40 Jahre Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF: Viel erreicht – neu herausgefordert

Bern, 24.11.2015 - Seit 40 Jahren engagiert sich die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF für die Rechte von Frauen und Mädchen. Auch dank der EKF sind seither viele rechtliche Diskriminierungen abgebaut worden. Die Rollenbilder sind im Wandel. Heute geht es darum, die weniger sichtbaren strukturellen Diskriminierungen anzugehen, die institutionelle Trägheit zu überwinden und proaktive, auch gesetzliche Massnahmen durchzusetzen, um die tatsächliche Gleichstellung voranzubringen. Dafür setzt sich die EKF ein.

40 Jahre EKF – 40 Jahre engagierte Frauenpolitik

Vor 40 Jahren hat der Bundesrat auf Druck der Frauenorganisationen die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF als ausserparlamentarische Kommission eingesetzt. Ihr kommt damit die Rolle einer Pionierin in der Schweiz zu. Als erstes und lange Zeit einziges nationales Gremium hat sich die Kommission für die Rechte von Frauen und Mädchen engagiert und dabei erfolgreich mit einer breiten Palette von Organisationen zusammengearbeitet.
Seit 1976 ist die EKF auf nationaler und internationaler Ebene Plattform und Drehscheibe für Informationen zur Entwicklung der Gleichstellung. Sie sorgt immer wieder dafür, dass brisante Themen wie zum Beispiel der Elternurlaub in der öffentlichen Diskussion bleiben. Die Studien, Analysen und Empfehlungen der Kommission liefern Anregungen für die Gleichstellungspolitik des Bundes und der Kantone. Ihre Stellungnahmen und Veranstaltungen bieten Grundlagen für Debatten in Fachkreisen und Organisationen wie auch für ein breiteres Publikum.

40 Jahre EKF – der Jubiläumsanlass

Am 19. November 2015 hat die EKF gemeinsam mit Gästen aus Politik, Behörden und Zivilgesellschaft ihr 40-jähriges Jubiläum in Bern gefeiert. Nach der Ansprache von EKF-Präsidentin Etiennette J. Verrey und der Grussbotschaft von Bundeskanzlerin Corina Casanova diskutierte ein hochkarätiges Podium von Fachfrauen und Fachmännern über aktuelle Herausforderungen. Gewürdigt wurden rechtliche Meilensteine wie der Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung im Jahr 1981, das neue Eherecht von 1988, das Gleichstellungsgesetz von 1996, die Einführung der Mutterschaftsversicherung 2004 und die Gleichstellung der Geschlechter im Namens- und Bürgerrecht von 2013. Nach wie vor fehle aber eine egalitäre Vertretung von Frauen in Wirtschaft und Politik und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Gesellschaft als Ganzes sei nicht erreicht. So wurde analysiert, weshalb die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Väter und Mütter unbefriedigend und Geschlechterstereotypen bis heute weit verbreitet sind.

Der Jubiläumsanlass war der letzte öffentliche Auftritt von Etiennette J. Verrey als Präsidentin der EKF: Sie tritt nach 8 Jahren, in denen sie die Kommission mit grossem Engagement vertreten hat, auf das Ende der Legislatur 2012–2015 zurück. Ihre Nachfolge wird voraussichtlich Ende November 2015 vom Bundesrat gewählt.

40 Jahre EKF – 4 aktuelle Forderungen

Bis heute ist die faktische Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht. Die gern betonte sogenannte «Wahlfreiheit» der jungen Frauen und Männer täuscht nicht darüber hinweg, dass sie vor allem bei Elternschaft schnell an strukturelle Barrieren stossen. Die «Wahlfreiheit» wird zur Illusion, wenn die Rahmenbedingungen fehlen, um Erwerbstätigkeit, Elternschaft und gesellschaftliches Engagement miteinander zu vereinbaren. Auch die politische Partizipation von Frauen auf Bundesebene wie auf kantonaler Ebene lässt nach wie vor zu wünschen übrig. All dies führt dazu, dass traditionelle Rollenbilder sich wieder verfestigen und Geschlechterstereotypen reproduziert werden.

Die EKF stellt 4 aktuelle Forderungen:

·         Es braucht einen gesetzlich geregelten und bezahlten Elternurlaub.

Es sind die nötigen gesetzlichen Grundlagen auszuarbeiten, die ergänzend zum geburtsbezogenen 14-wöchigen Erwerbsersatz bei Mutterschaft einen mindestens 24-wöchigen bezahlten Elternurlaub vorsehen. Ein Elternurlaub, zu beziehen von Mutter und Vater, ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft der ganzen Gesellschaft.

·         Es ist Zeit für gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit.

Auch 20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes (1996) ist die Lohngleichheit von Frau und Mann nicht verwirklicht. Deshalb ist es Zeit für ein proaktives Modell zur Durchsetzung der Lohngleichheit.

·         Für tatsächliche Gleichstellung im Alter sorgen

Bundesrat und Ständerat planen, bei der Reform der Altersvorsorge 2020 das Rentenalter der Frauen auf 65 Jahre zu erhöhen. Die EKF lehnt dies ab und fordert den Gesetzgeber auf, für die faktische Gleichstellung im Alter zu sorgen. Eine formale Gleichstellung der Geschlechter beim Rentenalter ist erst dann gerechtfertigt, wenn die tatsächlichen Benachteiligungen von Frauen in der Wirtschaft und in den Sozialversicherungen (etwa bedingt durch Teilzeitarbeit und nicht bezahlte Care-Arbeit) beseitigt sind.

·         mehr Frauen in Führungspositionen von Politik und Wirtschaft  

Bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober 2015 hat der Frauenanteil im Nationalrat erstmals seit 45 Jahren die 30-Prozent-Marke überschritten. Mit 64 von 200 Mandaten (32 %) politisieren in der grossen Kammer immer noch mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen. Eine angemessene Repräsentation ist damit bei weitem nicht erreicht. Auch in Führungspositionen der Wirtschaft sind Frauen deutlich untervertreten.

40 Jahre EKF – die Jubiläumspublikationen

·         Zeitschrift: Frauenfragen 2015: 40 Jahre EKF – 40 Frauenfragen
Im Jubiläumsheft stellen wir 40 aktuelle «Frauenfragen» zu den Schwerpunkten
Rollenbilder, Erwerbsleben und Familie, soziale Sicherheit, Schutz vor Gewalt sowie Partizipation. Der Beitrag «40 Jahre EKF. Viel erreicht – neu herausgefordert» skizziert die Kommissionsarbeit im historischen Kontext.

·         Poster: Viel erreicht – neu herausgefordert. 40 Jahre EKF – 40 Fakten
Faktenblatt in Form eines attraktiven Posters (42x70cm). Hier finden Sie 40 Meilensteine auf dem langen Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann. Für alle Interessierten und als Einstieg für Lehrende und Lernende (ab Sekundarstufe I/II).

  • Webdokumentation: Frauen Macht Geschichte
    Von 1848 bis heute: Die Webdokumentation vermittelt die wichtigsten Daten und Fakten zu Politik, Recht und Bildung.


Adresse für Rückfragen

Etiennette J. Verrey, Präsidentin EKF, Tel. 061 922 16 74,
etiennette.verrey@bluewin.ch
Pierre-André Wagner, Vizepräsident EKF, Tel. 031 388 36 36,
pierre-andre.wagner@sbk-asi.ch
Elisabeth Keller, Geschäftsführerin EKF, Tel 058 462 92 76,
elisabeth.keller@ebg.admin.ch



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