Treibhausgase 2010: Zunahme wegen kalten Wintertemperaturen

Bern, 17.04.2012 - In der Schweiz wurden 2010 wegen der kühleren Temperaturen während der Heizperiode 1,8 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase ausgestossen als im Vorjahr. Dies zeigt das jährliche Treibhausgasinventar des Bundesamtes für Umwelt BAFU. Die konjunkturelle Erholung im Jahr 2010 hat nur zu geringen Mehremissionen geführt.

Das Treibhausgasinventar der Schweiz, welches am 13. April 2012 an die UNO übermittelt wurde, stellt den Ausstoss der für die Klimaerwärmung verantwortlichen Gase zusammen, wie sie das Kyoto-Protokoll festgelegt hat. Der Treibhausgas­ausstoss betrug im Jahr 2010 insgesamt 54,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Die Zunahme um 1,8 Millionen Tonnen gegenüber 2009 entspricht einem Anstieg von 3,4 Prozent. Diese starke Zunahme ist zu 90 Prozent durch die tieferen Temperaturen während der Heizperiode verursacht. Die Heizgradtage - als Mass für den Heizenergieeinsatz - waren 2010 um 12,5 Prozent höher als 2009 und die höchsten seit 1996. Die restliche Zunahme dürfte auf die sich erholende Wirtschaft zurückzuführen sein.

Im Rahmen des Kyoto-Protokolls hat sich die Schweiz zu einer Verminderung der Treibhausgasemissionen um 8 Prozent im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 gegenüber 1990 verpflichtet. Die im Treibhausgasinventar ausgewiesenen Emissionen sind ein wichtiges Element für die Beurteilung der Kyoto-Zielerreichung. Weitere Elemente sind die Senkenleistung des Waldes (das CO2, welches der Wald aufnimmt, kann vom Ausstoss abgezogen werden) und der Kauf von ausländischen Emissionszertifikaten.

Die Senkenleistung des Waldes ist noch unsicher, da die neuen Daten des Landesforstinventars erst 2012 vorliegen werden. Zur Zeit wird während der Fünfjahresperiode 2008 bis 2012 von einer mittleren Senke von 0,4 bis 1,8 Millionen Tonnen CO2 ausgegangen.

Im Bereich der Emissionszertifikate hat der Bund mit der Stiftung Klimarappen in verschiedenen Verträgen vereinbart, dass sie dem Bund jährlich ausländische Emissionszertifikate im Umfang von 2,8 bis 3 Millionen Tonnen abgibt (je nach Umfang der Massnahmen im Inland). Damit kann sich die Schweiz eingespartes CO2 aus Klimaprojekten im Ausland anrechnen lassen. Abgezogen werden müssen hingegen Emissionsrechte im Umfang von zirka 0,3 Millionen Tonnen, welche im Emissionshandel eingebundene Firmen voraussichtlich in die nächste Verpflichtungsperiode übertragen werden.

Aus der Bilanz dieser Elemente und unter Berücksichtigung des sehr milden Jahres 2011 mit deutlich weniger Heizbedarf, zeichnet sich ab, dass die Schweiz das Kyoto-Ziel für die Verpflichtungsperiode 2008 bis 2012 erreichen kann. Die Unsicherheit der Schätzung ist aber nach wie vor gross. Eine nächste Schätzung zur Kyoto-Zielerreichung wird im Herbst 2012 publiziert, wenn die Auswertungen des Landesforstinventars vorliegen und die CO2-Emissionen des Jahres 2011 definitiv bekannt sind.

Unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Sektoren

Der Ausstoss von Treibhausgasen aus dem Verkehrssektor liegt 2010 bei 1,7 Millionen Tonnen oder knapp 12 Prozent höher als 1990. Das Maximum wurde 2008 erreicht, seither ist ein leichter Rückgang zu beobachten. Der Verkehr ist heute für einen Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich (siehe Beilage 1).

Seit 1990 abgenommen hat der Ausstoss der Sektoren Dienstleistungen (minus 6 Prozent), Haushalte (minus 3 Prozent) und Industrie (minus 2 Prozent). Diese drei Sektoren zeigen aber deutliche Zunahmen zwischen 2009 und 2010, die durch die grössere Heiztätigkeit und die konjunkturelle Erholung verursacht sind. Diese Sektoren sind heute zusammen für die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ebenfalls abgenommen haben die Emissionen der Landwirtschaft (minus 7 Prozent). Sie ist heute für zirka einen Achtel der gesamten Emissionen verantwortlich.

Zugenommen haben die Emissionen des Abfallsektors, der etwa 7 Prozent zum gesamten Ausstoss beiträgt. Bei diesem Sektor ist zu berücksichtigen, dass die durch die Abfallverbrennung erzeugte Wärme teilweise fossile Brennstoffe in den Sektoren Industrie, Haushalte und Dienstleistungen ersetzt und zur Abnahme in die­sen Sektoren beigetragen hat.


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