Agroscope führt Divico ein – die erste multi-resistente Rebsorte

Changins, 15.04.2013 - Die bereits erfolgreich eingeführten Züchtungen Gamaret, Garanoir, Diolinoir, Carminoir und Galotta trumpften auf mit optimierter Qualität und Traubenfäule-Resistenz. Jetzt konzentriert sich die Forschung bei Agroscope seit 1996 darauf, Rebsorten zu züchten, die gegen die wichtigsten Pilzerkrankungen resistent sind. So kann Agroscope dieses Jahr die erste rote Traubensorte mit hoher Resistenz gegen Echten und Falschen Mehltau sowie gegen Graufäule vorstellen: Divico. Diese Rebsorte ergibt Weine mit Gamaret-ähnlicher Qualität. Der Name erinnert an den legendären Anführer der Helvetier. Divico ermöglicht einen reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz und somit einen ökologischeren Weinbau.

Vorfahren aus aller Welt

Die neue Traubensorte Divico, lange unter dem Codenamen IRAC 2091 bekannt, ergab sich aus der Kreuzung von Gamaret und Bronner. Bronner ist ein Erzeugnis des Weinbauinstituts Freiburg im Breisgau (Deutschland) und Träger der Gene, die für die Resistenz gegen Echten und Falschen Mehltau verantwortlich sind. Ihre Vorfahren sind wilde Rebsorten aus Amerika und Asien, die in mehreren Schritten mit europäischen Sorten gekreuzt wurden, um die Qualität der Trauben zu steigern.

Zuchttechniken der letzten Generation

Das Züchtungsprogramm von Agroscope ergab Tausende von Nachkommen mit einmaligem Genotyp, die vorerst nach ihrer Resistenzeigenschaften sortiert wurden. Bei jeder Kreuzung ist die Resistenz nur bei 3-5% aller Nachkommen ausreichend ausgeprägt. Um Zeit zu sparen und treffsicher vorzugehen, entwickelte Agroscope biochemische Resistenzmarker, dank denen die geeigneten Individuen bereits im Jahr der Aussaat feststellbar sind. Die Genotypen, die gegen den Falschen Mehltau resistent sind, erzeugen für diesen Erreger äusserst toxische Substanzen wie die Viniferine, Derivate von Resveratrol. Diese Stoffe, die auch in den Wein gelangen, besitzen überdies antioxydative Eigenschaften und sind als solche für den Menschen äusserst gesund.

Sehr gutes Verhalten am Rebstock...

Divico ist äusserst resistent gegen Echten und Falschen Mehltau sowie gegen Graufäule. Je nach standortbedingtem Krankheitsdruck und klimatischen Bedingungen sind eine bis drei Pflanzenschutzbehandlungen um die Blütezeit ausreichend. Divico zeichnet sich aber nicht nur durch sein gutes Verhalten gegenüber Pilzbefall aus: Dank einem relativ starken, halbaufrechten Wuchs eignet er sich für das Aufbinden. Der mittlere Ertrag ist mit demjenigen von Gamaret vergleichbar, so dass eine systematische Ernteregulierung nicht notwendig ist. Hingegen erfolgen Knospenbildung, Blütezeit und Reifebeginn relativ früh, weshalb in Risikolagen Vogelschutz erforderlich sein kann.

... und vielversprechende Weine

Die Divico-Trauben werden, wie Gamaret, spät gelesen. Dank der lockeren Traube und ihrem festen Anwuchs am Rebstock ist die lange Reifungsdauer unproblematisch. Bei hohem Reifegrad verfügt Divico über die nötigen Eigenschaften, um ausserordentlich farbreiche Weine mit qualitativ hochstehenden Tanninen zu ergeben. Überdies verfügt diese Züchtung über einen interessanten Geschmackscharakter, der ihr eine verheissungsvolle Zukunft als Sortenwein oder in Assemblagen eröffnet.

Pflanzenmaterial 2015 bereit

Standard-Setzlinge der Rebsorte Divico werden ab 2015 in den Rebschulen erhältlich sein. Ab 2017-2018 wird zertifiziertes Material aus der Schweiz in den Handel gelangen können. Agroscope begleitet ein Parzellennetzwerk, das von Westschweizer und Tessiner Weinbauern sowie biologischen Betrieben geführt wird. Ihre Ergebnisse und ihre Weinerzeugnisse werden zeigen, inwiefern diese neue Sorte für die verschiedenen Schweizer Weinbauregionen geeignet ist. Gleichzeitig sollen Versuche von Agroscope abklären, welche Weinbereitungsmethoden sich für die gewünschten Weine am besten eignen.

Jean-Laurent Spring, Katia Gindro et Olivier Viret

Agroscope besteht aus den Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras und Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Agrarforschung. Die drei bisherigen Forschungsanstalten werden ab 2013 organisatorisch zu einer einheitlichen Forschungsanstalt Agroscope unter der Leitung von Michael Gysi zusammengeführt. Die Forschungstätigkeiten werden weiterhin an den verschiedenen Standorten durchgeführt.


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