Rotschwingel – eine stressresistente Pflanze für die Weide

Changins, 13.05.2013 - Der Rotschwingel ist ein kleines, in fast all unseren Regionen angesiedeltes Gras. Er zeichnet sich durch seine überdurchschnittliche Stressresistenz aus. Es ist daher kaum verwunderlich, dass er in zahlreichen Rasen- und Wiesenmischungen enthalten ist. Agroscope enthüllt nun das Geheimnis um diese unscheinbare Pflanze, die massgeblich für stabile Weideerträge sorgt.

Der Rotschwingel ist leicht auszumachen. Er ist überall anzutreffen: von Grünflächen am Seeufer bis hin zu Bergweiden. Die Halme dieses Grases sind rötlich gefärbt. Die schmalen und glänzenden Blätter gleichen jenen der Binsen, ja sogar Kiefernnadeln. Die oft zusammengerollten und manchmal von Reif bedeckten Blätter nehmen Herbizide kaum auf. Ungepflügte Böden fördern somit das Aufkommen des Rotschwingels im Ackerbau. Die Pflanze umfasst verschiedene, nach ihrer Entwicklungsstrategie geordnete Unterarten. Einige unter ihnen bilden im Boden gut verankerte Rhizome, andere wiederum dichte, undurchdringliche Büschel. Gegenüber anderen Pflanzen ist der Rotschwingel konkurrenzschwach, kann sich aber bei gewissen Bedingungen dennoch als dominant erweisen.

Die Weideversuche von Agroscope im Jura zeigen, dass der Rotschwingel bei einem tiefen Viehbesatz an so genannten Geilstellen sehr üppig wächst. Der dichte Bewuchs und der von ihm gebildete Filz verhindern die Entwicklung anderer Pflanzen, insbesondere der Sträucher. Obwohl sein Futterwert tief ist, wird er von den Rindern gerne verzehrt. Beobachtungen auf Parzellen, die auf 1200 m.ü.M angesät wurden, zeigen, dass der Rotschwingel von Feldmäusen gemieden wird.

Kürzlich hat Agroscope ein Forschungsprojekt lanciert, mit dem die Auswirkungen der Trockenheit auf Wiesen und Weiden beurteilt werden sollen. Bei einem ersten Bewässerungsversuch am Genfersee (400 m.ü.M.) konnte die Entwicklung eines Gräser- und Kleegemischs verfolgt werden. Nach drei Jahren war in den Varianten unter Wassermangel der Rotschwingel doppelt so dicht. In La Frêtaz wurde auf 1200 m.ü.M. ein zweiter Versuch auf einer Dauerweide durchgeführt. Die Trockenheit wurde durch eine vorübergehende Abdeckung mit Tunnel simuliert. Auch hier bewies der Rotschwingel im Vergleich zu anderen Pflanzen eine bessere Resistenz gegenüber Wasserdefizit und Mäusefrass - wo er vorkommt, sorgt er deshalb für stabile Weideerträge.

Der botanische Reichtum von Dauergrünland zeigt Anpassungswege auf, die es zu erforschen lohnt. Das Verständnis der Überlebensmechanismen der Pflanzen gegenüber Stress und Störungen wird eine nachhaltige Weidebewirtschaftung ermöglichen. Vermutlich wird der Klimawandel zu einer Veränderung der botanischen Zusammensetzung der Wiesen und der Entwicklung so genannter Nebenarten wie beispielsweise des Rotschwingels führen. Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Futterproduktion müssen sowohl mengen- als auch qualitätsmässig noch vertieft werden.

Agroscope besteht aus den Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras und Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Agrarforschung. Die drei bisherigen Forschungsanstalten werden ab 2013 organisatorisch zu einer einheitlichen Forschungsanstalt Agroscope unter der Leitung von Michael Gysi zusammengeführt. Die Forschungstätigkeiten werden weiterhin an den verschiedenen Standorten durchgeführt.


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