Die Zukunft ist digital – aber das Papier bleibt: Die Nationalbibliothek im Jahr 2012

Bern, 06.06.2013 - Die Schweizerische Nationalbibliothek etabliert sich in der digitalen Welt, entwickelt aber gleichzeitig ihre traditionellen Aufgaben weiter. Der soeben erschienene Jahresbericht 2012 zeigt, wie die NB mit der Umsetzung dieser doppelten Ausrichtung begonnen hat.

«Die Zukunft ist digital. Aber das Papier bleibt.» Unter diesem Motto steht die Strategie der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) für die Jahre 2012 bis 2019. Basis dieser doppelten Ausrichtung ist die Sammlung, die nahezu alle sogenannten Helvetica umfasst, also alles, was in der Schweiz oder über die Schweiz erschienen ist. 4,3 Millionen Bücher, Zeitungs- und Zeitschriftenbände, Plakate, Ansichtskarten, Fotografien und ähnliche Dokumente enthielt sie Ende 2012. Darunter befinden sich auch Online-Publikationen wie elektronische Zeitschriften und Websites. Neben Publikationen sammelt die NB auch literarische und künstlerische Archive. 309 Archive und Nachlässe befinden sich im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA), 77 in der Graphischen Sammlung. Ebenfalls in der NB befindet sich, als Teil der Graphischen Sammlung, das Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege mit rund 1,2 Millionen Dokumenten.

Online-Publikationen nehmen stark zu

Der allergrösste Teil der NB-Sammlungen wird in unterirdischen Magazinen in Bern aufbewahrt und für die kommenden Generationen erhalten. Die 18ʼ336 Einheiten Online-Publikationen allerdings befinden sich in einem elektronischen Langzeitspeicher. Dieser Teil der Sammlung ist derzeit noch klein, wächst aber stark. Von 2011 auf 2012 hat er um über 50% zugenommen. Erstmals gesammelt wurden im Jahr 2012 Websites von Abstimmungskampagnen. In Zusammenarbeit mit den Parlamentsdiensten wird in Zukunft bei jeder Kampagne eine Website der befürwortenden und eine der gegnerischen Seite archiviert.

Digitalisierte Zeitungen in allen vier Landessprachen

Immer mehr gedruckte Publikationen werden nachträglich digitalisiert und sind damit auch online verfügbar. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Schweizer Zeitungen, die die NB zusammen mit dem entsprechenden Verlag und oft auch einer anderen Bibliothek fürs Internet aufarbeitet. 2012 gingen die St. Galler Zeitung (Jahrgang 1831–1881), Il Grigione italiano (1852–1980) und Fögl dʼEngiadina (1887–1980), 24heures/Feuille dʼavis de Lausanne und die Schaffhauser Nachrichten online. Zugänglich sind die digitalisierten Zeitungen entweder über verlagseigene Plattformen oder über www.schweizerpressearchive.ch. Diese enthält nun Zeitungen in allen vier Landessprachen.

Mobile Applikation für Kataloge

Drei Hauptkataloge eröffnen den Zugang zu den Sammlungen der NB. Helveticat erschliesst die Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und die Online-Publikationen. Die Bestände des SLA und der Graphischen Sammlung werden in HelveticArchives erfasst, die Plakate der Graphischen Sammlung im Schweizer Plakatkatalog. Diesen sowie Helveticat gibt es seit Herbst 2012 auch in einer Version für mobile Geräte. Die Applikation mobile.kataloge.nb.admin.ch erlaubt den Zugang vom iPhone, iPad oder einem Android 4.0 Gerät aus. Möglich sind die Stichwortsuche, das Bestellen von Dokumenten und der Zugriff aufs eigene Benutzungskonto.

Erfolgreiche Mundart-Ausstellung

Forschungsprojekte, Veranstaltungen, Ausstellungen und eigene Veröffentlichungen rücken wechselnde Sammlungsteile ins Licht. Mit Sapperlot! Mundarten der Schweiz zeigte die NB ihre erfolgreichste Ausstellung seit 1994. Die grösseren Ausstellungen finden in der Regel jährlich alternierend am Hauptsitz in Bern und an der Aussenstelle der NB, dem Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN), statt. Das CDN konzentrierte sich im letzten Jahr auf kleinere Ausstellungen – unter anderem eine zu Walter Jonas – und ein reiches Veranstaltungsprogramm.

Kleinmeistersammlung Gugelmann in Genf

Die Ausstellung Zauber der Landschaft zur Zeit von Jean-Jacques Rousseau im Genfer Musée Rath zeigte rund hundert Druckgrafiken und Zeichnungen aus der Sammlung Gugelmann, einer der bedeutendsten Sammlungen von Schweizer Kleinmeistern. Sie ist ein Kernbestand der Graphischen Sammlung der NB. Mit einem anderen Kernbestand, den Landschaftsfotografien, ist die Graphische Sammlung am Projekt «4D Sites – Image-based Combination of Spatial Data and Graphical Material» beteiligt. Unter der Leitung der ETH Zürich soll eine Software entwickelt werden, die Landschaftsfotografie und virtuellen Landschaftsraum kombiniert.

Rilke in Bern

Im SLA lag im Jahr 2012 ein Arbeitsschwerpunkt auf Rainer Maria Rilke. Zusammen mit der Internationalen Rilke-Gesellschaft führte das SLA die Rilke-Tagung in Bern durch. Auf die Tagung hin publizierte das SLA das «Berner Taschenbuch» der Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge als Faksimile und als textgenetische Edition. Gleichzeitig erschien eine Ausgabe des Quarto, der Zeitschrift des SLA, zu Rilke.

Stimmen der Schweizer Kultur

Nach zehnjähriger Laufzeit abgeschlossen wurde das Projekt «Images et Voix de la culture suisse» (IMVOCS), an dem das SLA wesentlich beteiligt war. Es wurde 2002 von Memoriav, dem Verein für die Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz, ins Leben gerufen, und hatte zum Ziel, Ton-, Film- und Videodokumente von Schweizer Autorinnen und Autoren in allen vier Landessprachen zu sichern. Die Bewahrung übernimmt im Rahmen einer Vereinbarung mit der NB die Schweizer Nationalphonothek. Über deren Abhörstationen in der NB in Bern und in der Nationalphonothek in Lugano können die Dokumente nun von allen Interessierten abgerufen werden.


Adresse für Rückfragen

Marie-Christine Doffey, Direktorin der Schweizerischen Nationalbibliothek
Tel. 031 322 89 01
marie-christine.doffey@nb.admin.ch



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