Nach dem Unfall bei Überlingen hat das BAZL Verbesserungen bei Skyguide durchgesetzt

Bern, 19.05.2004 - Im Verlauf der Untersuchung über die Flugzeugkollision bei Überlingen vom 1. Juli 2002 hat die deutsche Untersuchungs-behörde drei Sicherheitsempfehlungen an das BAZL gerichtet. Die drei Empfehlungen sind umgesetzt, deren Anwendung bei Skyguide hat das Amt mit Inspektionen überprüft.

Aufgrund von Zwischenergebnissen aus der Untersuchung hatte die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) unter anderem Ende Juli 2003 drei Sicherheitsempfehlungen an das BAZL gerichtet.

  • In der ersten Empfehlung schlug die BFU vor, Skyguide solle Verfahren und Verhaltensweisen erarbeiten, die gewährleisten, dass bei Unterhaltsarbeiten an den Systemen immer entweder technische oder menschliche Reserven beziehungsweise Sicherungen vorhanden sind.
  • Die zweite Empfehlung: Bei Skyguide sollten rund um die Uhr mindestens zwei Fluglotsen im Einsatz stehen respektive die Überflugsektoren betreuen.
  • Die dritte Empfehlung hatte zum Inhalt, den richtigen Umgang mit Notfallverfahren in die Weiterbildungskurse für Fluglotsen aufzunehmen.

Das BAZL prüfte die Sicherheitsempfehlungen und wies Skyguide Mitte August 2003 an, diese vollumfänglich umzusetzen. Mit Inspektionen im vergangenen Herbst respektive im Februar dieses Jahres hat das Amt die Anwendung der drei Empfehlungen bei der Schweizer Flugsicherung überprüft.

Der ersten Empfehlung hat Skyguide mit einem speziellen Prozess für Unterhaltsarbeiten Rechnung getragen. Innerhalb dieses Prozesses sind unter anderem die Zuständigkeiten zwischen technischem Personal und den Fluglotsen beschrieben, die genauen Abläufe der Arbeiten festgehalten und die Information sämtlicher durch die Vorgänge tangierter Mitarbeiter geregelt. Dies soll in Zukunft sicherstellen, dass etwa Fluglotsen über anstehende Unterhaltsarbeiten informiert sind und genau wissen, wenn bestimmte Systemteile nicht in ihrer vollen Funktionalität zur Verfügung stehen.

Mit einer Anpassung der Schichtpläne hat Skyguide auf die zweite Sicherheitsempfehlung reagiert. So genannte «Single Manned Operations», das heisst die Betreuung eines Radar-Überflug-sektors nur durch einen Fluglotsen, hatte das BAZL gestützt auf erste Erkenntnisse und im Sinne einer vorsorglichen Massnahme wenige Tage nach dem Unfall verboten. Bereits vor dem Unfall hatte das BAZL gestützt auf eine Sicherheitsempfehlung des schweizerischen BFU Skyguide angehalten, «Single Manned Operations» tagsüber nur mit Einschränkungen anzuwenden. Der Sicherheitsempfehlung der deutschen BFU entsprechend sehen die Einsatzpläne von Skyguide inzwischen auch Ersatzpersonal vor, um zu gewährleisten, dass die Verkehrsregelung für die beiden Flugplätze Friedrichshafen und St. Gallen-Altenrhein durch die Leitstelle in Zürich nicht mehr parallel zu Aufgaben an Überflugsektoren erfolgt.

Die dritte Sicherheitsempfehlung hat Skyguide in die Weiterbildungskurse für 2003 und 2004 einfliessen lassen. Notfallszenarien spielen in diesen Kursen eine zentrale Rolle. Die Fluglotsen werden zum Beispiel darin geschult, im Falle einer Unterschreitung der minimal vorgeschriebenen Abstände zweier Flugzeuge die für eine sichere Verkehrsabwicklung notwendige Separation ohne Verzug wieder herzustellen und auch in ausserordentlichen Situationen die korrekte Fachsprache im Funkverkehr mit den Flugzeugbesatzungen anzuwenden, um Missverständnissen vorzubeugen.

Die zusätzlichen, heute mit dem Unfalluntersuchungsbericht veröffentlichen sieben Sicherheitsempfehlungen an die Adresse des BAZL werden das Amt und der inzwischen vom UVEK eingesetzte Sicherheitsbeauftragte gemeinsam prüfen. Das BAZL hat seine Aufsicht über Skyguide seit dem Unfall intensiviert. Ergeben die Inspektionen Erkenntnisse über mögliche Verbesserungen der sicherheitsrelevanten Abläufe, so ergreift das BAZL laufend die notwendigen Massnahmen.



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