Weitere Grundlagenberichte für eine Reform der Altersvorsorge veröffentlicht

Bern, 28.08.2012 - Das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV hat verschiedene Fragestellungen, die für eine Reform der Altersvorsorge von Bedeutung sein könnten, wissenschaftlich untersuchen lassen und die entsprechenden Berichte veröffentlicht. Zwei der Berichte setzen sich mit Steuerungsmechanismen auseinander, ein Bericht untersucht die Auswirkungen der Babyboom-Generation, und der letzte beleuchtet Hintergründe der unterschiedlichen Lebenserwartung in der Schweiz.

Steuerungsmechanismen untersucht

In der Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV sind die Beiträge der Versicherten und ihrer Arbeitgeber sowie die Ansprüche der Versicherten gesetzlich verankert. Daraus ergibt sich keine Gewähr, dass die Einnahmen der Versicherung ihre Ausgaben tatsächlich decken können. Im Auftrag des Bundesrats hat das BSV darum Möglichkeiten und Wirkungen von Steuerungsmechanismen untersuchen und mögliche konkrete Modelle ausarbeiten lassen.

Die Experten der Universitäten Luzern und Freiburg im Breisgau (D), die mit der Untersuchung betraut wurden, entwickeln und bewerten in ihrem Bericht «Steuerungsmechanismen in der AHV» drei verschiedene Modelle. Zwei davon sind als sogenannte «Autopiloten» konzipiert, die beim Erreichen bestimmter Schwellenwerte automatisch konkrete Massnahmen auslösen, die zuvor gesetzlich verankert werden müssen. Das dritte Modell kann als eine Art «Navigationshilfe» für die Politik verstanden werden. Darin werden ebenfalls im Voraus gesetzliche Schwellenwerte definiert, konkrete Massnahmen jedoch nur für den Fall vorgesehen, dass der Gesetzgeber nicht rechtzeitig wirksame Anpassungen beschliesst.

Als Ergänzung zu dieser Forschungsarbeit, die sich an der schweizerischen Altersversicherung orientiert, zeigt die Untersuchung «Towards Financial Sustainability Of Pension Systems / The Role Of Automatic-Adjustment Mechanisms in OECD and EU Countries» der Sozialpolitischen Abteilung der OECD, wie bestehende Steuerungsmechanismen in anderen Ländern ausgestaltet sind und welche Rolle sie spielen. Zusammen bilden diese Arbeiten einen breiten und fundierten Überblick über die Möglichkeiten, die sich im Rahmen der anstehenden Reformen bieten.

Die Auswirkungen des «Babybooms»

Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit zwischen den 40er und 70er Jahren prägen die demographische Entwicklung in der Schweiz. In den vergangenen Jahrzehnten hat dieser sogenannte «Babyboom» das Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Erwerbsalter und den Pensionierten im Sinne der AHV günstig beeinflusst, nun erreichen aber diese Jahrgänge das Rentenalter. Die Studie «Babyboom-Generation und AHV 2010-2060» der BAK Basel Economics AG geht der Frage nach, wie sich diese Verschiebung in der Bevölkerungsstruktur, die steigende Lebenserwartung, die Nettowanderung und die Arbeitsproduktivität auf das Umlageergebnis der AHV bis 2060 auswirken. Zusätzlich zur Modellierung und Analyse des Phänomens zeigen die Verfasser der Studie auch Handlungsoptionen auf. Sie legen exemplarisch dar, wie ein Mix von Massnahmen aussehen könnte, um das finanzielle Gleichgewicht der AHV in den verschiedenen Phasen dieser Entwicklung zu erhalten. Die Studie enthält somit konkrete Denkanstösse für die politischen Entscheidungsträger.

Unterschiedliche Sterblichkeit

In der Diskussion über die Zukunft der Altersvorsorge taucht immer wieder das Anliegen auf, die Leistungen besser auf die unterschiedliche Lebenserwartung verschiedener Bevölkerungsgruppen abzustimmen. Mit dieser Fragestellung befasst sich die Studie «Mortalité différentielle en Suisse» der Universität Genf. Sie untersucht die Zusammenhänge zwischen Sterberisiko und verschiedenen möglichen Einflussfaktoren – beispielsweise Nationalität, Bildungsstand, Berufstätigkeit, Einkommensverhältnisse, Wirtschaftssektor oder Zivilstand – und geht der Frage nach, wie diese Faktoren bei der Anpassung der Rentensysteme konkret berücksichtigt werden könnten. Es erweist sich, dass die unterschiedliche Sterblichkeit am ehesten mit dem Bildungsstand in Verbindung gebracht werden kann. Im Gegensatz zu anderen Variablen der sozialen Stellung liesse sich der Bildungsstand in einem differenzierten Rentenmodell gemäss den Autorinnen und Autoren der Untersuchung relativ einfach anwenden, da sich das erreichte Bildungsniveau im Lauf der Zeit tendenziell nicht verändert. Darum modellieren sie in der Studie auch differenzierte Pensionierungsalter in Abhängigkeit vom Bildungsstand, um die Machbarkeit dieses Ansatzes zu überprüfen.

Die vier neuen Studien erweitern die Grundlagen für die anstehenden Reformen im schweizerischen System der Altersvorsorge. In Forschungsarbeiten, die das BSV bereits früher publizierte, wurden die wirtschaftliche Situation der Pensionierten und der Verwitweten sowie die Erfolgsfaktoren ausländischer Reformprozesse unter die Lupe genommen. Noch in Arbeit sind zwei Untersuchungen über die Faktoren, die in der Realität über Altersrücktritt oder Weiterbeschäftigung entscheiden. Detaillierte Informationen dazu enthält die Internetseite http://www.ahv-gemeinsam.ch in der Rubrik «Grundlagenarbeit».


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