Welttag zur Beseitigung von Armut: Hilfestellungen zur Armutsprävention

Bern, 13.10.2016 - Frühe Förderung und die Begleitung Jugendlicher und ihrer Eltern bei der Berufswahl sind nachhaltige Massnahmen für die Prävention von Armut. Anlässlich des Welttags zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober publiziert das Nationale Programm gegen Armut zwei Leitfäden zur Stärkung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus armutsbetroffene Familien. Gleichzeitig findet in Bern ein Austauschtreffen mit den Verantwortlichen von rund 30 Pilotprojekten statt.

Das Nationale Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut wird von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden sowie Sozialpartnern und Nicht-Regierungsorganisationen in den Jahren 2014 bis 2018 gemeinsam umgesetzt. Es legt einen Handlungsschwerpunkt bei der Stärkung der Bildungschancen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Mit Bildung können Armutsrisiken langfristig und nachhaltig verringert werden. Um die Bildungschancen zu erhöhen, braucht es Strategien und Massnahmen von der frühen Kindheit über die obligatorische Schulzeit bis zum Berufsabschluss.

Das Nationale Programm gegen Armut veröffentlicht am 17. Oktober 2016 anlässlich des Welttags zur Beseitigung von Armut zwei Leitfäden und die ihnen zugrunde liegenden Forschungsberichte aus den Bereichen Frühe Förderung und Berufswahl, welche eine Orientierungshilfe für die Praxis darstellen. Sie zeigen bewährte Ansätze auf und unterstützen Fachleute und Entscheidungsträger in der Auswahl und Umsetzung wirksamer Massnahmen.

Frühe Förderung verhindert die Weitergabe von Armut an die nächste Generation

Die frühe Förderung gilt als zentrales Mittel zur Prävention von Armut. Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben deutlich bessere Chancen auf einen guten Bildungs- und Berufsabschluss, wenn sie angemessen in ihrer Entwicklung gefördert und ihre Familien gezielt unterstützt werden. Darüber hinaus werden auch ihre Gesundheits- und Integrationschancen erhöht. Dies kann beispielsweise geschehen, indem der Zugang zu und die Qualität von familienexternen Betreuungsangeboten gesichert werden, die Eltern in ihren erzieherischen Aufgaben und die Ressourcen der Kinder frühzeitig gestärkt werden. Damit kann verhindert werden, dass Armut über die Generationen weitergegeben wird.

Der neue Leitfaden «Kriterien wirksamer Praxis in der frühen Förderung», der im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut von der Hochschule Luzern und vom Institut für Elementar- und Schulpädagogik erarbeitet wurde, beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zu Kriterien wirksamer Praxis verdichtet wurden. Er enthält 11 Good-Practice-Kriterien sowie eine Checkliste, um wirksame Angebote der frühen Förderung zu konzipieren, aufzubauen, zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

Eltern unterstützen, um die Berufswahl ihrer Kinder zu erleichtern

Menschen ohne Berufsabschluss befinden sich häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen und sind häufiger von Armut betroffen. Eine Berufswahl, die den Interessen und Fähigkeiten Jugendlicher entspricht, ist ein Garant für einen erfolgreichen Berufsabschluss, einen gelungenen Einstieg in den Arbeitsmarkt und ein finanziell unabhängiges und selbstbestimmtes Leben im Erwachsenenalter.

Der zweite Leitfaden «Die Begleitung und Unterstützung sozial benachteiligter Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder» richtet das Augenmerk auf die Rolle sozial benachteiligter Eltern im Berufswahlprozess ihrer Kinder und auf ihren Unterstützungsbedarf. Er soll verantwortliche Fachpersonen und Entscheidungsträger im Bildungs- und Sozialbereich bei der Verbesserung bestehender oder Entwicklung neuer Angebote als Planungsinstrument dienen. Im Auftrag des Nationalen Programms gegen Armut untersuchte das Zentrum Lernen und Sozialisation der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz Unterstützungsangebote in zehn Schweizer Gemeinden und leitete die wichtigsten Aspekte ab, welche erfolgreiche Angebote der Elternunterstützung auszeichnen.

Bildungschancen stärken: Das BSV lädt zum Austausch von Erfahrungen und neuen Inputs

Neben der Erarbeitung von fundiertem Wissen in ausgewählten Themenbereichen leistet das Nationale Programm gegen Armut finanzielle Beiträge an Pilot- und Modellprojekte sowie Forschungsprojekte und Evaluationen, welche geeignet sind, Impulse zur Weiterentwicklung der Armutsprävention im Bereich Bildungschancen zu geben. Im Rahmen eines Treffens tauschen sich die Träger der rund 30 geförderten Projekte aus der ganzen Schweiz aus.

Der Welttag zur Beseitigung von Armut wurde im Jahr 1992 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Die Anstrengungen von Menschen, die in Armut leben, sowie die Bemühungen, diesen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, sollten an diesem Tag speziell gewürdigt werden.

Am 22. November 2016 findet die Nationale Armutskonferenz in Biel unter Beisein von Bundesrat Alain Berset, Regierungsrat und Vorsitzender der SODK Peter Gomm und weiteren politischen Vertreter und Vertreterinnen der Städte und Gemeinden statt. Die Konferenz dient dazu, eine Zwischenbilanz bezüglich der im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut umgesetzten Massnahmen? zu ziehen sowie die aktuellen Herausforderungen der Armutsprävention zu diskutieren.

Das Nationale Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut will die Wirkung der bestehenden Präventions- und Bekämpfungsmassnahmen verstärken und dazu beitragen, dass die Massnahmen besser koordiniert sind. Es fördert den Austausch unter Fachpersonen und stellt Informationen bereit. Das Nationale Programm gegen Armut ist auf fünf Jahre befristet (2014–2018) und wird gemeinsam vom Bund, den Kantonen, Städten und Gemeinden sowie Organisationen der Zivilgesellschaft getragen.


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Leiterin Nationales Programm gegen Armut
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