Innovation – der Weg zum Erfolg

Bern, 05.11.2015 - Rede von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF agroPreis-Verleihung 2015

Meine Damen und Herren

Etwas vom Liebsten sind uns unsere Vorurteile. Davon kann die Landwirtschaft ein Lied singen: Als besonders zukunfts- und risikofreudig gilt die Bauernzunft gemeinhin nicht. Welches Kind lernt nicht den Spruch: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht." Darum erinnere ich gerne an einen anderen Spruch. Des amerikanische Schriftstellers Henry David Thoreau sagte: „Es ist nie zu spät, Vorurteile abzulegen." Die Verleihung des Agropreises ist dazu eine gute Gelegenheit. Der Preis verschafft der innovativen und unternehmerischen Seite unserer Landwirtschaft Aufmerksamkeit. Sie hat es verdient!

Es ist mir deshalb eine ausserordentliche Freude, heute bei Ihnen zu sein. Wo immer ich mit Landwirtinnen und Landwirten zusammentreffe, heisst es: Lasst uns mehr Freiraum, lasst uns Unternehmer sein! Dass die Schweizer Landwirtschaft unternehmerisch und innovativ ist, steht für mich ausser Frage. Nehmen Sie den Champignon-Züchter aus dem Wauwiler Moos. Oder den Radisli-Bauer aus dem Berner Seeland. Beide haben in den letzten Jahren hochmoderne Betriebe aufgebaut, die einen Grossteil der inländischen Nachfrage abdecken. Ein Sprichwort sagt auch, Bauern seien schlau. (Dieses Vorurteil lassen sie wohl lieber auf sich sitzen als andere...)

Schlau heisst hier: merken, was der Markt verlangt, das Neue wagen und mit Erfolg belohnt werden. Das ist keineswegs ein neues Phänomen. Unsere Bauern haben immer wieder Antworten auf die wirtschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit gefunden. Sie haben schon im frühen Mittelalter gemerkt, dass mit Fleisch mehr Geld zu verdienen ist als mit Hafer. Also wurde auf Viehwirtschaft umgestellt und die Tiere auf die Märkte in Frankreich oder in der Lombardei gebracht. In diesem Sinne zeichnen wir heute aus, was so alt ist wie die Landwirtschaft selber: gescheite Ideen, die Hergebrachtes zu verbessern - und Neues schaffen.

Wir gratulieren heute aber nicht Ideen. Sondern den Menschen, die dahinter stehen. Sie alle verfügen über ein überdurchschnittliches Mass an Neugierde und Risikobereitschaft, an Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft. Und wahrscheinlich der eine oder andere nicht zuletzt über eine grosse Frustrations-Toleranz.

Wie etwa jener Käser aus der Innerschweiz, der wegen seiner Tüftelei lange belächelt wurde. Heute liefert er seinen Käse an Gourmet-Adressen in der ganzen Welt. Liebe Nominierte Ihnen allen gratuliere ich ganz herzlich zu Ihrem Mut und zu Ihrer Leistung! Ich hoffe und wünsche Ihnen sehr, dass Sie Ihre Ideen erfolgreich im Markt durchsetzen können. Damit werden Sie zu Vorbildern für ihre Berufskollegen. Und Sie werden gleichzeitig zu Aushängeschildern eines Landes, in dem gilt: ohne Innovation keine Wettbewerbsfähigkeit. Nur so können wir auch in Zukunft möglichst alle Menschen in unserem Land einen Job sichern - und somit eine Perspektive. Deshalb haben wir übrigens in der Agrarpolitik Bedingungen formuliert, wie der Bund Innovation unterstützen kann. Machen Sie davon Gebrauch!

Seit fast einem Viertel-Jahrhundert zeichnen Sie die besten Ideen aus. In dieser Zeit hat sich der Agropreis zur wichtigsten Plattform für Innovationen in der Landwirtschaft entwickelt. Unzählige gute Projekte haben sich einem grossen Publikum präsentieren können, Nachahmer gefunden und inspiriert. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Denn es muss uns gelingen, den Innovations-Spirit noch stärker zu verbreiten. Innovation hat zwei Gegner: Selbstzufriedenheit und Vorurteile.

Das Gegenteil von Selbstzufriedenheit ist Unternehmertum. Das Gegenteil von Vorurteil ist Neugier. Ich wünsche Ihnen - und uns allen -weiterhin viel unternehmerischen Geist und Neugier. Vielen Dank.

 

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