Zu Tische im Berner (Bauern)-hof

Bern, 05.04.2006 - Tischrede von Bundespräsident Moritz Leuenberger anlässlich des Staatsbesuchs Ihrer Majestäten König Harald V und der Königin Sonja von Norwegen, Bernerhof, 5. April 2006

Majestäten,

Exzellenzen,

sehr geehrte Damen und Herren

Liebe Tischnachbarn, liebe Tischnachbarinnen

Ihr Vater, Seine Majestät König Olav V von Norwegen weilte 1968 auf Staatsbesuch in der Schweiz. Es ist uns eine grosse Ehre und ganz besondere Freude, Sie knapp 40 Jahre später hier als unsere Staatsgäste zu empfangen.

Ich kann leider als jährlich rotierender Bundespräsident keine vergleichbare familiäre Kontinuität vorweisen. Hingegen bin ich froh, dass uns die Stadt Bern mit einer Dynastie der besonderen Art aushilft. Nachdem Ihr Vater von Stadtpräsident Reynold Tschäppät begrüsst worden ist, sitzt heute wiederum ein sozialdemokratischer Stadtvater, nämlich sein Sohn Alexander bei uns am Tisch. Ob diese Tradition bei einem inskünftigen Staatsbesuch Ihres Sohns Prinz Haakon gewahrt werden kann, wage ich hingegen nicht zu versprechen.

Ich habe heute Nachmittag gesagt, wir seien Nachbarn. Dies obwohl wir keine gemeinsamen Grenzen haben, sondern weil wir im ursprünglichen Sinn des Wortes, als Bauern nahe beieinander unsere Felder bestellen und pflegen. Unser Hof Schweiz bot ja über Jahrhunderte zu wenig Lebensgrundlagen für Alle. Viele Schweizerinnen und Schweizer wanderten aus oder verdingten sich als Krieger in fremden Diensten. Einige fanden auch den Weg nach Norwegen und wirkten dort aber ganz friedfertig in der Land- resp. Milchwirtschaft. So heisst denn noch heute in Norwegen ein Melker oder eine Melkerin „sveitser“.

Wir Schweizer kommen nicht so oft in Berührung mit Königen und Königinnen. Wir kennen nur einen Schwingerkönig. Deshalb ist auch unsere Vorstellung von einem König von Klischees behaftet. Ein Vorurteil ist, dass er den ganzen Tag im Palast sitzt, seine Krone trägt und das Zepter schwingt.  Dieses Vorurteil hat dieser Staatsbesuch ein für alle mal aus der Welt geschafft. Neben den offiziellen Gesprächen eilen wir von einem „Arbeitsseminar“ zum anderen. Heute in Bern zu den Themen Friedensförderung und Strassensicherheit morgen zum Thema Nachhaltigkeit.

Das alles in zwei Tagen. Ihr Vater war noch vier Tage da. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Kein Zufall, dass „schnell“ im Berner Dialekt und auf norwegisch dasselbe heisst: „hurtig“.  Dennoch bin ich überzeugt, dass dieser hurtige Besuch von nur zwei Tagen einen nachhaltig positiven Einfluss auf die bereits ausgezeichneten Beziehungen zwischen dem Königreich Norwegen und der Schweiz haben wird.
Zum Schluss erhebe ich das Glas in bäuerlicher und nachbarschaftlicher Verbundenheit auf die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern, das Wohl Ihrer Majestäten und das Wohlergehen des Königreichs von Norwegen.


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