Winterverluste bei den Bienenvölkern: Imker/-innen können aufatmen

Bern, 30.05.2013 - Nach den katastrophalen Verlusten im Winter 2011/2012 fehlt nach dem vergangenen Winter rund jedes vierte Bienenvolk für die Frühlingstracht. Dies entspricht etwa dem langjährige Durchschnitt. Das Problem Wintersterben ist aber nach wie vor ungelöst.

Die Bedeutung der Honigbiene als Bestäuber von Kultur- und Wildpflanzen und Indikator für den Zustand von Natur und Umwelt wird in der Bevölkerung zunehmend wahrgenommen. Mit Spannung wird deshalb jedes Frühjahr das Ausmass der Völkerverluste des vergangenen Winters erwartet, einem Phänomen, welches die Imker und Imkerinnen nicht nur in der Schweiz sondern in den meisten Ländern weltweit seit Jahren mit grosser Sorge erfüllt.   

Die Internetumfrage wurde wiederum von apisuisse, der Dachorganisation der Schweizer Imkerverbände in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Bienenforschung von Agroscope durchgeführt. An der Umfrage nahmen über 1000 Imker und Imkerinnen aus allen Kantonen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein teil. Der jüngste an der Umfrage teilnehmende Imker ist 14, der älteste 99 Jahre alt. 

Die Verluste zwischen dem Einwintern der Bienenvölker im Oktober 2012 und dem Auswintern im April 2013 lagen bei rund 15%. Dazu kommen die Völker, welche bereits vor dem Einwintern verloren gingen (knapp 5%) respektive die Völker, welche beim Auswintern zu schwach waren, um sich zu einem Wirtschaftsvolk zu entwickeln (knapp 9%). Somit ging rund jedes vierte Bienenvolk verloren oder ist als Wirtschaftsvolk nicht brauchbar. Diese Verluste liegen etwa in der Grössenordnung der vorangegangenen Jahre mit Ausnahme der Verluste im Winter 2011/2012, welche ausserordentlich hoch waren. Regionale Unterschiede sind kaum zu erkennen. In praktisch allen Landesteilen gab es auch im vergangenen Winter wiederum Imkereien mit Totalverlust als auch solche ganz ohne Verluste. Zwei Gründe dürften für die insgesamt doch erfreulicheren Zahlen im vergangenen Winter massgebend gewesen sein: Einerseits waren die klimatische Bedingungen 2012 für die Entwicklung der Bienen und damit auch der Varroamilben verhältnismässig ungünstig. Andererseits wurden für den Wiederaufbau der Völkerbestände nach den sehr grossen Verlusten ungewöhnlich viele Jungvölker gebildet. Dies ist gleichzeitig auch eine wirksame Varroa-Bekämpfungsmassnahme.

Die Gründe für die Winterverluste sind nur teilweise verstanden. Zweifellos spielen der vor bald 30 Jahren in die Schweiz eingeführte Bienenparasit, die Varroamilbe, zusammen mit den von ihr übertragene Bienenviren, eine grosse Rolle. Die Bekämpfung der Varroa verlangt von Imkern und Imkerinnen grosses Fingerspitzengefühl: einerseits sollen bei der Bekämpfung die Bienen möglichst keinen Schaden nehmen und anderseits dürfen keine belastenden Substanzen eingesetzt werden, welche sich im Naturprodukt Honig anreichern könnten. Neben der Varroamilbe tragen weitere Faktoren zur Bedrohung unserer Honigbienen bei. Dazu gehören das beschränkte Nahrungsangebot während bestimmten Jahresperioden, die fortschreitende Überbauung der Kultur- und Naturlandschaft aber auch die allgemeine Umweltbelastung.

Agroscope besteht aus den Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras und Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Agrarforschung. Die drei bisherigen Forschungsanstalten werden ab 2013 organisatorisch zu einer einheitlichen Forschungsanstalt Agroscope unter der Leitung von Michael Gysi zusammengeführt. Die Forschungstätigkeiten werden weiterhin an den verschiedenen Standorten durchgeführt.


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