AgriMontana: Massnahmen zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft im Berggebiet

Zürich, 21.11.2014 - Welche Perspektiven hat die Landwirtschaft im Berggebiet und welche Strategien sollen die Bergbetriebe in Zukunft verfolgen? Im Rahmen des Forschungsprogramms AgriMontana hat Agroscope unter anderem verschiedene Minimalnutzungsverfahren wie das arbeitsextensive Mulchen oder die Beweidung mit Robust-Rassen als Massnahmen zur Offenhaltung der Kulturlandschaft beurteilt. Zentral bei der Diskussion um Perspektiven der Berglandwirtschaft und um die Flächennutzung sind der regionale Kontext und die Entwicklung umfassender Nutzungsstrategien.

„Die Perspektiven für die Berglandwirtschaft und die Ausrichtung der Betriebe sind nicht nur für die Landwirtschaft selber bedeutend. Mit Blick auf Funktionen wie die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und die Vitalität des ländlichen Raums und der peripheren Bergtäler betreffen sie die ganze Gesellschaft“, erklärt Paul Steffen, Leiter des Agroscope Instituts für Nachhaltigkeitswissenschaften INH zur Eröffnung der Tagung „Zukünftige Perspektiven der Berglandwirtschaft“, die den Abschluss des Agroscope-Forschungsprogramms AgriMontana bildet.

Die Berglandwirtschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Mit dem fortschreitenden Rückgang der Anzahl Betriebe und der in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte geht ein stetiges Betriebswachstum, aber auch eine hohe Arbeitsbelastung der Familienbetriebe einher. So ist die Zahl der Betriebe in der Bergregion zwischen 2003 und 2013 um 17 Prozent gesunken und die im Mittel pro Betrieb genutzte Fläche ist um drei Hektaren auf 18,4 Hektaren gestiegen. Gleichzeitig manifestieren sich in den Berggebieten die topografischen und strukturellen Standortnachteile in tiefen landwirtschaftlichen Einkommen und Arbeitsverdiensten. So erzielten die Betriebe in der Bergregion im Mittel der Jahre 2011 bis 2013 ein landwirtschaftliches Einkommen pro Betrieb von 44 030 Franken und einen Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft von 30 510 Franken. Viele Landwirtinnen und Landwirte im Berggebiet haben daher in der Vergangenheit versucht, ihre Betriebe den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Die Palette reicht vom gezielten Flächenwachstum, der Aufnahme ausserlandwirtschaftlicher Erwerbstätigkeiten, allenfalls kombiniert mit einer Anpassung der Betriebsausrichtung, über die Diversifizierung innerhalb der Landwirtschaft bis hin zur überbetrieblichen Zusammenarbeit. 

Alternative Nutzungsverfahren

„Die Ergebnisse der Arealstatistik und des Landesforstinventars zeigen deutlich, dass die Landwirtschaft die flächendeckende Offenhaltung der Kulturlandschaft mit den traditionellen Nutzungsverfahren seit längerem nicht mehr gewährleisten kann“, erklärt Christian Flury, Leiter des Forschungsprogramms AgriMontana. Das Forschungsprogramm hat sich daher speziell mit der Frage befasst, welche alternativen Nutzungsverfahren zur Offenhaltung beitragen könnten. Aus wirtschaftlichen Überlegungen stehen dabei beispielsweise das arbeitsextensive Mulchen oder die Beweidung mit Robust-Rassen wie zum Beispiel Buren Ziegen, Engadiner Schafen oder Schottischen Hochlandrindern im Vordergrund. Die Wahl des optimalen Verfahrens muss jedoch standortspezifisch und eingebettet in eine Nutzungsstrategie erfolgen. „Dabei ist im regionalen Kontext zuerst zu klären, welche Flächen überhaupt offen gehalten werden sollen bzw. an welchen Standorten eine Verbrachung oder Verwaldung, allenfalls mit einer gezielten Aufforstung, bewusst in Kauf genommen wird“, führt Flury aus.

Einen wichtigen Stellenwert innerhalb von AgriMontana nahm zudem die bisherige und zukünftige Struktur- und Einkommensentwicklung ein. An der Tagung standen Diskussionen zu den drei Szenarien „Wachsen und produzieren“, „Landschaftspflege“ und „Diversifizieren“ im Zentrum. „Die Tagung soll auch zu Diskussionen anregen, beispielsweise zu den Fragen, welche Perspektiven produzierende Betriebe im Berggebiet haben und welchen Stellenwert in Zukunft einem Standbein ausserhalb der Kernlandwirtschaft zukommen wird“, erklärt Flury. „Ich bin überzeugt, dass solche Diskussionen nicht nur aus der Sicht von Bergbauernfamilien wichtig sind, sondern auch für die Verwaltung, die Beratung und weitere Institutionen, die Bergbetriebe unterstützen und fördern.“

AgriMontana – Beiträge der Landwirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung des Berggebiets

Mit der Agrarpolitik 2014 bis 2017 und der Neuausrichtung des Direktzahlungssystems haben sich die Rahmenbedingungen für die Berglandwirtschaft stark verändert. Für die Bäuerinnen und Bauern, aber auch für Amtsstellen und Institutionen, die Betriebe im Berggebiet unterstützen, stellen sich mit Blick auf die zukünftige Entwicklung eine Reihe von Fragen, unter anderem zur Struktur- und Einkommensentwicklung oder zur Nachhaltigkeit der Berglandwirtschaft.

Ziel des Agroscope-Forschungsprogrammes AgriMontana von 2008 bis 2014 war es, Entwicklungsstrategien für die Landwirtschaft im Berggebiet zu entwickeln. Es orientierte sich an der Leitidee, dass sich Räume im Berggebiet nachhaltig entwickeln und den Ansprüchen der lokalen Bevölkerung und der übrigen Gesellschaft gerecht werden. AgriMontana bietet Erkenntnisse und Ansätze zur Weiterentwicklung der Berglandwirtschaft. Die Tagung vom 21. November 2014 im Plantahof in Landquart bildet den Abschluss des Programms.

 


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Christian Flury, Leiter Forschungsprogramm AgriMontana
Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH
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Stephan Pfefferli, stv. Institutsleiter
Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH
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