Rassismusvorfälle in der Beratungspraxis 2011

Bern, 21.06.2012 - Die Auswertung der Falldaten von zehn Beratungsstellen aus der ganzen Schweiz ergibt eine differenzierte Momentaufnahme zum Stand rassistischer Diskriminierungen in der Schweiz. Der Bericht ist Teil des vom Verein humanrights.ch und der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR getragenen Projekts „Beratungsnetz für Rassismusopfer“.

Zum vierten Mal in Folge wurden die von spezialisierten Beratungsstellen erhobenen Daten ausgewertet. Der Bericht 2011 bestätigt die Tendenzen der vorherigen Berichtsresultate. Von Rassismus betroffen waren im 2011 wiederum Menschen unterschiedlichster Herkunft - Migranten/-innen wie auch Schweizer/innen. Besonders häufig traten rassistische Diskriminierungen bei der Arbeits- und Wohnungssuche und im öffentlichen Raum auf. Hierbei handelt es sich um Bereiche, bei denen Gesellschaft und Politik verstärkt die Integration und Anpassung seitens Zugewanderter einfordern. Dabei wird ausgeblendet, dass just in diesen Bereichen auch die rassistischen Diskriminierungen besonders zahlreich sind.

Die Beschuldigten befanden sich oft in sozioökonomischen Machtpositionen und nutzten diese Stellung gegenüber den Betroffenen direkt oder indirekt aus. Häufig trat Rassismus in Form von abwertenden, verletzenden oder beleidigenden verbalen Äusserungen auf. Die Dunkelziffer von nicht erfassten rassistischen Vorfällen ist mit Sicherheit deutlich höher als die im Bericht dokumentierten Ereignisse.

Die Erhebung trägt zum nationalen Monitoring im Bereich der Rassismusbekämpfung bei. In den nächsten Jahren sind die Kantone gefordert, den Schutz vor Diskriminierung zu verbessern. Ziel des Beratungsnetzes für Rassismusopfer ist es, bestehende Beratungsstrukturen zu stärken und Menschen, die von rassistischer Diskriminierung betroffen sind, überall in der Schweiz kompetente Beratung zugänglich zu machen.

Beteiligt waren zehn (private und staatliche) Beratungsstellen (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus gggfon, SOS Rassismus Deutschschweiz, Stopp Rassismus Nordwestschweiz, Kompetenzzentrum für interkulturelle Konflikte TikK, Anlauf- und Beratungsstelle SOS Racisme/Rassismus von MULTIMONDO, Anlaufstelle Gemeinsam! gegen Rassismus des Schweizerisches Arbeiterhilfswerk Schaffhausen, Bureau lausannois pour l'intégration des immigrés BLI, Bureau cantonal pour l'intégration des étrangers et la prévention du racisme BCI, Konfliktophon der AOZ sowie die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR). Für die Dateneingabe 2012 werden sich weitere Beratungsstellen dem Netzwerk anschliessen. Der Bericht 2011 wurde mit finanzieller Unterstützung der Stiftung „Perspektiven" von Swiss Life, der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) und der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn erstellt.


Adresse für Rückfragen

Laura Zingale (Projektleiterin, 031 302 01 61, beratungsnetz@humanrights.ch)
Doris Angst (Geschäftsführerin EKR, 031 324 12 83, doris.angst@gs-edi.admin.ch)



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