Altersrücktritt und Demografie: Studie zeigt Trend und Bereitschaft zum längeren Arbeiten

Bern, 08.10.2012 - Der Trend zur Ausweitung der Frühpensionierung, der noch vor einigen Jahren beobachtet wurde, hat sich abgeschwächt. Hingegen arbeiten immer mehr Erwerbstätige in der Schweiz über das gesetzliche AHV-Rentenalter hinaus. Dazu entscheiden sich ältere Erwerbstätige insbesondere dann, wenn die Arbeit die Gesundheit nicht belastet und wenn die Anstellungsbedingungen sowie das Arbeitsklima gut sind. Die Mehrheit der Arbeitgebenden erachtet nur für bestimmte Funktionen die Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden als notwendig und sinnvoll und betreibt keine systematische Personalpolitik zur Beschäftigung älterer Personen. Das zeigt der Forschungsbericht "Altersrücktritt im Kontext der demografischen Entwicklung", den das Bundesamt für Sozialversicherungen in Auftrag gegeben hat.

Die Erwerbsbeteiligung älterer Personen wird zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen von grosser Bedeutung sein. Die Förderung der Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmender kann dem erwarteten Fachkräftemangel entgegenwirken und dazu beitragen, die langfristige Finanzierung der Altersvorsorge zu sichern. Die vorliegende Studie bildet somit eine weitere Grundlage für die anstehenden Entscheide zur Reform der Altersvorsorge. Weitere sind auf der Internetseite www.ahv-gemeinsam.ch dokumentiert.

Es hat sich gezeigt, dass das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter der Frauen in den letzten 15 Jahren gestiegen ist, während jenes der Männer zunächst leicht abgenommen hat, um dann wieder anzusteigen. Das Erwerbsaustrittsalter der Männer lag im Durchschnitt der letzten 3 Jahre bei 64,1 Jahren, jenes der Frauen bei 62,6 Jahren. Damit nimmt die Schweiz im internationalen Vergleich – wie bei der Erwerbsbeteiligung – zusammen mit Norwegen und Schweden eine Spitzenposition ein. Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2011 arbeitete gut ein Drittel der erwerbstätigen Männer und Frauen über das ordentliche Rentenalter hinaus. Die über 58-jährigen Erwerbstätigen weisen eine grosse Bereitschaft auf, bis zum ordentlichen AHV-Rentenalter oder sogar darüber hinaus zu arbeiten. Von den befragten Erwerbstätigen unter 65 bzw. 64 Jahren plant ein Fünftel bereits heute, auch nach diesem Alter noch erwerbstätig zu sein.

Der Entscheid über den Rücktritt aus dem Erwerbsleben hängt insbesondere von gesundheitlichen Kriterien (gute eigene Gesundheit, gesundheitlich nicht belastende Arbeit) und guten Arbeitsbedingungen (Flexibilität u.a. in Bezug auf die Arbeitszeit, Arbeitsklima, interessante Arbeit, Wertschätzung der Arbeitgebenden) ab. Etwas weniger ins Gewicht fällt die Aussicht auf eine höhere Rente.

Der Forschungsbericht zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitgebenden die Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden nur für bestimmte Funktionen als notwendig und sinnvoll erachtet. Sie sind daran interessiert, spezifische Erfahrungen und Kompetenzen von älteren Angestellten länger zu nutzen und den Know-how-Transfer an Jüngere sicher zu stellen. Grösstenteils betreiben die Arbeitgebenden noch keine systematische Personalpolitik, um die Beschäftigung älterer Mitarbeitender zu fördern. Flexiblere gesetzliche Regelungen würden ebenfalls dazu beitragen, bessere Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigkeit älterer Personen zu schaffen. Laut Studie befürworten Personen ab 58 Jahren und Arbeitgebende mehrheitlich die weitere Flexibilisierung des AHV-Rentenalters, ein gleiches Rentenalter für Männer und Frauen sowie die Harmonisierung des ordentlichen Rentenalters der 2. Säule mit jenem der AHV.

Forschungsmethode
Der Forschungsbericht "Altersrücktritt im Kontext der demografischen Entwicklung" untersucht die Hintergründe des Altersrücktritts von Personen zwischen 58 und 69 Jahren. Kern des Forschungsprojekts waren zwei standardisierte Befragungen: Einerseits wurde eine telefonische CATI-Befragung von Personen im Alter von 58 bis 69 Jahren durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 1'292 Personen befragt, die in acht verschiedene Gruppen unterteilt waren. Andererseits wurde eine Online-Befragung von Arbeitgebenden durchgeführt. Dabei wurde eine Stichprobe von insgesamt 5'000 Unternehmen gezogen, die nach Grösse, Branche und Sprachregion geschichtet war. Insgesamt konnten 1'969 Unternehmen befragt werden. Die Befragungen wurden durch eine Dokumentenanalyse und qualitative Interviews mit Sozialpartnern und Arbeitgebenden ergänzt.


Adresse für Rückfragen

Jürg Brechbühl, Direktor, 031 322 99 66



Herausgeber

Bundesamt für Sozialversicherungen
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https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-46218.html