Privatradiostudie 2012 auf einen Blick

Biel/Bienne, 22.08.2013 - Erstmals wurden in der Privatradiostudie alle konzessionierten, kommerziellen Schweizer Privatradios erfasst. Sie zeigt für das Erhebungsjahr 2012 ein vielfältiges Bild der Schweizer Privatradios, die sich in den 30 Jahren nach ihrer Einführung in der Schweizer Medienlandschaft gut etabliert haben. Die Studie hat das Forschungsbüro Publicom im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM) durchgeführt.

Die Studie 2012 umfasst zum ersten Mal sämtliche Privatradios, die kommerziell tätig und im Besitz einer Konzession sind. Die vom Forschungs- und Beratungsbüro Publicom AG in Kilchberg durchgeführten Untersuchungen wurden am diesjährigen SwissRadioDay in Zürich vorgestellt. 

Regionalinformation

Die Privatradios zeichnen sich durch einen starken Lokalbezug bei der Information aus, wie dies in den Konzessionen verlangt wird. Werktags senden diese Radios während den Prime Times (siehe Kasten) am Morgen, Mittag und Abend durchschnittlich 25 Minuten regionale Informationen. Die Radios Central, Fribourg, RTN, BeO, Rhône, Fréquence Jura, Rottu und Jura Bernois kommen auf 40 und mehr Minuten Regionalinformationen während den Prime Times. 15 Radios verzeichnen während den Hauptsendezeiten weniger als 20 Minuten Regionalinformationen.

Beinahe die Hälfte aller gesendeten Informationsbeiträge während den untersuchten Prime Times besteht aus Regionalinformationen (durchschnittlich 46%). Regionalinformations-Anteile von mehr als der Hälfte der Prime-Time-Information verzeichnen die Radios Fiume Ticino, Basilisk, Energy Basel, Rhône, Grischa, Engiadina, Rottu, Sunshine, One FM, Rouge FM, Fribourg und Fréquence Jura. Aus weniger als einem Drittel Regionalinformation besteht die Prime-Time-Information der Radios GRRIF, Capital FM, 24, Argovia, Canal 3 français und Top.

Thematisch wird die Regionalinformation meist durch Beiträge zu Politik (26%) und Gesellschaft (21%) dominiert, die im Durchschnitt zusammen beinahe die Hälfte der behandelten Themen umfassen. Es folgen mit durchschnittlich fast gleich grossen Anteilen Beiträge zu Kultur (12%), Wirtschaft (11%), Sport und Bad News (je 10%, siehe Kasten).

Politische Themen haben Anteile von mehr als einem Drittel in den Regionalinformationen der Radios Chablais, 32, BeO, Yes FM, RTN und Munot. Gesellschaftliche Themen verzeichnen Anteile von mehr als einem Drittel in den Regionalinformationen der Radios 32, Grischa und Jura Bernois. Wirtschaftsthemen machen zu mindestens einem Fünftel die Regionalinformationen von GRRIF, Top, Jura Bernois, Neo 1 und Fréquence Jura aus. Sport ist vor allem eine Domäne der Deutschschweizer Regionalinformation: Hier führen die Radios Munot, Pilatus, Central, 24, Neo 1, Freiburg und Energy Zürich die Rangliste der höchsten Anteile an. Kultur dagegen wird vor allem in den Regionalinformationen der Radios der Romandie berücksichtigt. Ausser Energy Bern und Freiburg gibt es nur französischsprachige Sender, deren Regionalinformation sich zu mehr als einem Fünftel aus kulturellen Themen zusammensetzt. Dies trifft auf die Radios GRRIF, One FM, Fribourg (französischsprachig), Freiburg (deutschsprachig), Canal 3 français, Energy Bern, Lausanne FM und Fréquence Jura zu.

Die Radios berichten schwergewichtig über die urbanen Zentren ihrer Konzessionsgebiete und zu einem geringeren Grad über die Randgebiete. In der Deutschschweiz gehören die Räume Willisau / Sursee, Bernina, Glarnerland, Domleschg / Hinterrhein, Sargans / Werdenberg und das Fricktal zu den Gebieten, über die in den untersuchten Programmen wenig berichtet wird. In der Romandie werden die periphereren Gegenden der Konzessionsgebiete nur von zwei Radios in grösserem Mass berücksichtigt (Rhône und Chablais). Auch die Berichterstattung der Tessiner Radios Fiume Ticino und 3iii ist auf die Zentren ausgerichtet.

Kurzmeldungen dominieren

Die Information der untersuchten Radios setzt sich zum grössten Teil aus Kurzmeldungen zusammen. Diese journalistische Beitragsform wird während den untersuchten Prime Times zu durchschnittlich 44 Prozent eingesetzt, gefolgt von Statements (16%, siehe Kasten), längeren Berichten (14%) und Interviews (12%). Besonders viele Kurzmeldungen finden sich im Prime-Time-Programm der Radios Yes FM, BeO, FM 1, Rouge FM, Munot, Freiburg, Basilisk und Canal 3 français, deren Informationsbeiträge in mehr als der Hälfte der untersuchten Zeit aus Kurzmeldungen besteht. Auch Bad News kommen bei den Regionalinformationen einzelner Radios auf Anteile von mehr als einem Fünftel. Dies trifft auf die Radios FM 1, Argovia, Zürisee, Energy Zürich und 3iii zu. Human-Interest-Themen (siehe Kasten), die im Durchschnitt mit 3 Prozent einen bescheidenen Anteil an der Palette der Regionalinformationen haben, kommen bei Radio 105 auf einen Anteil von 37%. Alle anderen Radios verzeichnen bei diesem Themenbereich einstellige Prozentwerte.

Geschlossene Sprachregionen

Sprachlich ergaben die Analysen das erwartbare Bild in sich geschlossener Sprachregionen: In den Deutschschweizer Radioprogrammen wird durchschnittlich zu mehr als vier Fünfteln Schweizerdeutsch gesprochen, in etwas weniger als einem Fünftel der Wortbeiträge ist Hochdeutsch zu hören. In den Programmen der Romandie wird zu hundert Prozent Französisch gesprochen, in denjenigen des Tessins ausschliesslich Italienisch. Rätoromanisch ist in den untersuchten Programmen nie zu hören.

Überwiegend Musik

Den Hauptteil der gesendeten Programme macht nach wie vor Musik aus, auch während den Prime Times am Morgen, Mittag und Abend. Durchschnittlich hat Musik in dieser Zeit einen Anteil von beinahe zwei Dritteln bei den 38 untersuchten Stationen. Besonders viel Musik läuft auf GRRIF, Engiadina, Neo 1 und FM1, die alle einen Musikanteil von über 70 Prozent am Prime-Time-Programm verzeichnen. Vergleichsweise wenig Musik – höchstens 50 Prozent – läuft auf Fréquence Jura, RTN, Central, BeO, Chablais und Jura Bernois.

Jährlich lässt das BAKOM die werktags ausgestrahlten Programme privater Radiostationen während den Hauptsendezeiten (Prime Times) analysieren. Im 2012 war erstmals eine Vollerhebung möglich. Zugunsten dieser Untersuchung wurden die finanziellen Mittel für die Forschung anders gewichtet, um die Hauptsendezeiten (Prime Times) aller Programme vergleichen zu können und eine Übersicht über die Informationstätigkeit der Stationen zu erhalten. Die Programmanalysen wurden im Auftrag des BAKOM vom Institut Publicom durchgeführt. Untersucht wurden die 38 Programme der konzessionierten kommerziellen Schweizer Privatradios sowie die Deutschschweizer Regionalprogramme der SRG SSR. Als Stichprobe dienten die Hauptsendezeiten einer künstlichen Woche im Zeitraum von Mai bis November 2012 mit folgenden Stichtagen: 21.5., 13.6., 3.7., 22.8., 27.9. und 9.11. Die Musikanalyse basiert auf dem Stichtag 13. Juni 2012 von 06.00 bis 18.00 Uhr. Die Studie kostete 618'620.- Franken.
Die Studie ist Teil eines Forschungsprogramms zur Untersuchung der Programmqualität von Radio und Fernsehen. Nebst der Privatradiostudie gehören weitere Programmanalysen zu Radio und Fernsehen (SRG und Private), die Analyse des SRG Online-Angebots sowie eine Repräsentativbefragung des Medienpublikums dazu. Das Forschungsprogramm soll die öffentliche Diskussion über die Leistungen der Radio- und Fernsehsender anregen und die interessierte Öffentlichkeit mit wissenschaftlichen Grundlagen versorgen.

Begriffserläuterungen
Hauptsendezeiten (Prime Times): 06.30 - 08.30 Uhr, 11.30 - 13.30 Uhr, 17.00 - 19.00 Uhr
Bad News: Katastrophen, Kriege, Verbrechen, Attentate, Unglücke
Gesellschaft: Bildung, Gesundheit, Familie, Religion, Verkehr, Reisen, Tiere
Human Interest: Persönliches über Prominente und unbekannte Personen
Statements: kurze Stellungnahmen, meist von Prominenten


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