Keine spezifischen Massnahmen nötig, um Muslime besser zu integrieren

Bern, 08.05.2013 - Die grosse Mehrheit der Musliminnen und Muslime sind Teil der schweizerischen Gesellschaft, ihre Religionszugehörigkeit stellt sie nicht vor besondere Probleme im schweizerischen Alltag und führt selten zu Konflikten. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht zur Situation der Muslime in der Schweiz, den verschiedene Bundesstellen in Zusammenarbeit mit den Kantonen erarbeitet haben. Der Bundesrat verzichtet deshalb auf spezifische Massnahmen, um religiöse Differenzen zwischen Personen unterschiedlichen Glaubens abzubauen: Mit den bestehenden Integrationsangeboten könne man adäquat auf allfällige Probleme reagieren.

Gemäss Expertenschätzungen leben zwischen 350 000 und 400 000 Musliminnen und Muslime in der Schweiz. Rund ein Drittel von ihnen verfügt über das Schweizer Bürgerrecht, viele (ehemalige) Migranten leben mittlerweile in der zweiten und dritten Generation in der Schweiz. Die überwiegende Mehrheit der eingewanderten Muslime stammt aus dem Westbalkan und der Türkei.

Keine homogene muslimische Gemeinschaft
In der Schweiz existiert keine eigentliche muslimische Gemeinschaft, sondern eine Vielzahl von verschiedenen Gemeinschaften. Diese unterscheiden sich vornehmlich nach ethnisch-nationaler und sprachlicher Zugehörigkeit und sind in der Regel untereinander wenig vernetzt.

Die Religionszugehörigkeit bildet für viele Musliminnen und Muslime nicht das wichtigste Merkmal ihrer Identität. Nur zwölf bis fünfzehn Prozent von ihnen praktizieren ihren Glauben, indem sie beispielsweise regelmässig eine Moschee besuchen. Dies geschieht grossmehrheitlich auf pragmatische Art und Weise. Insbesondere Muslime aus dem Westbalkan leben den Islam häufig eher im Sinne eines Brauchtums. Der Bericht zeigt auf, dass gravierende Probleme oder Differenzen religiöser Natur nur in Ausnahmefällen vorkommen und meist an eine Person gekoppelt sind.
Gleichwohl fühlen sich gemäss dem Bericht Menschen islamischer Religionszugehörigkeit oft in doppelter Weise als „Ausländer" und „Muslim" diskriminiert.

Mit bestehendem Integrationsangebot auf allfällige Probleme reagieren
Die Erfahrungen im Alltag zeigen, dass gerade bei Muslimen mit Migrationshintergrund eher Sprachbarrieren und soziokulturelle Aspekte Hindernisse für die Integration darstellen als religiöse Fragen. Deshalb erachtet es der Bundesrat als nicht notwendig, spezifische Massnahmen zum Abbau von religiösen Differenzen zu ergreifen. Mit der schweizerischen Integrationspolitik könne man adäquat auf allfällige Integrationsprobleme von Menschen der islamischen Glaubensgemeinschaft reagieren, ist der Bundesrat überzeugt.

Bund und Kantone engagieren sich zudem bereits dafür, den Schutz vor Diskriminierung zu verstärken und institutionelle Schranken abzubauen. Beispielsweise sollen die Bevölkerung, relevante Institutionen und auch potenzielle Opfer besser über das geltende Recht informiert werden. Kantone, Gemeinden und Städte ihrerseits pflegen bereits heute den interreligiösen Dialog und suchen pragmatische Lösungen.

Nach der Annahme der Volksinitiative „Gegen den Bau von Minaretten" am 29. November 2009 wurden drei Postulate im Nationalrat eingereicht. Der Bundesrat beschloss 2010, den gewünschten vertieften Informationen zur muslimischen Bevölkerung in der Schweiz mit dem heute publizierten Bericht Rechnung zu tragen.


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