Natürliche Abwehrstoffe der Rebe gegen Pilzkrankheiten einsetzen

Changins, 29.10.2012 - Gesucht: wirksame Moleküle, welche die Rebe vor ihrem grössten Feind schützen sollen, den Pilzkrankheiten. Gefunden: Agroscope ist es gelungen, aus den „Abfällen“ des winterlichen Rebenschnitts natürliche rebeigene Substanzen wiederzuverwerten, um die Entwicklung von Graufäule, Falschem und Echtem Mehltau zu stoppen. Diese Forschungsarbeiten wurden durch den Zusammenschluss der neun „Premiers Grands Crus aus dem Bordeaux“ finanziert und ermöglichten die Anmeldung eines Patents.

Herausforderungen

Für eine qualitativ hochwertige Produktion im Rebbau sind unabhängig von der Anbauform grosse Mengen an Pflanzenschutzmitteln notwendig. Davon zeugt das Weinjahr 2012, welches unter grossem Infektionsdruck litt. Bei fehlendem, strengem Bekämpfungsprogramm kam es zu bedeutenden quantitativen und qualitativen Ertragseinbussen. Einerseits verursachen diese Eingriffe Kosten und die Konsumenten sind sich der möglichen Auswirkungen der Pestizide auf die Umwelt bewusst. Anderseits entwickeln die schädlichen Pilze Resistenzen gegenüber Fungiziden. Deshalb nimmt die Zahl der wirksamen Pilzbekämpfungsmittel von Jahr zu Jahr ab. Es müssen also unbedingt neue natürliche Wirkstoffquellen auf ihr Pilzbekämpfungspotenzial geprüft und beurteilt werden. Dank der Finanzierung des Zusammenschlusses der neun „Premiers Grands Crus aus dem Bordeaux" konnte Agroscope einen Teil ihrer Forschungsarbeiten in diesem Sinne ausrichten (in alphabetischer Reihenfolge: Château Ausone, Château Cheval Blanc, Château Haut-Brion, Château Lafite Rothschild, Château Latour, Château Margaux, Château Mouton Rothschild, Château Petrus und Château d'Yquem). Ziel ist es, eine qualitativ hochwertige Produktion in Einklang mit den Anliegen einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionsweise zu bringen.

Neuheit

Rund fünfzig Pflanzen aus der Schweizer Pharmakopöe sowie Kulturpflanzen wurden umfassend untersucht, um Moleküle mit Pilzbekämpfungspotenzial nachzuweisen. Die erstaunlichsten Ergebnisse lieferte die Rebe selbst. Die verholzten Rebruten, welche gewöhnlich im Winter geschnitten und anschliessend entsorgt werden, wiesen unabhängig von der verwendeten Rebsorte über fünfzig Moleküle mit unterschiedlicher Toxizität gegenüber Falschem Mehltau, Echtem Mehltau und Graufäule auf. Etwas über 10 Moleküle sind in der Lage, die Entwicklung dieser drei Krankheiten gleichzeitig zu stoppen. Dank der Zusammenarbeit mit der Gruppe Mykologie von Agroscope und dem Labor für Pharmakognosie und Phytochemie der Universität Genf befindet sich die chemische Bestimmung all dieser Moleküle in der Validierungsphase. Diese Ergebnisse waren so vielversprechend, dass Tribo Technologies, ein Industriepartner des Projekts, eine Patentanmeldung für alle Akteure dieser Forschungsarbeiten finanziert, d.h. Agroscope, die Universität Genf, die Tribo Technologies und der Zusammenschluss der neun „Premiers Grands Crus aus dem Bordeaux". Langfristig müssen über diese Arbeit neue Fungizidprodukte entwickelt und zugelassen werden können, wobei die Nutzung und Wiederverwertung der Nebenprodukte der Rebe im Zeichen eines nachhaltigen und ökologischen Weinbaus stehen sollen.


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