Die Wahrnehmung der Schweiz im Ausland 2011

Bern, 23.12.2011 - Auch 2011 erreicht die Schweiz im Nation Brands Index einen Platz unter den Top 10. Dies zeugt vom nach wie vor sehr guten Image unseres Landes in der breiten ausländischen Bevölkerung. Faktoren wie politische Stabilität, Kompetenz, Lebensqualität und Natur werden positiv bewertet. Die ausländische Medienberichterstattung über die Schweiz zeigt sich im Vergleich dazu kontrastreicher: Die Schweiz war 2011 auch Gegenstand von Kritik. Diese stand meist im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise und betraf entsprechend den Schweizer Finanzplatz und Wirtschaftsstandort. Von den ausländischen Medien positiv aufgenommen wurden dagegen zahlreiche politische Entscheide. „Die Schweiz hat in der breiten ausländischen Bevölkerung nach wie vor ein erfreulich gutes Image - dieses muss aber gepflegt werden“, stellt Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz im Generalsekretariat des EDA, zusammenfassend fest.

Im Nation Brands Index, einem Wahrnehmungsvergleich von 50 Ländern, erreicht die Schweiz auch 2011 einen Platz unter den Top 10. Am besten wird sie unter dem Titel „Regierungsführung“ beurteilt – diese gilt als „kompetent und ehrlich“. Weiter erreicht die Schweiz Spitzenplätze für „Lebensqualität“ und „Umweltschutz“. Sie erreicht eine gute Bewertung unter dem Titel „Exporte“, wobei hier der schweizerische „Beitrag zu Wissenschaft und Technologie“ im Vergleich zum Vorjahr leicht höher bewertet wird. Eine starke Assoziierung ist mit dem Begriff „Banken“ festzustellen. Weniger gut schneidet die Schweiz auch 2011 unter dem Titel „Kultur und Kulturerbe“ ab.

Im Ländervergleich wird die Schweiz nach wie vor von Deutschland mit Rang 2 am höchsten bewertet. In China und Russland liegt sie auf dem Rang 5, in den USA und der Türkei hat sich die Wahrnehmung gegenüber dem Vorjahr verbessert und erreicht Rang 7 bzw. Rang 6. Die lateinamerikanischen Länder geben der Schweiz dagegen tiefere Werte als im Vorjahr, wobei trotz Rangverlusten immer noch gute Plätze erreicht werden (z.B. Argentinien Rang 10, trotz 5 Plätzen Verlust).

Diese positive Wahrnehmung entspricht nicht ganz der Tonalität der Medienberichterstattung. „In gewissem Kontrast zum traditionell positiven Bild der Schweiz in der breiten Öffentlichkeit steht eine in den letzten zehn Jahren zunehmend kritische Tendenz in den Medien“, hält Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz, fest. „Unsere Analysen der ausländischen Medien zeigen, dass die Medienpräsenz der Schweiz 2011 konstant relativ hoch, die Tonalität jedoch zum Teil negativ geprägt war.“

Diese kritische Berichterstattung geht einher mit  einer  anteilmässig überproportionalen Thematisierung der Finanz- und Steuerthemen (vgl. Abb. 1 Jahresverlauf; Abb. 2 Themenbereiche). Spitzenreiter ist dabei der starke Schweizer Franken. Dieser wird im Zusammenhang mit der Währungsstabilität zwar auch positiv erwähnt, doch überwiegt die kritische Berichterstattung vor dem Hintergrund zunehmender Konjunkturprobleme der Schweizer Wirtschaft und der Fremdwährungsverschuldung in Schweizer Franken von beispielsweise österreichischen und ungarischen Haushalten. Für zumeist kritische Schlagzeilen sorgten auch die Schweizer Banken (z.B. Einigung Bank Julius Bär mit amerikanischen Behörden, Klagen in den USA gegen die CS, unautorisierte Handelsgeschäfte bei UBS). Auf politischer Ebene wurde die Abgeltungssteuer im Kontext der Steuerabkommen mit Deutschland und Grossbritannien vor allem in den deutschen Medien zurückhaltend bis kritisch kommentiert.

Von den ausländischen Medien positiv aufgenommen wurden dagegen zahlreiche politische Entscheide. Die Blockierung von „Potentatengeldern“ durch die Schweiz im Kontext des arabischen Frühlings fand international Beachtung und stiess auf vorwiegend positive Resonanz. Der Grundsatzentscheid des Bundesrates und des Parlamentes für den Atomausstieg führte ebenfalls zu einem beachtlichen, eher positiven internationalen Medienecho, wurde aber primär als Folge der Katastrophe von Fukushima und weniger als grundsätzlich positives Signal zugunsten der erneuerbaren Energien interpretiert. Die Volksinitiative "Für den Schutz vor Waffengewalt" wurde im Ausland je nach Region aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlicher Tonalität thematisiert: Während in den USA im Zusammenhang mit dem Tucson-Attentat aus eigener Betroffenheit berichtet wurde, interessierte in Deutschland die Art des Abstimmungsgegenstandes, welche zum Beispiel als „kurios“ und „surreal“ beurteilt wurde. Die „Stärkung der politischen Mitte“ bei den eidgenössischen Wahlen stiess auf zumeist positive Resonanz.

Stärken der Schweiz in den Bereichen Bildung, Forschung, Innovation oder auch innovative Politikansätze im öffentlichen Verkehr etc. wurden verhältnismässig selten thematisiert. „Hier zeigt sich ein noch zu wenig ausgeschöpftes Potential“, betont Nicolas Bideau. Auch die Kultur kam nicht oft zur Sprache. Dagegen war der Sport mit einem Anteil von immerhin gut 10% an der gesamten Berichterstattung über die Schweiz vertreten. Hier stehen oft einzelne Persönlichkeiten im Vordergrund, so ist Roger Federer in rund einem Zehntel dieser Sport-Artikel das Thema.

„Die Schweiz hat in der breiten ausländischen Bevölkerung nach wie vor ein erfreulich gutes Image“, stellt Nicolas Bideau zusammenfassend fest. „Dieses Bild muss aber gepflegt werden, damit es von einer eher einseitigen, auf die kritischen Themen ausgerichteten ausländischen Medienberichterstattung auf die Dauer nicht beeinträchtigt wird.“  


Kontakt: Nicolas Bideau, Chef Präsenz Schweiz,
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