezeigt, dass insbesondere Alleinerziehende oft mit geringen finanziellen Mitteln auskommen müssen, jedoch machten die meisten Studien keine Differenzierung dieser Personenkategorie. Eine Analyse der Steuerdaten des Kantons Bern aus dem Jahr 2006 hat es nun ermöglicht, die Situation von Alleinerziehenden, also von unverheirateten Personen, die allein mit Kindern in einem Haushalt wohnen, genauer zu untersuchen. Von den total rund 20’000 nicht verheirateten Steuerpflichtigen mit Kindern unter 18 Jahren handelte es sich bei rund 11’000 Personen um Alleinerziehende, 9’000 lebten im Konkubinat.

Die Ergebnisse der Analyse bestätigen, dass Alleinerziehende oft nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, insbesondere Frauen mit mehreren Kindern. Während etwa 10 Prozent der Haushalte ohne Kinder nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen, sind es bei den alleinerziehenden Männern 16 Prozent und bei den alleinerziehenden Frauen sogar 30 Prozent. Sehr geringe finanzielle Mittel liegen nach der Definition der Studie dann vor, wenn das erzielte Einkommen weniger als die Hälfte des Median-Äquivalenzeinkommens aller Steuerpflichtigen beträgt. (Das Äquivalenzeinkommen ermöglicht die Vergleichbarkeit der Haushalte verschiedener Grösse. Dazu wird das Gesamteinkommen durch einen der Anzahl Personen im Haushalt entsprechenden Faktor geteilt.)

Verglichen mit alleinlebenden Frauen ohne Kinder, aber auch mit alleinerziehenden Männern, erzielen alleinerziehende Frauen oft nur ein tiefes Erwerbseinkommen, und sie verfügen meistens auch über sehr kleine Reserven: Die Hälfte der alleinerziehenden Frauen weist ein Vermögen von weniger als 4’500 Franken aus. Umso wichtiger sind für sie die Unterhaltszahlungen. Ohne diese wäre der Anteil alleinerziehender Frauen mit sehr geringen finanziellen Mitteln doppelt so hoch.

Die zentrale Rolle des Erwerbseinkommens belegt, dass eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Alleinerziehenden wichtig ist. Ebenso weist die Studie auf die Bedeutung der Unterhaltszahlungen für die wirtschaftliche Situation von Alleinerziehenden hin. Die Alimentenbevorschussung und die Inkassohilfe sind deshalb wichtige Instrumente der Sozialpolitik.


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Leiter Geschäftsfeld Familie, Generationen und Gesellschaft



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