Unterwegs zur ökologischen Schafsömmerung

Bern, 12.11.2004 - Intensiv betriebene Schafalpung kann unerwünschte Auswirkungen haben auf die Vegetationsentwicklung und das Verhalten der Wildtiere. Wie eine ökologisch verträgliche Beweidung aussehen könnte, wurde an einer Informationstagung des BUWAL diskutiert. Zentral ist dabei eine geordnete Weideführung, wenn möglich mit Aufsicht durch Hirten.

Nicht primär die hohe Anzahl Schafe sondern die Art, wie die Schafe die Weide nutzen, entscheidet darüber, ob die Alpung der Schafe ökologisch vertretbar ist. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem eine Studie im Auftrag des BUWAL, die Klaus Robin von der Robin Habitat AG heute an einer Informationstagung zum Thema «Schafsömmerung im Wandel» vorstellte.

Weniger Schafe – grössere Artenvielfalt

Die Studie folgert, dass intensiv betriebene Schafsömmerung unerwünschte Auswirkungen haben kann auf die Vegetationsentwicklung, die Erosionsgefährdung oder auf die Nutzung des Gebietes durch Wildtiere.

Die Untersuchung der schrittweisen Einstellung der Beweidung auf dem Schafberg bei Amden von 1995 bis 2002 hatte folgendes Resultat ergeben: Nach Aufgabe der Schafalpung nutzten die Wildtiere das Gebiet wieder vermehrt. Gleichzeitig war eine Zunahme der Artenvielfalt bei der Vegetation zu verzeichnen.

Bewirtschaftungsplan empfohlen

Wie können die negativen Auswirkungen der Schafsömmerung in Grenzen gehalten werden? Für die Beweidung eignen sich generell besonders Gebiete, die nicht allzu steil sind, eine geschlossene Vegetationsdecke aufweisen und dadurch wenig erosionsgefährdet sind. Ungeeignete Gebiete sollten daher im Gelände kartiert und in der Planung ausgeschieden werden. Dies erläuterte Franz Stadler vom Büro BSN (Büro für standortgerechte Nutzung) in Reussbühl. Eine angepasste Nutzung ist zum Beispiel dann möglich, wenn die gesamte geeignete Alpweide in mehrere Weidekoppeln eingeteilt wird und die Schafe im Laufe des Sommers umherziehen. Um Problemen vorzubeugen, empfehlen das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und das BUWAL deshalb, Bewirtschaftungspläne auszuarbeiten.

Heute haben Alpbesitzer oder Pächter die Wahl, ihre Schafe traditionell auf Standweide ohne Aufsicht zu sömmern oder auf der so genannten Umtriebsweide; bei der Umtriebsweide werden die Schafe mittels Zäunen wohl überlegt versetzt und können zusätzlich von einem Hirt geleitet werden. Laut Hugo Roggo vom BLW wurden im Jahr 2003 40 Prozent der Schafe auf Standweiden gesömmert. Rund 33% der gesömmerten Schafe waren behirtet und etwa 27% wurden in Umtriebsweiden gehalten. Die höchsten Subventionen erhalten Schafhalter für die Umtriebsweide mit Hirt. Ein Anreiz für eine «Ökologisierung» der Schafsömmerung existiert also bereits heute.

Gesundheitliche Auswirkungen für Wildtiere

Dass die Schafalpung nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Auswirkungen haben kann, erklärte Marie-Pierre Ryser vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern: Rund 250'000 Schafe werden in der Schweiz jährlich auf den Alpen gesömmert. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit etwa 100'000 Gämsen und Steinböcken. Dabei können Krankheiten wie zum Beispiel die Gämsblindheit von den Haustieren auf die Wildtiere übertragen werden. Vorbildlich packt der Kanton Graubünden das Problem an: Vor und während der Sömmerung wird der Gesundheitszustand der Tiere systematisch untersucht. Aus der Sicht des BUWAL und des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) müssen solche Seuchenverhütungskonzepte auch in anderen Kantonen erarbeitet und umgesetzt werden.


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Weitere Auskünfte:
Reinhard Schnidrig, BUWAL
Sektion Jagd und Wildtiere
Tel. 031 323 03 07



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